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Kanoniere überprüfen im Manöver ihr Geschütz, während im Hintergrund Soldaten exerzieren.

Grenadiere des Hochfürstlich Hessen-Casselischen Regiments von Ditfurth marschieren ins Manöver – in Uniformen, wie man sie 1776 getragen hat. (Fotos: Kersten Kircher)
04.08.11 - Eichenzell
Garten von Schloss Fasanerie wird "lebendiges Museum des 18.Jahrhunderts"
Ganz im Zeichen von Barock und Rokoko steht das Schloss Fasanerie in Eichenzell bei Fulda am 13. und 14. August. Dann gibt es Geschichte zum Anfassen und Mitmachen, Musik und viel Wissenwertes aus der Zeit des Alten Fritz.
Gewänder, Roben, Uniformen, Händler und Handwerker, Soldaten, höfisches Volk oder lumpige Bettler wie man sie vor etwa 250 Jahren nicht nur hierzulande zuletzt gesehen hat. Das und mehr bietet „Die „Zeitreise ins 18. Jahrhundert“ auf Schloss Fasanerie in Eichenzell bei Fulda am 13. und 14. August 2011 jeweils von 10 bis 18 Uhr. Sie ist bundesweit einmalig, thematisiert sie doch als einzige öffentliche Veranstaltung dieser Größe die Geschichte der angeblich nach Amerika „verkauften Hessen“. Wie es wirklich war, werden die Darsteller in einer Art lebendigem Geschichtsunterricht zum Anschauen, Anfassen und Riechen erklären, so die Veranstalter.
200 ausgesuchte Darsteller
200 ausgesuchte Darsteller aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland und den USA werden auf Einladung der Hessischen Hausstiftung und der Gesellschaft für hessische Militär- und Zivilgeschichte in Uniformen und Gewändern des Barock und Rokoko den Hofgarten der ehemaligen Sommerresidenz der Fürst-Äbte von Fulda in ein lebendiges Museum verwandeln.
Vorbildgetreue Darstellung
Die „Zeitreise“ ist die größte jährliche „Reenactment“-Schau für diese Epoche im Westen Deutschlands, gleichzeitig aber auch die authentischste, wie die Veranstalter versprechen: Wer als Darsteller mitmachen will, muss sich in Schnitt, Materialwahl und Auftreten streng an das historische Vorbild halten. Und keiner der Darsteller erhält eine Gage.
Kein Markttand
Gezeigt werden Szenen und Gewänder aus der Zeit zwischen 1740 und 1786, der Zeit des Dreispitzes, des Alten Fritz und seiner Soldaten aber auch von Voltaire, Lessing, Goethe und Mozart. Es geht um Geschichte, nicht um Geschäfte: Der übliche Markt-Tand ist nicht zu finden. Zeitgenössische Händler bieten nur das an, was man früher auch brauchte, vom Hornknopf über Perückenpuder bis zum Holzschuh. Ein Barbier rasiert zeitgerecht mit dem scharfen Messer. Ein Tuchweber bietet seine Stoffe feil und ein Schuhmacher nimmt Maß für neue Stiefel.
Vorträge über die Zeit des Rokoko
Die Gäste können ihren Wissensdurst ausgiebig stillen. So gibt es an beiden Tagen Vorträge mit praktischen Vorführungen über die Mode im 18. Jahrhundert, die Geschichte des Fechtens und der Duelle und über das Leben an den Grenzen der bekannten Welt. Soldaten in rekonstruierten hessischen Uniformen werden Wachablösungen und eine Soldatenwerbung nachstellen. Im Zuge dessen wird auch erklärt werden, dass die angeblich von Landgraf Friedrich II. nach Amerika „verkauften Hessen“ nur ausgeliehene Soldaten waren und den Engländern helfen sollten, aufständische Kolonisten in Amerika zu befrieden. Waffen, Drill und Taktik der Hessen, Preußen, Engländer und eben jener Amerikaner werden jeweils gegen 11 und um 16 Uhr in Vorführungen und einem Theater-Manöver vorgestellt. „Zwischen Kriegstrophäe und Raumkunst“ ist Titel eines Vortrags von Dr. Samuel Wittwer aus Potsdam im Galeriesaal des Schlosses über die porzellanenen Tafelservice für Friedrich den Großen von Preußen.
Der Eintritt zur „Zeitreise ins 18. Jahrhundert“, die täglich von 10 bis 18 Uhr zu sehen ist, kostet 6 Euro, Schüler zahlen 3 Euro. Für Familien gibt es Ermäßigung.
Musikgenuss wie bei Hofe
Am Samstagabend entführt das Ensemble "Obligat" aus Hamburg bei einer "Soirée in Sanssouci" in die Zeit Friedrich des Großen. Das Ensemble präsentiert Werke von Komponisten aus der Hofkapelle Friedrich II von Preußen und Stücke von eigener Hand das Königs. Karten kosten 14 Euro, Schüler und Studenten zahlen 10 Euro.
Familienführungen im Schlossmuseum
Im Schlossmuseum, das in 60 Schauräumen eine große Sammlung von Mobiliar und Ausstattungskunst des 18. und 19. Jahrhunderts sowie eine der größten privaten Antikensammlungen Deutschlands beherbergt, werden zusätzlich spezielle Kinderführungen mit dem Schlossgespenst angeboten.
Alle Informationen über die Zeitreise gibt es im Internet unter http://www.hessen-militaer.de und unter http://www.schloss-fasanerie.de +++