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24.07.11 - Region

Landkreis feiert sein 40-jähriges Bestehen - Vorschau auf die Landratswahl

Wenn am 9. Juni 2012 die Amtszeit des amtierenden Landrates Rudolf Marx (CDU) endet, dann feiert der Vogelsbergkreis in dem Jahr auch sein 40-jähriges Bestehen. Der mit heftigen Geburtswehen aus mehreren anderen Altkreisen zusammengestückelte Landkreis hat dann die längste „CDU-Herrschaft“ an einem Stück hinter sich, denn CDU-Mann Marx ist seit 2000 Verwaltungschef des heimischen Landkreises und hat zweimal die Direktwahl souverän mit 53 Prozent 2000 und mit 55,6 Prozent sechs Jahre später gewonnen. Die Vogelsberger Christdemokraten hatten in den 80er Jahren noch einmal eine kurze Periode des Regierens, die war aber eher ziemlich unglücklich. Gerulf Herzog (CDU) war damals nur vom 15. Januar bis 3. Juli 1985 Landrat, schon in der Anfangsphase stolperte er dabei durch ein spendiertes Fässchen Bier, das er vor seiner Wahl einer Kirmesgemeinschaft ausgegeben hatte und dann später aus den Verfügungsmitteln des Landrates bezahlte. Er wurde dabei verpetzt. Das Missgeschick kostete ihm seinen Job. Herzog ging dann als Landrat in den Kreis Mainz-Bingen.

Die restlichen Jahre hatte die SPD im Kreis mehr das Sagen in den ehemaligen Alsfelder Bürgermeistern und studierten Juristen Dr. Jochen Zwecker und Hans-Ulrich Lipphardt (beide SPD), die danach allerdings beide ihre Pension noch durch die Besetzung des Vorstandsvorsitzenden des heimischen Energieversorgers OVAG in Friedberg aufbesserten und durch ihren Weggang in den Landtag bzw. zur OVAG kurze Zeit nach ihrer Wiederwahl zu erheblichem Missmut sorgten. Die Position des Ersten Kreisbeigeordneten im Vogelsbergkreis war immer mal wieder „Manövriermasse“, je nachdem, wer als Mehrheitsbeschaffer gebraucht wurde und dann dafür mit dem hauptamtlichen Posten „belohnt“ wurde. Auch gab es Phasen einer Großen Koaltion im Vogelsbergkreis, als CDU und SPD direkt zusammenarbeiteten.

Rudolf Marx (CDU) erlebte in seiner bisherigen Amtszeit sogar zwei ehrenamtliche Vizelandrate, nämlich Gerhard Ruhl (FWG) und nach der letzten Kommunalwahl seinen potentiellen Nachfolger Manfred Görig, SPD, und Landtagsabgeordneter.

Wer kann sich noch an die Zeiten nach der Gründung des neuen Kreises erinnern, als die Wählerinitiativen LAT und WIKA wegen der Entscheidung, dass Lauterbach Kreisstadt und Hauptsitz der Verwaltung wurde, wild aufeinander einschlugen und weswegen sogar achtmal prozessiert wurde?

Erste Bestrebungen einer kommunalen Neuordnung in Hessen hatte es bereits 1947 mit dem sogenannten „Brill-Gutachten“ gegeben, doch angesichts der bevorstehenden Währungsreform ein Jahr später legte man das wieder auf eis. Erst der aus Schlitz stammende FDP-Innenminister Hanns-Heinz Bielefeld packte dann die Sache wieder an und sorgte unter dem damaligen Ministerpräsidenten Albert Osswald (SPD) für den nötigen gesetzlichen Rahmen. Bielefeld ist es letztlich auch zu verdanken, dass Lauterbach nach langem Hickhack Kreisstadt wurde, obwohl Alsfeld größer war und mittlerweile viele Ämter in die Nachbarstadt abgewandert sind oder es noch tun, in vielen Bereichen ist Lauterbach nur noch Neben- oder Zweigstelle von Alsfeld.

In den Zeiten des Kreisstadt-Streits war der Lauterbacher Ehrenbürgermeister Willi Fiedler (LAT) ursprünglich angetreten, um die Wiederwahl Dr. Zweckers als Vogelsberger Landrat zu verhindern, doch er tat genau das Gegenteil.; Fiedler verhalf ihm wieder zum Landratsposten und wurde prompt Erster hauptamtlicher Kreisbeigeordneter. Dr. Zwecker ging später noch für seine Partei in den Landtag

Im folgenden listet ON die Landräte und Ersten Kreisbeigeordneten auf, die in den vergangenen vier Jahrzehnten die Politik des mit rund 110.000 Einwohnern ziemlich ländlich strukturierten Landkreises wesentlich mit bestimmten bzw. auch ihre Vorgänger in den beiden Altkreisen Alsfeld und Lauterbach seit Kriegsende (der Vogelsbergkreis vereinte zwar noch mehr Kommunen aus anderen Altkreisen, die größten waren aber Alsfeld und Lauterbach).

Landräte Altkreis Alsfeld ab 1945:

Karl Kneisel, August Rosenkranz (beide 1945, Beauftragte),

Prof. Dr. Gustav König, Dr. Ernst Raue (beide 1946, Beauftragte),

August Rosenkranz (1946 bis 1947),

Heinrich Becker (1947 bis 1948),

Dr. Kurt Mildner (1949 bis 1967),

Georg Kratz (1967 bis 1972); Kratz wurde am 29.1.1973 in den einstweiligen Ruhestand versetzt.

Landräte Altkreis Lauterbach ab 1945:

Gustav Mandt (1945 bis 1948),

Christoph Bernhard Schücking, CDU (1948 bis 1956)

Karl-August Vieregge (1956 bis 1972)

Landräte im Vogelsbergkreis seit 1972

Oberregierungsrat Roland Manz Staatsbeauftragter (01.08.72 bis 14.01.73);

Dr. Jochen Zwecker, SPD (15.01 1973 bis 14.01.1985),

Gerulf Herzog, CDU (15.01. bis 03.07.1985),

Dr. Jochen Zwecker, SPD (04.07.1985 bis 08.04.1987),

Hans-Ulrich Lipphardt, SPD (01.06.1987 bis 09.06. 2000),

Rudolf Marx, CDU (10.06.2000 bis heute).

Erste Kreisbeigeordnete im Vogelsbergkreis seit 1972:

Kurt Zander, FDP (15.01.1973 bis 14.01.1979, hauptamtlich),

Willi Fiedler, LAT (15.01.1979 bis 30.09.1984, hauptamtlich),

Hanns-Michael Diening, FDP (01.10.1984 bis 03.07.1985, hauptamtlich),

Klaus Schönfeld, SPD (Mitte 1986 bis 31.03.1989, ehrenamtlich),

Alfred Georg Beierle, SPD (01.04.1989 bis 31.01.1991; ehrenamtlich),

Ralf Neumann, FDP (01.02.1991 bis 28.06.1993, hauptamtlich),

Georg Blumenstiel, FWG (20.07.1993 bis 15.04.1997, ehrenamtlich),

Rudolf Marx, CDU (14.07.1997 bis 09.06.2000, hauptamtlich),

Karl Erich Weber, FWG (14.05.2001 bis 15.5.2006, ehrenamtlich),

Gerhard Ruhl, FW (15.05.2006 bis 23.05.2011, ehrenamtlich),

Manfred Görig, SPD und MdL (23.05.2011 bis heute, ehrenamtlich).

(Die Daten wurden dankenswerterweise vom Vogelsbergkreis zur Verfügung gestellt; Details aus der Zeit des Kreisstadtstreits stammen aus der Publikation von Adolf Petschke „Der Kreisstadtstreit im Vogelsbergkreis. Dokumentation über die Jahre 1972 bis 1976“)

Die Mehrheitsverhältnisse der Kommunalwahl vom März 2011 haben für etwas schwierigere Verhältnisse gesorgt als vorher und sehen so aus: CDU und SPD, jeweils 21 Mandate, Bündnis 90/Die Grünen 8, Freie Wähler 6, FDP 3 und Die Linke 2.

Wenn am 6. November 2011 die Wählerinnen und Wähler im Vogelsberg zu den Urnen gerufen werden, um zu entscheiden, ob der nächste Landrat Rainer-Hans Vollmöller (CDU) heißt, seit Jahren mit deutlicher Mehrheit gewählter Kreisstadt-Bürgermeister, oder Manfred Görig, MdL SPD, und seit der letzten Kommunal-Wahl Erster ehrenamtlicher Kreisbeigeordneter, dann entscheiden sie wohl auch damit, wer Erster hauptamtlicher Kreisbeigeordneter wird. Der käme erstmals entweder von den Grünen mit Peter Zielinski (Bündnis 90/Die Grünen) oder heißt wahrscheinlich Manfred Görig (SPD). Die beiden kleineren Parteien Bündnis 90/Die Grünen und FW sind die neuen Koalitionspartner der SPD. Der Landratskandidat der SPD, Görig, bestätigt auf Anfrage diese Überlegungen und verweist im Falle seiner Wahlniederlage auf den Koalitionsvertrag, nachdem dann der Erste hauptamtliche Kreisbeigeordnete an die SPD fällt und er sich auch für diese Aufgabe ebenfalls bereit erklärt. Der SPD-Politiker hält eine hauptamtliche Doppelspitze angesichts der Größe der Verwaltung von 500 Mitarbeitern für notwendig.

Alle Denkmodelle für die Zeit nach dem 6. November 2011 sind bisher Mutmaßungen, genaues weiß man erst nach der Wahl. Festzustehen scheint allerdings, dass ein potentieller Landrat Rainer Vollmöller, CDU auch mit einem Grünen Peter Zielinski durchaus leben und arbeiten könnte, was die Vergangenheit im Bereich der Stadt Lauterbach schon gezeigt hat, Manfred Görig dürfte wohl keinerlei Berührungspunkte mit Zielinski haben, sonst wäre der Koalitionsvertrag nicht zustande gekommen. +++(Axel Werner Hofmann)

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