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11.01.12 - Oberelsbach

Jubiläum: „Ohne Kenntnis der Vergangenheit, kein Weg in die Zukunft“

Das Jubiläumsjahr in Oberelsbach begann mit einem großen Festabend, Gesang, Musik, Theater und natürlich der Vorstellung der Ortschronik. Im Jahr 812 wurde Oberelsbach zum ersten Mal urkundlich erwähnt und feiert nun 1.200 Jahre schriftlich bestätigte Geschichte. „An diesem heutigen festlichen Abend wollen wir einen Blick zurück in die Vergangenheit unseres Marktes Oberelsbach werfen und gleichzeitig unsere Aufmerksamkeit darauf richten, wohin die zukünftigen Entwicklungen unseres Gemeinwesens gehen können und sollen“, eröffnete Bürgermeisterin Birgit Erb den Abend. Die Vergangenheit könne Erkenntnisse darüber vermitteln, welche Gedanken und Werterhaltungen früherer Generation bestimmt haben und welche Konsequenzen daraus gezogen worden sind.

Das Zitat von Isaak Babel „Ohne Kenntnis der Vergangenheit, gibt es keinen Weg in die Zukunft.“ möchte Erb als Leitgedanken über das Jubiläumsjahr 2012 stellen. In einer Vielzahl von Veranstaltungen wird im Laufe des Jahres versucht werden aus der Vergangenheit, Gegenwärtiges und Zukunftiges Handeln zu vermitteln und aufzuzeigen. Auch wenn sich Geschichte nicht wiederholt, so könne die Beschäftigung mit ihr doch Aufschluss über historische Zusammenhänge geben. Ob und welche Schlüsse daraus für zukünftiges Handeln gezogen werden können, müsse jeder für sich selbst entscheiden, so Erb. Die Geschichte von Oberelsbach habe viele Facetten und weiste zahlreiche Ereignisse auf, die es wert seien, sie in Erinnerung zu behalten.

Die Geschichte lehre aber auch, dass es ein langer und schwieriger Weg war, von den ersten Anfängen bis hin zum heutigen Gemeinwesen. Viele Generationen haben an der Entwicklung von Oberelsbach mitgebaut, über alle politischen und wirtschaftlichen Umbrüche der Zeiten hinweg. „So ist die Vergangenheit von Oberelsbach zu allen Zeiten auch die Geschichte der Bürger. Alles was Oberelsbach ausmacht und was geschaffen worden ist, das alles ist allein ihrem lebendigen Bürgersinn zu verdanken“, sprach Erb die Bevölkerung, die zu diesem Ehrenabend geladen war, direkt an. Es sei gerade in der heutigen Zeit notwendig, die Erinnerung an die Vergangenheit wach zu halten und der Jugend weiterzugeben. Der Wert geschichtlicher Tradition und die Beschäftigung mit der Heimatgeschichte sei unabdingbar, um die Gegenwart zu meistern. So galt der besondere Dank der Bürgermeisterin allen Personen, die in den vergangenen vier bis fünf Jahren die Geschichte Oberelsbachs zusammengetragen und die Beiträge zur Erstellung der Chronik in ihrer Freizeit niedergeschrieben haben.

Es sind dies: Franz Bungert, Angela Bungert, Erich Schnepf, Monika Schöppner, Elisabeth Böhrer, Hubert Henneberger, Karl-Heinz Herbert, Klaus Spitzl, Herbert Schlier, Dr. Erasmus Gaß, Carola Städtler und Marc Huter. Jeder von ihnen bekam selbstverständlich ein Exemplar der Chronik überreicht. „Echte Tradition ist nicht ein Traum von der guten alten Zeit, sondern ein belebender Ansporn zu neuem Schaffen, zur Erhaltung und Fortentwicklung der großen Werte, welche die Vergangenheit in unsere Hände gelegt hat“, sagte Erb und machte deutlich, dass Kontinuität und Innovation kein Widerspruch sind, sondern sich in einer Zeit der Globalisierung ausgezeichnet ergänzen. „Wir, die Einwohner Oberelsbachs, können uns glücklich schätzen, in einem so liebenswerten Dorf in der Rhön wohnen zu dürfen. Viele Städter sehnen sich nach einem Ort, in dessen Überschaubarkeit und Unverwechselbarkeit man sich wiederfinden kann, wo menschliche Nähe und Vertrautheit eine Antwort darstellen auf die vielen Gefährdungen unserer Existenz.

Dies bietet Oberelsbach in Hülle und Fülle. Es sind nicht nur Jahrzehnte, sondern Jahrhunderte, die in der gemeinsamen Geschichte seit 812 betrachtet werden, die notwendig waren, um bestimmte Leistungen hervorzubringen. Viele Menschen haben dafür in der Vergangenheit Verantwortung getragen und tragen auch gegenwärtig Verantwortung. Und so dankte Erb allen, die heute in Oberelsbach aktiv sind und rief dazu auf, das Jahr 2012 als Motor für den Markt Oberelsbach zu betrachten. Der stellvertretende Landrat Helmut Will überbrachte die Glückwünsche des Landkreis zum 1.200jährigen Jubiläum. Die Ortschronik sei ein Hinweis auf den Wert und die Schönheit der Heimat in Rhön-Grabfeld und speziell in Oberelsbach. „Den Oberelsbachern wird dieses Buch beweisen, wie sehr sie auf ihre Heimat stolz sein können.“ Will rief vor allem auch die Neubürger auf, sich der Chronik zu widmen, um in Oberelsbach leichter Wurzeln zu schlagen. Die Geschichte, die die Autoren festgehalten haben, sei erlebte, erlittene und bewältigte Vergangenheit. Licht und Schatten, Bewährung und Versagen zeichne das Bild der Vergangenheit. „Daraus zu lernen, ist die Aufgabe der Geschichte.“ 40 Generationen haben in Oberelsbach Wurzeln geschlagen und etwas hinterlassen, verwies Robert Kiesel auch im Namen von Bernd Weiß auf den immens langen Zeitraum, der in der Chronik beleuchtet werde. Gleichzeitig machte er aber auch deutlich, dass es mit Sicherheit in Oberelsbach schon viel schlechtere Zeiten gab, als die heutigen, dies müsse sich die jetzige Generation stets vor Augen halten.

Chronik Oberelsbach

Die Schirmherrschaft für das Jubiläumsjahr übernimmt Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel, so kam es auch ihm zu, die Festrede zum Auftakt der Jubiläumsveranstaltungen zu halten. In Anlehnung an Goethe zitierte er: „Denn was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen.“ Schwarz auf weiß könne jetzt die Oberelsbacher Ortschronik nach Haus getragen werden. In rund fünfjähriger Arbeit sei mit dieser Publikation ein einmaliges Werk entstanden, an dem künftig niemand mehr vorbei komme, der sich mit der Geschichte von Oberelsbach beschäftigen will. Alles was in Oberelsbach in den vergangenen zwölf Jahrhunderten wichtig war, finde sich auf den fast 500, reich illustrierten Seiten der Ortschronik. Viel Arbeit wurde investiert, um alle Daten zusammen zutragen. Urkunden und Akten aus dem hiesigen Gemeindearchiv mussten genauso durchforstet werden, wie staatliche und kirchliche Archive. Hinzu kamen Befragungen von Zeitzeugen, Recherchen vor Ort, die Auswertung der Heimatzeitungen und vieles dergleichen mehr.

Gerne habe Dotzel die Schirmherrschaft über die 1.200-Jahr-Feierlichkeiten übernommen. 1.200 Jahre seien ein kaum vorstellbarer Zeitraum. Um sich 1.200 Jahre vor Augen zu halten, müsse man sich vergegenwärtigen, dass damals, als Oberelsbach im Jahr 812 erstmals urkundlich erwähnt wurde, noch Karl der Große herrschte. Und trotzdem sei die Gegenwart das Ergebnis dieser zurückliegenden Epochen. „Unsere Gegenwart ist das, was die vielen Generationen vor uns erarbeitet und geschaffen haben. Und das, was wir heute schaffen, ist die Basis, auf der die nach uns kommenden Generationen weiterarbeiten werden. Ich finde, das ist das Faszinierendste an der Geschichte, dass jeder von uns – bewusst oder unbewusst - mit ihr verbunden ist. So gesehen sei die Ortschronik von Oberelsbach Teil dieses historischen Prozesses. Das Buch schenke einen fundierten Blick zurück auf 1.200 Jahre Oberelsbacher Geschichte, aber auch unterfränkische Geschichte, und sei ist zugleich das Fundament für das Kommende.

„Die Ortschronik ist wie ein Paukenschlag zum Auftakt des Jubiläumsjahres.“ Zwischen den vielen Grußworten, Ansprachen und Glückwünsche gab es immer wieder Oberelsbacher Kultur. Die Trachtenkapelle unterhielt mit Musikstücken, der Valentin-Rathgeber-Chor mit Gesangseinlagen und die Theatergruppe Rhöngeist hat eigens ein Stück für den Jubiläumsabend aufgeführt. Ein Ein-Akter mit dem Titel „Das Durfjubiläum“ aus der Feder von Sabine Pagel. Der Ein-Akter spielte vor 50 Jahren als der damalige Bürgermeister Ludwig Hoch zur 1.150 Jahrfeier vom dramaturgischen Verein Rhöngeist ein Theaterspiel für das Jubiläum erbat. Geschichte eingebettet in eine Vielzahl von Oberelsbacher Geschichten und Geschichte beschloss der dramaturgische Verein schließlich doch lieber 50 Jahre zu warten, bis zum 1.200 jährigen Jubiläum 2012, bis dahin werde ihnen sicherlich ein passendes Stück einfallen.

Vorstellung Chronik Oberelsbach

Kreisheimatpfleger Reinhold Albert stellte die Oberelsbacher Ortschronik im Detail vor. Gleich zum Beginn ist ein Gedicht von Kaplan Friedl aus dem Jahre 1902 zu lesen, es handelt von längst vergangenen Zeiten, als noch ein Rhönheuerntefest gefeiert wurde oder die Bauern im Wald Laub zum Einstreuen holten. Es folgt die Urkunde aus dem Codex Eberhardi von 812 und die Darstellung in Latein und Deutsch. Ein besonderes Schmankerl ist die folgende Urkunde von Papst Pius VI von 1786, die eine Oberelsbacher Familie bekam, die als Dank für ihren Einsatz beim Neubau der Kirche, eine Romwallfahrt unternehmen durfte. Weiter geht es in der Chronik mit der Vor- und Frühgeschichte. Das größte Hügelgrab in Franken aus der Hallsteinzeit, 500 v.Chr. befindet sich in der Nähe von Oberelsbach auf dem Hundsrücken bei Sondheim/Oberwaldbehrungen.

Aufgezeigt wird das alte Wegenetz um Oberelsbach und Wüstungen in der Umgebung. Insbesondere bekannt sich heute noch das ehemalige Dorf Laar und Lanzig. Es wird über das Gerichtswesen berichtet, den Weinanbau am Südhang des Heppbergs, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts eingestellt wurde und recht ausführlich über den Bauern- und Dreißigjährigen Krieg. Der Pfarrer beklagte damals, dass nach wiederholten Plünderungen seine „Schäfchen“ nicht mehr die Kirche besuchen könne, weil sie nichts mehr zum Anziehen hätten. 1637 ist fast das ganze Dorf niedergebrannt. Das Marktrecht wurde 1726 verliehen. Ausführlich werden die landwirtschaftlichen Tätigkeiten dargestellt, der Getreide- und Flachsbau sowie die Heuernte auf der Langen Rhön. Eine besondere Stärke des Buches sei die Vielzahl der historischen Fotografien, betonte Albert. Weiter geht es mit der Industrialisierung, die vor allem im Basaltabbau spürbar wurde. Die Kirchen- und Pfarreigeschichte wird umfassend dargestellt. Oberelsbach ist eine sehr alte Pfarrei, die schon Mitte des 13. Jahrhundert errichtet wurde.

Auch die Schulgeschichte reicht weit zurück, bereits um 1.500 gab es eine Schule, was zur damaligen Zeit keine Selbstverständlichkeit war. Die großen Brände von 1887, 1891, 1895/1896 sind ebenso dokumentiert wie das Hochwasser 1906. Es kam der erste Weltkrieg mit 26 Gefallenen, der Bau der Rhönstraße und 1921 endlich die Elektrizität. Nicht ausgespart wird die Zeit des Nationalsozialismus und die jüdische Geschichte. Bereits 1699 gab es 13 jüdische Mitbürger und 1899 eine Synagoge in Oberelsbach. Die Chronik reicht bis in die heutigen Tage. Zahlreiche aktuelle Themen wie Naturschutz und Umweltbildung und die Kreuzbergallianz werden angesprochen. Herausgestellt werden Persönlichkeiten des Orts wie Valentin-Rathgeber, Bettina Schlanze-Spitzner und Albert Handwerker. Brauchtum und Tracht ist ein wichtiges Kapitel gewidmet. Rhöner Tracht und die Fosenocht dürfen das nicht fehlen. Abschließend finden sich Vereinschroniken, Sagen und Erzählungen. Franz Bungert führt in seinem Geleitwort aus: Man wolle in dieser Chronik nicht urteilen und nicht verurteilen, sondern verstehen, mitteilen und erzählen. „Das ist vorzüglich gelungen.

Die Texte sind verständlich und unterhaltsam aufbereitet. Es ist nicht nur ein Hausbuch entstanden, sondern auch ein Nachschlagewerk, welches die Ortsgeschichte aufschließt und das nicht nur für Oberelsbacher interessant ist“, so Albert abschließend. (me) +++








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