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Wolfgang Hesse besucht das erwähnte Waisenhaus.

Zusammenarbeit mit der liberianischen Bereitschaftspolizei. Das Bild zeigt Wolfgang Hesse bei der Informationsaufnahme für einen Bericht.
07.06.12 - Hünfeld
Polizeioberkommissar Wolfgang HESSE unterstützt Polizeimission der UN in Liberia
Seit September 2011 befindet sich Wolfgang Hesse in Liberia, um dort für die Vereinten Nationen beim Wiederaufbau der liberianischen Polizei zu helfen. Nach einem 14-jährigen Bürgerkrieg stimmte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen im September 2003 der Einrichtung einer Polizeimission in Liberia (UNMIL) zu. Diese umfasst unter anderem die Überwachung und die Beratung der liberianischen Polizei. Polizeioberkommissar Wolfgang Hesse ist seit 1987 Angehöriger der Bundespolizei und Truppführer in der Hünfelder Beweissicherungs- und Festnahmehundertschaft. Bei dem Aufenthalt in Liberia handelt es sich um seine insgesamt fünfte Auslandsverwendung. Die ersten beiden Verwendungen führten ihn für das Auswärtige Amt 1992 nach Teheran und 1997 nach London. Nach dem Ende des Bürgerkrieges im Kosovo absolvierte er dort zwei Verwendungen für die Vereinten Nationen in den Jahren 2000 und 2002.
Zu Beginn seiner Mission war Hesse aufgrund der Präsidentschaftswahlen in Liberia Ende 2011 zunächst für 2 Monate als Berater der liberianischen Bereitschaftspolizei tätig. Zu seinen Aufgaben gehörte die Begleitung der Polizisten im Einsatz. Bei einer solchen Begleitung kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen der liberianischen Polizei und Anhängern der Oppositionspartei. Dabei wurden ein Demonstrant erschossen und eine erhebliche Anzahl weiterer Demonstranten durch Schüsse verletzt. Dank der Anwesenheit der internationalen Beamten wurde das Verhalten der liberianischen Polizei von einer unabhängigen Kommission untersucht und hat zur Suspendierung der verantwortlichen liberianischen Polizisten geführt. Aktuell ist Wolfgang Hesse im “Planning Department” beschäftigt. Dort arbeitet er zusammen mit liberianischen Kollegen am Neuaufbau der Polizei. Weitere Aufgaben sind die Überwachung des Waffenembargos und die Durchführung vierteljährlicher Inspektionen der liberianischen Sicherheits-behörden sowie die Kontrolle der vollständigen Vernichtung von beschlagnahmten Waffen und Munition. Zweimal im Jahr werden diese von Spezialisten unbrauchbar gemacht.
Liberia liegt im westlichen Afrika und hat circa 3,9 Millionen Einwohner. Dank der Präsenz der Vereinten Nationen konnten Ende 2005 freie Wahlen statt finden, aus denen Ellen Johnson Sirleaf als Präsidentin hervorging und nach einer Amtszeit von sechs Jahren Ende 2011 wiedergewählt wurde. Die Präsidentin Liberias rückte erst kürzlich in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit, als ihr für ihren gewaltfreien Kampf für die Sicherheit von Frauen und der Achtung von Frauenrechten der Friedensnobelpreis verliehen wurde. Darüber hinaus richtete sich 2012 der Fokus erneut auf Liberia, als der ehemalige Rebellenführer und Präsident Charles Taylor vom Sondergerichtshof der Vereinten Nationen wegen Kriegsverbrechen schuldig gesprochen wurde.
Gegenwärtig, mit Stand April 2012, sind 434 Polizeibeamte aus 37 Nationen für die Vereinten Nationen in Liberia tätig, darunter findet man exotische Nationen wie Fidschi und Jemen, aber auch Polizisten aus Tschechien, der Schweiz und Polen. Aktuell sind fünf deutsche Beamte für die Dauer von jeweils 12 Monaten in Liberia tätig. Das deutsche Kontingent setzt sich zurzeit aus drei Beamten der Bundespolizei, und zwei Beamten der Landespolizeien Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zusammen. In Ihrer Freizeit sind die UN-Mitarbeiter stark eingeschränkt, selbst acht Jahre nach Ende des Bürgerkrieges besteht eine Ausgangssperre von 24.00 Uhr bis 5.00 Uhr. Der Wohnraum ist knapp und dementsprechend hoch sind die Mieten.Gegenstände des täglichen Bedarfs sind in eingeschränkt verfügbar, allerdings wesentlich teurer als in Europa, da sie alle importiert werden.
Darüber hinaus findet man in Liberia Krankheiten, die in Europa nicht anzutreffen sind. Die größte Gefahr stellt ohne Frage die “Malaria Tropica” dar, die aufgrund des Klimas und geografischer Gegebenheiten in Liberia vorkommt. Neben den Gesundheitsrisiken sind die klimatischen Bedingungen sehr belastend. Das durchweg heiße und feuchte Klima verlangt den Beamten im täglichen Dienst viel ab.
Die größte Herausforderung einer Mission allerdings ist die Trennung von Familie und Freunden. Denn ohne die Unterstützung und das Verständnis von Familie, Freunden, Vorgesetzten und Kollegen wäre die Teilnahme an einer Mission nicht möglich. In ihrer Freizeit unterstützen die deutschen Beamten ein örtliches Waisenhaus, das vom deutschen Verein Kinder-Afrikas e.V. zusammen mit einem örtlichen Träger geführt wird. Dort haben zurzeit ca. 80 Kinder ein Zuhause gefunden. Bereits zu Beginn der Mission oder während eines Besuches in Deutschland werden bei Familie und Freunden Bekleidung und Spielsachen eingesammelt, um sie hier an die Kinder zu übergeben. Darüber hinaus helfen die deutschen Beamten bei Bedarf mit kleineren Sachspenden direkt vor Ort aus. Noch bis Mitte September ist Wolfgang Hesse in Liberia. Dort wird er neu gewonnene Freunde zurück lassen müssen, dafür aber um viele Eindrücke und Erfahrungen reicher nach Deutschland zurückkehren. Nach dem Ende der Mission und einem kurzen Urlaub erwarten ihn wieder neue Herausforderungen der Hünfelder Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit.+++

Wolfgang Hesse (re.) bei der Kontrolle der vollständig zerstörten Waffen.