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28.01.12 - Region

Landrat PIPA gedenkt Opfern des Nationalsozialismus: "Kein Antisemitismus"

Am 27. Januar 1945 wurden die Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz befreit. Der Holocaust-Gedenktag wurde 1996 vom ehemaligen Bundespräsident Roman Herzog proklamiert und auf den 27. Januar festgelegt. Die Vereinten Nationen riefen 2005 den 27. Januar als „Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“ aus. Seit 2006 wird er weltweit begangen. Der Bundestag kommt an diesem Gedenktag alljährlich zu einem Staatsakt zusammen. Auch Landrat Erich Pipa gedachte gemeinsam mit zahlreichen geladenen Gästen am Freitag der Opfer des Nationalsozialismus in einer Veranstaltung im Bürgerportal des Main-Kinzig-Forums.

Am 9. November 2008 hatte der Kreistag den einstimmigen Beschluss gefasst, mit einer Gedenktafel im Main-Kinzig-Forum einen lebendigen Erinnerungsraum zu schaffen, der inmitten der alltäglichen Arbeitswelt mahnt, dass die Würde jedes einzelnen Menschen unantastbar ist. In seiner Ansprache, die musikalisch von Susanne Riedl-Komppa und Harry Wenz umrahmt wurde, betonte Landrat Erich Pipa, dass auch 67 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz das Thema nichts von seiner Aktualität verloren habe. Dies zeigten die von der rechtsextremen Zelle in Zwickau verübten Morde an Menschen mit Migrationshintergrund.

„Für Antisemitismus und Rassismus darf kein Platz in unserer Gesellschaft bestehen“, machte der Landrat deutlich. Rechtes Gedankengut sei kein Phänomen am Rande, sondern sei auch in der Mitte der Gesellschaft vielfach verbreitet. „Als Demokraten müssen wir aktiv sein und uns engagieren, vor allem bei jungen Menschen, in den Familien, in den Schulen, in den Vereinen“, hob Pipa hervor. Auch auf dem Gebiet des Main-Kinzig-Kreises seien in den Jahren von 1933 bis 1945 Tausende zu Opfern des Nationalsozialismus geworden. „Wir gedenken ihrer aller. Denn die Würde des Menschen ist unantastbar“, sagte Pipa.

Anschließend führte Christine Raedler, Leiterin des Zentrums für Regionalgeschichte, drei exemplarische Beispiele an. Seifenfabrikant Max Wolf aus Schlüchtern: Der älteste Sohn des jüdischen Seifenfabrikanten Victor Wolf und seiner Frau Emilie baute die Firma Dreiturm auf, wurde von den Nazis enteignet und ins Gefängnis verbracht, später wegen Hochverrats angeklagt. Trotz Einstellung des Verfahrens aus Mangel an Beweisen wird die Enteignung nicht rückgängig gemacht. Die Familie flieht nach England, Max Wolf stirbt 1948, wenige Wochen vor der Rückübertragung des Betriebes an die Familie. Lotte Sondheimer aus Gelnhausen: Lotte Sondheimer wurde als jüngstes Kind des jüdischen Rechtanwaltes Dr. Elkan Sondheimer und Gertrud Sondheimer am 8. Mai 1907 in Gelnhausen geboren. Die Familie des renommierten Anwalts zieht bald nach Lottes Geburt in die stadtbildprägende neugebaute Villa Sondheimer oberhalb des „Alten Grabens.

Lotte Sondheimer wird ab Mai 1940 im südfranzösischen Lager Gurs inhaftiert. Am 10. August.1942 wird sie zusammen mit vielen anderen Jüdinnen und Juden mit dem 17. Konvoi von Drancy/Paris nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Eugen Kaiser aus Hanau: Der Reichstagsabgeordnete wird 1922 zum Landrat von Hanau bestellt. Nach der Machtergreifung 1933 warten die Nationalsozialisten nicht, den Sozialdemokraten als politischen Gegner umgehend auszuschalten. Kaiser wird beurlaubt, entlassen und lebt in der Folge in ärmlichen Verhältnissen. Als Folge des Attentates auf Hitler und eine damit einhergehende Verhaftungswelle wird Eugen Kaiser als fast 65-Jähriger im September 1944 in das Konzentrationslager Dachau verbracht, wo er am 4. April 1945 stirbt. +++

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