Archiv
21.11.11 - Bad Neustadt
Sportmedizinisches Symposium im Rhön - Klinikum mit 400 Teilnehmern
Am vergangenen Wochenende hatte die Klinik für Schulterchirurgie im Rhön-Klinikum Bad Neustadt zu einem überregionalen, sportmedizinischen Symposium ein, das sich mit den unfreiwilligen Folgen von Freizeitaktivitäten beschäftigte. 22 ausgesuchte Referenten berichteten vor knapp 400 Ärzten und Physiotherapeuten über die verschiedensten theoretischen und praktischen Aspekte der Sportmedizin.
Eingeleitet wurde das Symposium von einem Seminar zur Sportpraxis im „Olymp“, wie der Leiter der Schulterklinik, Professor Dr. Frank Gohlke in seiner Zusammenfassung berichtete. Die mehrfache Weltmeisterin, Olympiasiegerin und Orthopädin Dr. Sabine Bau aus Tauberbischofsheim übte mit den Teilnehmern auf einer eigens dafür errichteten Fechtstrecke in voller Montur die verschiedenen Varianten von Angriff und Verteidigung. Parallel dazu wurde unter der Leitung des Kardiologen Dr. Sebastian Barth (Herz- und Gefäßklinik Bad Neustadt) „Spinning“ als Kreislauftraining erprobt. Anschließend begab man sich in die Halle des hiesigen Handballvereins HSC, um die Trainingsbelastung der Spieler unter der Leitung ihres Trainers Dr. Matthias Obinger vom Würzburger Institut für Sportwissenschaft am eigenen Leib zu erfahren. Konditionstraining, Torwurf, Abwehr und „Passspiel“ wurde mit und gegen die Profis des Vereins, die mit ungewöhnlicher Milde ihre „Gegner“ gewähren ließen, erprobt. Die Wurfkraft und das Sprungvermögen der HSC-Spieler beeindruckten die Teilnehmer, führten ihnen aber auch vor Augen, wie spezifische Verletzungsmuster zustande kommen. Am Abend gelang dann mit der Eröffnung der Ausstellung „Hall of Fame“ der Stiftung der Deutschen Sporthilfe ein Brückenschlag vom aktuellen Geschehen zu Tradition, Kunst und Kultur (wir berichteten gesondert).
Am zweiten Tag des Symposiums erörterten in den Tagungsräumen des Rhön Klinikums unter der wissenschaftlichen Leitung von Professor Gohlke 19 Experten die vielfältigen Gefahren sportlicher Betätigung. Sie kamen überwiegend aus den verschiedenen Kliniken des Rhönklinikums, ergänzt durch Gastreferenten aus Osnabrück, Würzburg und München. Auch wenn der Schwerpunkt eindeutig auf Verletzungen der Bänder und Gelenke des Bewegungsapparates lag, kamen auch Themen wie der plötzliche Herztod (Professor Sebastian Kerber, Herz- und Gefäßklinik) oder die neurologischen Spätfolgen des Boxens (Professor Bernd Griewing, Neurologische Klinik) nicht zu kurz. Die meisten dieser Probleme entstehen dabei oft weniger im Leistungs- als vielmehr im Breiten- und Freizeitsport, wie Gohlke zusammenfassend erklärte. Nach der Eröffnung durch den Leiter der radiologischen Abteilung, Professor Rainer Schmitt, wurde die Sitzung mit einer Einführung über die Grundlagen der Sehnenheilung und den derzeitigen Möglichkeiten der Bio-Technologie durch Privatdozent Dr. André Steinert von der Universität Würzburg eingeleitet. Entsprechend den bewährten Handchirurgie und neu geschaffenen Schwerpunkten der orthopädischen Chirurgie am Standort wie Schulter- und Ellenbogenchirurgie sowie Fuß- und Sprunggelenkchirurgie wurden die wichtigsten Verletzungen sowie überlastungsbedingten Erkrankungen und deren Möglichkeiten der Behandlung dargestellt.
Insbesondere minimal-invasive und arthroskopische Operationsverfahren der Gelenkchirurgie standen dabei im Vordergrund. Der Bogen spannte sich dabei zunächst von der Sprengung des Schultereckgelenkes nach Fahrradsturz, der Schulterluxation beim Skateboarden und der Ruptur der Bizeps-Sehne bis hin zum Tennis-Ellenbogen und den vielfältigen Verletzungen von Hand und Finger beim Klettern und Fußball, dargestellt von den Professoren Karl-Josef Prommersberger und Jörg van Schoonhoven (Handchirurgie Bad Neustadt). Nach der Mittagspause, die zu einem Lunch-Workshop in endoskopischer Gelenk-Chirurgie genutzt wurde, befasste man sich mit der Enge des Wirbelkanales (Dr. Tamara Herold, München) und unter der Leitung von Professorin Fuhrmann mit den Läsionen des Sprunggelenkes (Dr. Bernd Mayer, München) und Fußes. Besondere Akzente wurden hierbei mit der Darstellung sogenannter „Ermüdungsbrüche“ bei Langstreckenläufern und der stadiengerechten Behandlung von Muskelrupturen durch Privatdozent Martin Engelhardt aus Osnabrück gesetzt.(ger)+++