Archiv
16.08.11 - KIRTORF
Windrad-Unfall durch technischen Defekt - Millionenteure Nachbesserungen
Der Unfall eines Windrades in Kirtorf (Vogelsbergkreis) vor zwei Monaten ist offenbar durch einen technischen Defekt verusacht worden. In dem Windpark war am 19. Juni der obere Teil des Mastes zusammen mit der Gondel abgebrochen und auf eine Trafo-Station gestürzt. Der Betreiber "Hessen-Energie" hatte daraufhin die anderen drei Anlagen aus der gleichen Baureihe in Kirtorf stillgelegt und ein Ingenieurbüro mit der Ermittlung der Schadensursache beauftragt. Die Gutachter kamen zu dem Schluss, "dass infolge des Erreichens einer Generatorüberdrehzahl bei der Unfallanlage das Stoppprogramm ausgelöst" wurde, teilte Hessen-Energie am Montag mit. Eine Blockade habe jedoch dazu geführt, dass die Blätter die so genannte Fahnenstellung nicht erreichten.
Eigentlich hätten die Blätter in eine waagerechte Position gedreht werden sollen, so dass sie kaum noch Luftwiderstand bieten. Infolge dieser unvollständigen Fahnenstellung bei Windgeschwindigkeiten um die 45 Stundenkilometer Windgeschwindigkeit habe die Anlage jedoch weitertrudeln können. Dabei sei offenbar der Turm in Schwingung geraten, was zum Abbruch des oberen Turmteiles mit der Gondel geführt habe. "Die Anlage wollte stoppen, konnte aber nicht", erläuterte Diplom-Ingenieur Gerd Morber von "Hessen-Energie" gegenüber ON.
Nach Angaben des Unternehmens könnte auch ein eventueller Vorschaden aus dem Jahr 2002 zu dem Unfall beigetragen haben „Ergänzend zu den Befunden des Gutachters kann angemerkt werden, dass die Unfallanlage bereits im ersten Betriebsjahr einen schweren Gondelschaden hatte, der durch eine rückwärts ausgetriebene, nicht gesicherte Schubstange verursacht wurde. Der Schaden wurde damals von der Firma DeWind im Rahmen der Gewährleistung behoben; aber es kann nicht ausgeschlossen werden, dass hier bereits ein Vorschaden entstanden ist", heißt es in einer Pressemitteilung von "Hessen-Energie".
Der Versicherer der Unfallanlage habe inzwischen die Regulierung des Schadens dem Grunde nach zugesagt. Aufgrund der Größe des Schadens soll die Unfallanlage (Archiv-Foto: Hendrik Urbin) nicht mehr repariert, sondern abgebaut werden. Auch die weiteren 22 Dewind-Anlagen von Hessen-Energie seien in Abstimmung mit den Behörden überprüft worden. Bei einem Teil der untersuchten Anlagen sei "ein mehr oder minder starker Verschleiß der Blattverstellungen in den Naben ermittelt" worden. Diese sechs Anlagen sollen generalüberholt werden.
Die drei verbliebenen Anlagen in Kirtorf sowie eine weitere stillgelegte Anlage an anderer Stelle sollen umfangreich repariert werden. Diese Arbeiten können wegen der Lieferzeiten der Komponenten voraussichtlich erst im Oktober 2011 durchgeführt werden, teilte "Hessen-Energie" mit. Erst dann sollen die vier stillgesetzten Anlagen nach Abnahme durch den Gutachter wieder ans Netz gehen.
Zudem habe der Gutachter ein erweitertes Programm zur regelmäßigen Überprüfung der Anlagen vorgeschlagen, um die Sicherheit des Anlagenbetriebs nachhaltig zu gewährleisten. Dies werde von "Hessen-Energie" umgesetzt. Das Unternehmen geht davon aus, dass sich die Kosten für diese Maßnahmen auf etwa 150.000 Euro pro Anlage belaufen. +++
Lesen Sie auch frühere Berichte zum Thema:
Versagte das Bremssystem? Ursachenforschung nach Windrad-Crash - VIDEO
http://osthessennews.de/beitrag_J.php?id=1199336
Windrad-Crash durch technischen Defekt? "hessenENERGIE" überprüft 23 Anlagen http://osthessennews.de/beitrag_I.php?id=1199503