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18.06.11 - Bad Neustadt

Mit dem Fahrrad von Bad Neustadt über München nach Berlin in 17 Stunden

Von Bad Neustadt über München nach Berlin in 17 Stunden – und das einzig und allein auf mit purer Muskelkraft angetriebenen Rennrädern: das ist fürwahr eine Leistung, die weit und breit ihresgleichen sucht. Wenngleich es sich bei München nicht etwa um die bayerische Landeshauptstadt handelt, sondern um ein kleines Dorf im thüringischen, hatten vier Radler des TSV Brendlorenzen stattliche 420 Kilometer hinter sich gebracht. Norbert Hanft (40, Brendlorenzen), Chef der Radsportabteilung im TSV, und seine Kollegen Lutz Anger (45, Meiningen), Wolfgang Mühlfeld (54, Herschfeld) und Hubert Muth (46, Heustreu) sind begeisterte, aktive Radsportler und alle für den TSV Brendlorenzen unterwegs. Franz Schlembach betreute das Quartett unterwegs. Der Schwiegervater Hanfts fungierte als Mann für alle Fälle und er chauffierte die Gruppe samt ihrer Stahlrösser heil wieder nach Hause. „Wir haben fast gefühlt wie bei der Tour de France“, witzelte Hanf im Nachhinein.

Persönlich lernten sich Hanft und Anger vor etwa drei Jahren am gemeinsamen Arbeitsplatz in der Sparkasse Neustadt näher kennen. Total begeistert von den Erzählungen Hanfts über dessen Radtour in der Gruppe nach München vor geraumer Zeit meinte Anger spontan, dass nun eine Fahrt in die Bundeshauptstadt dran wäre. Erste Planungen entstanden schon vor Jahresfrist etwa. Am Pfingstsamstag wurde es ernst. Exakt 405 Kilometer Strecke hatten die mutigen Recken sich ausgerechnet, hatten zuvor die kürzeste Linie quasi per Lineal auf der Landkarte ausgekundschaftet. Beim Start morgens um vier Uhr war es noch dunkel. Spatzen und anderes Gefieder tirilierten zum Morgenkonzert. Raus aus Brendlorenzen, über Oberstreu, Hendungen, Bahra und Sondheim/Grabfeld rüber nach Thüringen, wo sich schon die ersten Berge auftaten. Der Rennsteig schraubte sich auf 830 Meter Höhe hinauf. „Ganz vorsichtig sind wir das angegangen, bloß keine Spielchen, keine unnötigen Ressourcen verbrauchen“, so die Devise des Quartetts. „Im ersten Gang und schön sachte.“ Schließlich lag ja noch der Großteil der Strecke vor ihnen.

Erste Rast bei Ilmenau, die meisten Radler wären hier schon längst an ihre Grenzen gestoßen, das Begleitfahrzeug wartete schon. Flugs wurde die Beleuchtung an den Rennrädern wieder abmontiert: „Bei so einem Vorhaben zählt jedes Gramm Gewicht“, waren sich Radler einig.

Zwar transportierte das Begleitfahrzeug ausreichend Getränke und Proviant mit, aber Radsportler wissen um den Grundsatz: „Essen, bevor der Hunger kommt; trinken, bevor der Durst kommt und angemessen kleiden, bevor man ins Frieren kommt“. Alles andere könnte sehr schnell zum vorzeitigen Aus führen. Also führte jeder ausreichend isotonische Getränke und Müsliriegel unterwegs mit sich. Bei so einer Radtour verbraucht man pro Tag leicht bis zu 8.000 Kilokalorien, so Hanft – das ist in etwa die gut dreifache Menge eines normalen Tages. Vielleicht sieben Minuten Rast mussten reichen – die Radler hatten erst rund 100 Kilometer hinter sich, allerdings auch die schlimmsten Steigungen. Insgesamt galt es, rund 2.500 Höhenmeter zu überwinden. „Auf geht’s, die Zeit läuft“ ermunterte man sich gegenseitig. Thüringen wurde zunehmend flacher, vorbei an Erfurt und Weimar, bei Bad Berka sah man sich völlig verblüfft dem Ortsschild „München“ gegenüber. Schnell einen Jogger angehalten, Kamera in die Hand gedrückt und bitte: „das müssen unsere Freunde zu Hause sehen“. Weil jeder verfahrene Kilometer auf einer solchen Strecke doppelt weh tut, so Hanft, führte er ein kleines GPS-Gerät am Lenker mit. Dennoch verlängerten unvermutete Umleitungen die Tagestour. Rund 100 lange Kilometer kämpfte die Gruppe mit dräuenden Wolken, eine Gewitterfront zog auf. „Letztlich sind wir ihr davongefahren“ freuten sich die Radler.

Weiter gings von Burg zu Burg, bergauf und bergab, wo herrliche Ausblicke entschädigten, über Kopfsteinpflaster, das die Körper durchschüttelte mehr noch aber Angst um die Rennräder hervorrief, und dann der Endspurt durch den Fläming-Sand in Brandenburg. Noch 29 Kilometer bis Berlin: das Schild beflügelte, rief einen ungeahnten Energieschub hervor und dann das Finish bei der Ankunft in Berlin-Zehlendorf: „Geschafft. Tatsächlich angekommen.“ Unbeschreiblich sei die Freude gewesen. Schon am nächsten Tag gings wieder zurück, diesmal gemütlich im Auto. Kein Materialschaden, kein Platten, noch nicht einmal ein Muskelkater war entstanden. „Der Kuppenritt kann kommen“ grinst Hanft im Nachhinein. Karten gibt’s im Vorverkauf ab Samstag bei Pecht und den Zweirad-Häusern Raab und Wolf inklusive attraktiver Familienpreise. Auf den Fotos: Ankunft in München, (von links): Hubert Muth, Wolfgang Mühlfeld, Lutz Anger und Norbert Hanft. Ankunft in Berlin, (von links): Busfahrer Franz Schlembach, Norbert Hanft, Hubert Muth, Wolfgang Mühlfeld und und Lutz Anger.+++(ger)


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