Archiv


Schirmherrin Dorothee Bär (rechts) und Landrat Thomas Habermann (von links) zeichneten mit Maria Beck, Helga Werner, Christa Katzenberger, Stefan und Anita Zehfuß, Helmut Sroka, Margit Benkert, Hugo Mangold, Bernhard Frank und Karl Fiedler verdiente Mitglieder des Vereins „Kinder aus Shitkowitschi – Hilfe nach Tschernobyl“ aus. Foto Partl

01.08.11 - Wollbach

Tanz, Gesang und viele Dankesreden: 20. Jubiläum Tschernobyl-Kindererholung

Zum 20. Jubiläum der Tschernobyl-Kindererholung standen im Mittelpunkt des Dankfestes diejenigen, die den weißrussischen Kindern von Anbeginn eine Erholung in der Rhön möglich machten. Auch wenn er es für sich selbst nicht haben, er am liebsten im Hintergrund bleiben wollte, so konnte Stefan Zehfuß, Vorsitzender des Vereins „Kinder aus Shitkowitschi – Hilfe nach Tschernobyl als „echter Kämpfer zum Wohl der Kinder“ der ihm gebührenden Anerkennung nicht entgehen.

Bildunterschrift: Ballonweitflug der Tschernobylkinder vor der Wollhalla.

Es war ein fröhliches Fest auch für die Kinder. Derzeit weilen 60 Kinder aus Weißrussland, dort Belarus genannt, in der Region, die stattliche Anzahl von 1.500 Kindern wurde damit geknackt. Gleich zu Beginn starteten die Kinder auf dem Wollbacher Fußballplatz gleich vor der stattlichen Wollhalla einen bunten Ballonweitflug. Zusammen mit dem katholischen Ortspfarrer Frank Mathiowetz feierte sein evangelischer Amtsbruder Udo Molinari einen ökumenischen Gottesdienst, der vom Wollbacher Männergesangverein mit Ausschnitten aus der Schubert-Messe würdig begleitet wurde. Groß war die Freude unter den Gästen, als Molinari Teile der Messe frei und flüssig in russischer Sprache hielt.

Bewunderung für Gastfreundlichkeit und Offenheit der Gasteltern

Die Liebe ist das Band, das alles und alle zusammenhält, so das Credo des Gottesdienstes. Andreas Schlagmüller, zweiter Bürgermeister von Wollbach, führte launig durch das ausgesprochen lange Programm des Abends. Stefan Zehfuß erinnerte in seiner Ansprache an den Werdegang des Vereins und seine vielfältigen Aktionen. Nach wie vor bewundere er alle Leute, die großherzig ein fremdes Kind noch dazu mit fremder Sprache und Kultur bei sich aufnehmen, um es erholt und glücklich wieder nach Hause schicken zu können. Schier unersetzlich an seiner Seite dankte er Altbürgermeister Karl Fiedler für dessen Engagement. Das Wort „Danke“ floss an diesem Abend schon fast inflationär in viele Richtungen.

Alles begann im März 1992 bei einem Besuch in der Pfalz, wo Marliese, die Schwester von Gattin Anita Zehfuß lebt. Dort bestand schon eine Initiative für strahlengeschädigte Kinder in Weißrussland. Spontan beschloss das Ehepaar Zehfuß auch zu helfen. Denn ihrer Meinung habe es keinen Zweck, über die schlechte Welt zu schimpfen: man müsse aktiv etwas tun dagegen. Das Reaktor-Unglück von Tschernobyl passierte 1986 zwar auf ukrainischer Seite, ungünstige Windkonstellationen trieben etwa 75 Prozent der Strahlen über die Grenze nach Weißrussland. Dort leben rund 3,2 Millionen Menschen. Die Strahlung und der Schäden überdauern Jahrhunderte, besonders schlimm sind sie für Kinder, berichtete Zehfuß.

Große Dankbarkeit der weißrussischen Familien

„Alles war neu damals. Aber mit viel Enthusiasmus und der Unterstützung von gutherzigen Menschen begann eine Hilfsaktion, die heuer auf 20 Jahre erfolgreiche Arbeit zurückblicken kann.“ Völlig uneigennützig hätten diese mitangepackt. Der erste Konvoi im November 1992 war eine Fahrt ins Ungewisse, erinnert sich Zehfuß noch lebhaft. Aber allen, die mit dabei waren, sei sofort klar gewesen, dass man dort helfen müsse, und zwar auf lange Sicht. In Erinnerung blieb dabei auch die offene und freundliche Begegnung mit den Menschen. Im März 1994 wurde der eigene Hilfeverein in Wollach ins Leben gerufen. Zahlen, Daten und Fakten konnte jedermann leicht der kleinen Ausstellung entnehmen, so dass sich Zehfuß mit einer Auswahl von Briefen an die Zuhörer wandte. So schrieb ein dankbarer weißrussischer Vater von der lange in seiner Heimat herrschenden Missgunst gegenüber Deutschen, an die nun niemand mehr glaube. Selbst Kinder würden sich noch Jahre später für den Erholungsaufenthalt bedanken, von dem sie nachhaltig profitierten.

Als Schirmherrin gipfelte Bundestagsmitglied Dorothee Bär in ihrer Festrede mit der Zusage, persönlich eine Familienmitgliedschaft im Wollbacher Hilfsverein aufzunehmen. Für die Kinder hatte sie Malutensilien und Süßigkeiten mitgebracht, für den Vorsitzenden ein Gastgeschenk sowie Ehrenurkunden für die Gründungs- und verdienten Mitglieder sowie Gutscheine für einen von ihr persönlich begleiteten Kurzaufenthalt in Berlin. Als Hausherr dankte Bürgermeister Alois Gensler der Initiative. Dabei erinnerte er an die Worte Martin Luthers: „Wer Gutes tun will, muss dies verschwenderisch tun.“ Genau so handele der Verein „Kinder aus Shitkowitschi – Hilfe nach Tschernobyl. „Das ist auch gut so. Denn er ist ein leuchtendes Beispiel für Hilfsbereitschaft.“ Landrat Thomas Habermann äußerte sich sehr beeindruckt. Hier würden Kinder und Erwachsene gegenseitig und voneinander profitieren. „Danke für die Bereitschaft zur Freude.“ Selbst Bundestagsmitglied Hans-Josef Fell war gekommen, um der „grandiosen und mehr als lobenswerten“ Arbeit des Vereins Ehre zu erweisen. „Der Austausch ist ein wichtiger Beitrag zur Völkerverständigung.“

Eigens aus der weißrussischen Hauptstadt Minsk angereist war die Bildungsministerin Walentina Gretschko. Ein großes Anliegen war es ihr, die Helfergemeinschaft aus der Rhön kennenzulernen und die Region, in der so viele Kinder bereits einen Erholungsurlaub genießen durften. Neben ehrenden Worten verlieh sie den Gründungsmitgliedern der deutschen Initiative Anerkennungsurkunden ihres Landes. Ehrende Worte sprachen auch die Belarus-Botschafterin Ljudmila Anoschko und Peter Kolzov vom Fond Barmherzigkeit aus Shitkowitschi. Stolz und glücklich äußerte sich Kolzov über die deutsche Gast- und Hilfsbereitschaft. Persönlich zählt er zu den hervorragend deutsch sprechenden Betreuern der Kindererholung.

"Die Kinder sind mir lieber als alles andere", so der Vorsitzende.

„Es gibt in der Welt nichts Schöneres, als in glückliche Kinderaugen zu schauen“, erklärte Kolzov. Als Geschenk hatte er ein übergroßes Bild mit Gruppenfotos sämtlicher bisheriger Kindererholungen für den Vorsitzenden des Vereins mitgebracht.“ Dessen spontane Reaktion: „Die Kinder sind mir lieber als alles andere.“ Zum Höhepunkt geriet die Ehrung der Gründungs- und sehr verdienten Mitgliedern des Vereins: Das sind neben Stefan und Anita Zehfuß im weiteren natürlich Karl Fiedler, Helmut Sroka, Margit Benkert, Christa Katzenberger, Maria Beck, Helga Werner, Hugo Mangold und Bernhard Frank. Der Vorsitzende bedankte sich bei allen Unterstützern, Freunden und Helfern die namentlich nicht in Erscheinung treten wollten. „Ohne euch und eure großherzige Unterstützung wäre unsere Arbeit gar nicht möglich.“

Nun kennt wohl jeder die festliche Europahymne, aber eher kaum in der Version der Lustigen Noten. Der Kinderchor setzt sich aus jungen Migranten zusammen, er wird professionell auf anerkannt sehr hohem Niveau ausgebildet. In Ausschnitten und sehr zu Herzen gehend: „Jeder hat ein Recht zu leben. Alle können Frieden finden und nur darauf kommt es an. Nur wer noch träumen kann, vermag die Welt zu ändern.“ Musikalisch wurde der Abend von der Musikkapelle Wollbach ausgestaltet. Zwischen den Festreden und der Flut von Ehrungen lockerten Tänze und musikalische Beiträge der Gastkinder das lange, aber nie langweilige Festprogramm auf. (ger) +++


Eigens zur staatlichen Ehrung war die weißrussische Bildungsministerin Walentin Gretschko (vorne in der Mitte) angereist

Schirmherrin Dorothee Bär würdigt den Vorsitzenden Stefan Zehfuß.


Tanz der Kinder aus Shitkowitschi.

Peter Kolzov (links) überreicht Stefan Zehfuß ein Bild, das alle Gastkinder in sich vereint. (Fotos: Partl)

Über Osthessen News

Kontakt
Impressum
Cookie-Einstellungen anpassen

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Whatsapp
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön