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- Fotos: privat

09.04.12 - Fulda
Stiller Protestzug durch Innenstadt gegen die Erweiterung der Sperrstunde
Mit einem Trauerzug durch die Fuldaer Innenstadt protestierten am 08. April 2012 in der Nacht von Samstag auf Sonntag um 4:30 Uhr rund 40 Aktivisten gegen die angestrebte Verlängerung der Sperrstunde. Die ungeplante Spontanversammlung entwickelte sich am Buttermarkt und sollte im Bezug auf die Sperrstundenerweiterung über das Osterwochenende von 5 Uhr auf 4 Uhr unterstreichen, dass in der Domstadt auch ruhig und friedlich gefeiert wird. Als Symbol des stillen Protests trugen die Aktivisten Klebeband über dem Mund und marschierten im Gleichschritt vom Buttermarkt durch das Bermuda-Dreieck bis in die Löherstraße, heißt es in einer Pressemitteilung von "fuldaprotest@web.de".
Mit dem Gleichschritt wollten die Versammlungsteilnehmer darauf hinweisen, dass in Fulda alle Bürger gleichgeschaltet werden sollen. Es gebe keinen Entfaltungsraum für Kultur und Identität. „Wir sehen nicht ein, dass jemand anderes entscheidet, wann wir nach Hause gehen müssen. Unsere Unmündigkeit haben wir bereits vor über 200 Jahren abgelegt“, empört sich der 26-jährige Student Max Grün. Er findet es falsch, dass die friedlich-feiernde Masse wegen ein paar weniger Vandalen bestraft werde. „Die ganze Diskussion ist ein Generationenkonflikt. Da möchten sich ein paar alteingesessene Politiker profilieren und ihre Macht demonstrieren. Das sieht man bereits daran, dass die Stadt dieses Jahr an Ostern auf dem alten Feiertagsgesetz besteht, nachdem die Sperrstunde nur an diesem Wochenende bereits ab 4 Uhr eintritt“, so Grün.
Auch die 23-jährige Angestellte Lisa Möller ist verärgert über das Unverständnis der lokalpolitischen Entscheidungsträger. „Es geht an dieser Stelle nicht um Flatrate-Saufen oder die oft genannte Spaßgesellschaft, es geht umVielfalt, Kulturund Freiheit – und vor allem es geht um unsere Identität. Dieser Zustand erinnert mich an eine Zeit der Intoleranz, von der ich dachte, wir hätten sie in Deutschland längst überwunden.“
Als Lösungsansätze schlugen die Versammelten laut Pressemitteilung vor, die Polizeipräsenz zu erhöhen und Kameras an den Brennpunkten einzusetzen. „Wir haben während des gesamten Marsch keine einzige Polizeistreife angetroffen. Und dass, obwohl unmittelbar vor dem Beginn unseres Protestes alle gastronomischen Betriebe geschlossen haben und viele Leute auf den Straßen waren“, bemerkt die Teilnehmerin Lisa Möller. Nach Ansicht der Aktivisten verlagere sich die Problematik von Vandalismus und Ruhestörung durch die Erweiterung der Sperrstunde lediglich zeitlich auf 3 Uhr. Die Kosten für Sicherheitskräfte und Reinigung blieben dabei jedoch gleich. (red). +++
