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10.08.11 - Wollbach
"Schätze" für Gastkinder aus Shitkowitschi: Besuch der Kleiderkammer
Aktuell weilen erneut 20 Kinder aus der verstrahlten Region um Shitkowitschi in Weißrussland in der Region. Ihre Ferien hier neigen sich schon wieder dem Ende zu. An einem der letzten Tage hier durften die Kinder nach Belieben Dinge aussuchen in der Kleiderkammer, die sie für sich und vor allem auch ihre Angehörigen und Freunde zu Hause benötigen. „Für die Kinder ist unsere Kleiderkammer ein Paradies“, sagt Heidi Lehnert. Seit zwölf Jahren engagiert sie sich hier zusammen mit anderen Mitgliedern des Vereins „Kinder aus Shitkowitschi – Hilfe nach Tschernobyl“. Seit vier Jahren leitet sie das Team der Kleiderkammer.
Auf dem Foto: Unter den Augen von Heidi Lehnert (links) und ihren Teamkollegen „plündern“ die Gastkinder aus Shitkowitschi vor ihrer Heimreise die Kleiderkammer in Wollbach. Foto Partl
Aktuell zählen zum Team neben ihrem Gatten Josef Lehnert noch Agnes Karpenko, Angela Zeidler, Annika und Hans-Hermann Schmitt, Christa Katzenberger, Ruth Friedrich und Margit Benkert, während Erika und Karl Fiedler zusammen mit Melitta Werner zu den ältesten des Teams zählen. So viele Helfer braucht es auch, denn gesammelt, gesichtet, geordnet und verpackt wird eigentlich das ganze Jahr über, wie Chefin Heidi Lehnert erzählt. Hier in der Kleiderkammer gibt es nicht nur Kleidung, sondern darüber hinaus auch viele Gebrauchsgegenstände für den Alltag, Schulsachen etwa und Spielzeug befindet sich unter den heißersehnten „Schätzen“. Weil die Kinder nur sehr begrenzt Gepäck mitnehmen können auf ihrer weiten Heimreise, werden die ausgesuchten Sachen sorgsam verpackt und mit dem nächsten Konvoi zusammen auf die Reise gehen. Regelmäßig im Frühjahr und im Herbst startet der Hilfsverein Konvois nach Weißrussland. „Die Kleiderkammer darf heute ruhig leer werden“, erklärte Heidi Lehnert. „Die Kinder packen wie die Weltmeister“, berichtete sie. Aber weitem nicht nur für sich, viele Dinge wie Babykleidung etwa sind für Geschwister gedacht. Das sei manchmal richtig rührend.
Und für die Kinder und ihre Angehörigen seien die gesammelten Dinge aus der Bevölkerung ein Segen. „Gutes tun ist leicht, wenn viele helfen“, steht nicht umsonst als Motto an den Wänden der Kleiderkammer. Selbst hatte Heidi Lehnert schon mehrfach und bis zu vier Kindern gleichzeitig einen Gastaufenthalt ermöglicht, Probleme habe es nie gegeben. Gegründet wurde die Kleiderkammer bereits im Jahr 1992. Sie war damals noch im Feuerwehrgerätehaus der Gemeinde Wollbach untergebracht. In den Jahren 1994 und 1995 wurde sie nach Niederlauer ausgelagert in die Hallen der Firma Geis. Seit 1996 ist sie wieder in Wollbach und dort im rückwärtigen Teil des dörflichen Bauhofs eingerichtet. Das ganze Jahr über stünde die Rampe voll mit Säcken und Kartons, von denen man nie wisse, was sich darin befindet. Vorsichtiges Auspacken sei angesagt, weiß sie aus Erfahrung. Neben wirklich guten und brauchbaren Sachen finden sich manchmal Dinge, von denen man gar nicht wisse, was damit anzufangen sei.
Allerdings finden sich auch Fetzen, schmutzige Wäsche und sogar wirklicher Unrat, den unliebsame Zeitgenossen auf für sie einfache und billige Art entsorgten. Da könne man sich schon hier die Haare raufen oder zweifeln am Verstand – dem Verstand der „Anlieferer“ wohlgemerkt. Dennoch seien alle Mitarbeiter im Team mit Begeisterung dabei, ehrenamtlich natürlich und um anderen Menschen zu helfen. Meistens reiche der wöchentlich angesagte Arbeitseinsatz gar nicht aus, vielfach komme sie und natürlich auch Mitstreiter mehrfach in die Kleiderkammer. Als Nebeneffekt habe sich ein wirklich gutes Team herauskristallisiert, das sich auch privat gut versteht und zusammenhält. Als Beispiel sei hier genannt der gemeinsame „Betriebsausflug“, bei dem es sich der Vorsitzende des Hilfevereins, Stefan Zehfuß, seine persönliche Teilnahme nicht nehmen lässt. Wenn jetzt die Kleiderkammer „geplündert“ wird von den Gastkindern, so sei dies beste Möglichkeit zum Aufräumen und Großreinemache, erklärt Heidi Lehnert. Denn nach deren Heimreise beginne das Sammeln erneut. Die Leute in Weißrussland sind so arm, dass auch weiterhin geholfen werden müsse. Das sei nur ein Akt von christlicher Nächstenliebe, so Lehnert (ger). +++