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28.09.11 - Bad Neustadt

Flötistin Barbara AIGNER: Musikalischer Ohrenschmaus mit Literatur

„Gelassen stieg die Nacht ans Land.“ – Regelmäßig lädt die in Bad Neustadt geborene Flötistin Barbara Aigner das hiesige Publikum zu einem musikalischen Ohrenschmaus ein, der stets auch mit passenden literarischen Themen bereichert wird. Diesmal hatte sie neben ihrem Ensemble „Musikalischer Lustgarté“ den Schauspieler Claus-Peter Damitz mitgebracht. Geschichten, Gedichte, Lieder zu Nacht und Traum begeisterten das Publikum im Alten Amtshaus der Stadt.Bezaubernd schön und heiter erklang Mozarts „Kleine Nachtmusik“ gleich zu Beginn. Schon jetzt wurde deutlich, dass es ein harmonischer Abend der etwas anderen Art werden sollte. Barbara Aigner hat längst ihre Fans in Bad Neustadt gewonnen. Mit dem Volkslied „Guten Abend, gute Nacht“ begann der Abend, damit sollte er auch würdig enden.

Dazwischen lag aber ein bezaubernder, kurzweiliger weil sehr abwechslungsreicher Abend. Mit der Geschichte vom kleinen Häwelmann schlich sich der offenkundig begnadete Erzähler Claus-Peter Damitz in die Herzen der Zuhörer. Parallelen zu Rudolf Herget fielen spontan ein, dem fast schon legendären Erzähler der Nacht. Das Kinderbuch vom „kleinen Häwelmann“ stammt übrigens aus der Feder von Theodor Storm, der es 1849 für seinen Sohn Hans niederschrieb und das noch heute in unzähligen Kinderzimmern zu finden ist. „Häwelmann“ ist ein niederdeutsches Wort, das sich in etwa mit „Nervensäge“ übersetzen lässt.Der kleine Junge will immer nur „mehr, mehr“. Auf Drängen des Jungen darf dieser auf dem Mondstrahl, der durch das Fenster scheint, nach draußen in die Stadt fahren. Dort schlafen aber alle Menschen und das ist dem kleinen Häwelmann zu langweilig, so will er in den Wald zu den Tieren fahren. „Mehr, Mehr!“ ruft er dem Mond immer wieder zu. Er kann einfach nicht genug kriegen. Der kleine Häwelmann fährt bis zum Ende der Welt und geradewegs in den Himmel und schließlich dort mitten in die Sterne hinein, sodass einige vom Himmel purzeln und dem Mond frech mitten über seine Nase. Da ärgert sich der Mond und löscht sein Licht und auch die Sterne gehen schlafen. Da ist der kleine Häwelmann plötzlich sehr einsam und allein und fürchtet sich und es ist langweilig, denn niemand sieht ihn fahren. Und er fährt kreuz- und quer bis plötzlich die Sonne aufgeht und den Häwelmann in das Meer wirft – da konnte er dann schwimmen lernen. Während Barbara Aigner ihre Finger nur so tanzen ließ auf den verschiedenen Flöten und der Zuhörer schier atemlos ihre Kunstfertigkeit bestaunte bei höchst anspruchsvollen Werken von Antonino Vivaldi beispielsweise, begleitete Roberto Seidel die Stücke abwechselnd am Spinett und am Klavier.

Alice Oskera-Burghardt entfaltete ihren glockenreinen Sopran nicht nur bei den zu Unrecht nur selten zu hörenden Barockstücken von Elisabeth-Claude Jacquet de la Guerre. Wohl jeder kennt das berühmte Abendlied von Matthias Claudius. Mit lausbubenhaftem Charme trug der Erzähler die Strophen vor. Lebendig wurden die großen alten Dichter wie Johann Gottfried Herder und dessen nächtlichen Erinnerungen, an Eduard Mörike, der „Um Mitternacht“ vergangener Tage träumte. Heinrich Heine erklang: „Mir träumte wieder der alte Traum“ von der Nacht im Mai, sitzend unter der Linde und verliebt wie noch nie zuvor. Von Alpträumen Wilhelm Buschs erzählte Damitz, der schweißgebadet rechtzeitig erwachte, um nicht noch mehr davon zu träumen. „Es war, als hätt der Himmel, die Erde still geküsst“ ließ dazu Joseph, Freiherr von Eichendorff seine romantischen Erinnerungen an eine Mondnacht verlauten, als diese so im Blüten-Schimmer stand, dass man von ihr nun träumen musste. Zum Finale des Konzerts ebenso wie zum Schluss des Gedichts passend „Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus. Flog durch die stillen Lande als flöge sie nach Haus.“ Entsprechend heiter und gelassen traten die Zuhörer ihren Nachhauseweg an – aber erst nach heftigem Beifall für einen wunderbaren Abend. BU: Für ihre literarisch-musikalische Reise durch die Nacht erntete das Ensemble „Musikalischer Lustgarté“ heftigen Beifall. Foto Partl.+++

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