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Viele Künstler und Kunstinteressierte waren in das Hünfelder Museum Modern Art gekommen, um bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Jürgen Blum dabei zu sein. Das Bild zeigt Bürgermeister Dr. Eberhard Fennel, Kreisbeigeordnete Dr. Friederike Lang, Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke, Jürgen Blum und die Vorsitzende des Museumsbeirates, Monika Mihm, bei der Auszeichnung.

30.04.12 - HÜNFELD

"Ganzes Leben für die Kunst" - Bundesverdienstkreuz an Prof. Jürgen BLUM

Lange hatte sich Jürgen Blum gegen öffentliche Ehrungen gesträubt. Nachdem ihm 2010 bereits der polnische Kulturminister den höchsten polnischen Kulturpreis verliehen hatte, zeichnete ihn die Stadt Hünfeld im vergangenen Jahr mit der höchsten städtischen Ehrung neben der Verleihung einer Ehrenbezeichnung, der Ehrenmedaille der Stadt Hünfeld, aus. Jetzt konnte Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke den Künstler, Kunstorganisator und Museumsleiter das Bundesverdienstkreuz für sein herausragendes Wirken überreichen.

Dazu waren viele künstlerische Weggefährten und Freunde in das Museum Modern Art gekommen, darunter der Vater der konkreten Poesie, Eugen Gomringer, der Dresdner Künstler Karl-Heinz Adler, der langjährige Leiter der Kunststation Kleinsassen, Peter Ballmeier, und viele Mäzene, die das Hünfelder Museum finanziell unterstützen.

Lübcke nannte Blum eine Persönlichkeit, die das Leben voll und ganz in den Dienst der Kunst gestellt habe. In seiner Laudatio ging er auch auf das besondere Engagement ein, mit dem der Hünfelder Künstler Projekte in seiner früheren Heimat Polen und in Israel unterstützt. In Polen habe er in Zeiten des kommunistischen Regimes viele Repressalien erdulden müssen, die schließlich zu seiner Übersiedlung 1974 nach Deutschland geführt hätten. Trotzdem sei er nicht verbittert gewesen und habe zahlreiche bedeutende Kunstprojekte in seiner früheren Heimat initiiert. Besonders beeindruckt habe ihn das Engagement, mit dem Blum beispielsweise in seiner früheren Heimatstadt Elbing nicht nur Ausstellungen kritischer zeitgenössischer Künstler ermöglicht, sondern auch junge Menschen an die Kunst herangeführt habe. Seine Ausstrahlung als Künstler, Kunstorganisator, Kunstpädagoge und Kurator reiche weit über die osthessische Region hinaus. Lübcke zollte Blum hohen Respekt für die Überzeugungskraft und Geradlinigkeit, mit der er für die Kunst in Hünfeld, in Deutschland, in Polen und in vielen anderen Ländern gewirkt habe. Er sei dankbar, betonte der Regierungspräsident, dass Blum in Hünfeld einen Ort gefunden habe, der ihm diese Freiheit in der Kunst ermöglichen konnte.

Bürgermeister Dr. Eberhard Fennel zeichnete in seiner Begrüßung wesentliche Lebensstationen nach. Der 1930 im deutsch-polnischen Grenzgebiet bei Elbing geborene Künstler blieb als einziges Familienmitglied nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg in Elbing, wo ihn die Deutschen Jürgen Blum nannten, während er in Polen als Gerard Kwiatkowski bekannt wurde. Er widmete sein Leben einer von ideologisch und politisch-gesellschaftlichen Bezügen befreiten Kunst. So gründete er 1961 in Elbing die Avantgarde-Galerie EL und initiierte 1965 die Biennale der räumlichen Formen und geriet dabei immer wieder in Konflikte zu dem kommunistischen Regime in Polen. Es führte schließlich dazu, dass er 1974 Polen verlassen musste, wo er zunächst seine erste Kunststation im Kloster Cornberg aufbaute und später die Kunststation Kleinsassen ganz wesentlich prägte. Nach einer Übergangszeit in Fulda konnte der 1990 in Hünfeld das Museum Modern Art im alten Gaswerk aufbauen.

Blum war bereits Initiator, Kurator und Künstler, aber auch Handwerker und habe als Mädchen für alles Großartige, Ausstellungen nach Hünfeld gebracht. Dies werde ihm in dieser Form in den kommenden Jahren nicht mehr möglich sein, sagte Dr. Fennel, da er Rücksicht auf seine Gesundheit nehmen müsse. Deshalb habe die Stadt Hünfeld gemeinsam mit ihm beschlossen, am Ende dieser Jahresausstellung Weichen vorzunehmen, um damit ganz in seinem Sinne eine nachhaltige Sicherung und Fortführung seines Lebenswerks einzuleiten. Dazu solle eine umfassende Bestandsaufnahme seiner Sammlung in Zusammenarbeit mit einem jungen Künstler, Ronny Korn, der seine Wurzeln ebenfalls Jürgen Blum verdanke, erfolgen. Das Museumsdepot solle saniert und erweitert werden, um dann in einem Jahr das Museum Modern Art mit einem neuen Ausstellungskonzept wieder eröffnen zu können. Jürgen Blum behalte nicht nur seine Wohnung am Museum, sondern bleibe auch Anlaufstelle in der Malschule und werde dem Museum mit Rat und Tat zur Verfügung stehen. Um dies auch offiziell zu dokumentieren, habe ihn der Magistrat als ehrenamtlichen Museumsbeauftragten berufen, betonte Dr. Fennel. Gemeinsam mit Erster Stadträtin Monika Mihm überreichte er Blum diese Ernennungsurkunde.

Zu den Gratulanten zählte auch die Kreisbeigeordnete Dr. Friederika Lang, die aus Sicht des Kreises Blums Engagement für die Kunststation Kleinsassen würdigte. Er habe die Kunststation zu einer Bleibe für das Kunstschaffen gemacht. Sie sprach sich in Zeiten des regierenden Rotstiftes dafür aus, der Kunst den ihr gebührenden Stellenwert zu bewahren. Für den Stiftungsbeirat beglückwünschte Monika Mihm den Künstler, die sich freute, dass Blum endlich seinen Widerstand gegen die verdiente öffentliche Anerkennung seines Wirkens aufgegeben habe. Für den Kunstverein Idea Fulda Hünfeld gratulierte Peter Hackel und als persönliche Freunde Karl Möller und Heinz Kasper.

Blum selbst versprach, bis zu seinem Ende „leben“ zu wollen. Er sei Hünfeld gerne treu geblieben, weil er hier Freunde gefunden habe, die mit ihm weite Wege gegangen seien. Dies gelte besonders für das Projekt „Das offene Buch“, das auf 150 Arbeiten an öffentlichen Hausfassaden noch nicht sein Ende gefunden habe. Viele andere Städte wollten Hünfeld kopieren, er habe dies aber stets abgelehnt und gesagt „Besucht Hünfeld und geht euren Weg“. +++

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