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- Fotos: Martin Krauss, Klaus Scheuer

26.02.12 - LAUTERBACH

Hohhaus-Konzerte bereichern seit 60 Jahren das regionale Kulturleben

Nicht nur der herrliche Strauß tief roter Amaryllis im Foyer des Rokokosaales zeugte vom besonders festlichen Anlass des gestrigen Hohhaus-Konzertes, auch die Stimmung bei Publikum und Veranstaltern war von etwas mehr Aufregung gekennzeichnet als üblicherweise. In 60 Jahren hat sich die renommierte Kammermusikreihe im Lauterbacher Hohhaus-Palais nicht nur in der Region einen Namen gemacht, und ein klares Profil erworben, das langjährige Stammpublikum ist mit den Konzerten vertraut und weiß, was es erwartet.

Gestern jedoch war dies etwas anders, denn das so betitelte „Festliche Konzert“ fand aus Anlaß des 60-jährigen Bestehens der Lauterbacher Hohhaus-Konzerte statt, und obwohl man zum Begehen des Jubiläums den Rahmen eines typischen Hohhaus-Konzertes gewählt hatte, machte sich doch die Stimmung des Besonderen breit. Vielleicht war es die Kraft der Tradition, die man spüren konnte, denn in sechs Jahrzehnten hat die Konzertreihe eine deutliche Spur im Lauterbacher Kulturleben hinterlassen.

Ein typisches Hohhaus-Konzert bietet natürlich ein Programm auf höchstem Niveau, und so hatte man mit dem Amaryllis Quartett ein junges Ensemble eingeladen, das bereits breites internationales Renommee besitzt, und das sogar schon einmal im Rahmen der Konzertreihe in Lauterbach gewesen war. Verstärkt und zum Quintett erweitert wurde das Quartett durch die Geigerin Anna Buschuew. Das Programm bewegte sich komplett im traditionellen Rahmen, von Mozart über Hugo Wolf zu Johannes Brahms und stellte in der lebendigen Interpretation der fünf jungen Künstlerinnen und Künstler trotzdem auch die Verbindung zur Gegenwart her. Der erste Satz aus Mozarts Streichquintett in C-Dur diente zur Begrüßung des Jubiläumspublikums und der zahlreichen Ehrengäste, darunter auch Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller. Mozarts Allegro bot einen energiegeladenen, kraftvollen und raumfüllenden Auftakt, dem festlichen Anlass angemessen, dessen einfach gehaltenen kompositorischen Mittel ausreichend Raum für eine selbstbewußte Interpretation durch die jungen Künstler ließ.

In bekannter Kürze begrüßte Anne Krembel vom Kreis Lauterbacher Musikfreunde Gäste und Publikum und erteilte sogleich Bürgermeister Vollmöller das Wort. Dieser unterstrich den Stellenwert der Konzertreihe im Lauterbacher Kulturleben. Sein Dank im Namen der städtischen Gremien galt Anne Krembel als Initiatorin der aktuellen Konzerte, dem Hessischen Rundfunk, der durch seine Mitschnitte die Konzertreihe landesweit bekannt gemacht habe, sowie allen engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die durch ihren ehrenamtlichen Einsatz diese traditionsreiche Konzertreihe ermöglichten. In der Gegenwart stelle sich dies völlig anders dar als zu Beginn der Hohhaus-Konzerte vor 60 Jahren. Wichtig sei es nun, auch junge Menschen für die Konzerte zu interessieren.

Im Konzertprogramm ging es mit dem Streichquartett in D-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart weiter, eine Komposition, die einerseits fest auf klassischen Standards begründet ist, klar umrahmt und durchstrukturiert. Dennoch versteht es Mozart, diese immer wieder zu durchbrechen, etwa in dem filligranen Einstieg in den ersten Satz oder dem verhaltenen Schluss. Die vier Künstler des Amaryllis Quartetts, der Geiger Gustav Frielinghaus, die Geigerin Lena Wirth, die Bratschistin Barbara Buntrock sowie der Cellist Yves Sandoz, interpretierten Mozarts Komposition jedenfalls ganz in diesem Sinne.

In einem kurzen Abriss auf die Geschichte der Lauterbacher Hohhaus-Konzerte erinnerte Anne Krembel sodann an Dr. Hans Hartmann, der die Konzertreihe 1952 in Lauterbach begonnen habe, zunächst mit vier, später mit sechs Konzerten in der Saison. 1985 habe dessen Sohn Dr. Bernhard Hartmann die Federführung übernommen. Er habe eng mit dem Hessischen Rundfunk zusammen gearbeitet. Vor allem der damalige Redakteur Hans Koppenburg habe sich sehr für die Konzertreihe eingesetzt. In dieser Zeit sei auch ein neuer Flügel angeschafft worden, ermöglicht durch Spenden Lauterbacher Bürgerinnen und Bürger. Im Jahr 1992 sei dann der Verein Kreis Lauterbacher Musikfreunde gegründet worden, 1997 habe Dr. Martin Pfeffer den Vorsitz übernommen, bis zu seinem Tode im Jahr 2008. Seitdem stehe sie selbst dem Verein vor.

Anne Krembel bedankte sich bei allen, die sich praktisch und ideell für die Konzertreihe einsetzten, bei den Sponsoren und Unterstützern, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, der Volkbank Lauterbach-Schlitz, der Sparkasse Oberhessen, der Familie Stabernack, aber nicht zuletzt auch bei all denen, die sich vor Ort ganz praktisch für das Gelingen der Konzerte einsetzten. Sie schloss mit guten Wünschen für die Zukunft der Konzertreihe.

Hugo Wolfs italienische Serenade aus dem Jahr 1887 sezte das Konzertprogramm fort, klangorientiert, dynamisch, bewegt, ein kraftvoller Schlusspunkt vor der Pause. Das Konzertprogramm im Ganzen wurde durch Johannes Brahms Streichquintett in G-Dur abgerundet, ein vielschichtiges, emotionales Werk, das einerseits großes Klangvolumen besitzt und sich andererseits folkloristischer Motive bedient. Beides wird jedoch kompositorisch immer wieder durchbrochen, aufgelöst, überzeichnet, so dass eine ganz eigene Wahrnehmungsebene entsteht, schwebend, sphärisch, bisweilen subtil, alles unter dem Bogen einer mutigen und künstlerisch selbstbewußten Interpretation des hervorragenden Streichquintetts. In den Händen der fünf Musikerinnen und Musiker geriet der Brahms zweifellos zum künstlerischen Höhepunkt eines herausragenden Hohhaus-Konzertes. Nicht zuletzt hier wurde deutlich, dass noch genügend Energie für die nächsten 60 Jahre in dieser Konzertreihe enthalten ist. Jetzt gilt es, sie frei zu setzen. (Klaus Scheuer) +++



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