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- Fotos: Babara Enders

11.06.12 - Bischofsheim
Ein zutraulicher Anlauf - Fichtelgebirgsadler im Trainingslager am Kreuzberg
„Die Kreuzbergschanzen haben ein schönes Profil und einen zutraulichen Anlauf“, antwortet der Sprungtrainer Marcel Hölig auf die Frage, warum die Fichtelgebirgsadler aus Warmensteinach sich gerade die Rhöner Schanzenanlage für ihr Trainingslager ausgesucht haben. Und er muss es ja wissen, denn er war einst aktiver Nordischer Kombinierer und gewann bei den olympischen Winterspielen 2002 in Salt Lake City Silber in der Mannschaftswertung. Heute ist er hauptberuflich als Trainer tätig und betreut den fränkischen Springernachwuchs.
Mit einem zutraulichen Anlauf meint er den Naturanlauf, der ohne Turm auskommt. Damit hätten junge Springer schon manchmal ein Problem bereits beim Hochsteigen. Doch in diesem Trainingslager sind alle guter Dinge. Zwei Mädchen gehören zum Team. Die kleine Isa lässt es sich nicht nehmen, den Anstieg zur K30-Schanze zu Fuß in Angriff zu nehmen. „Damit mir nicht kalt wird“, gibt die junge Sportlerin ganz souverän die Antwort. „Und die Belohnung für den Anstieg ist dann der Skisprung“, fügt Trainer Hölig hinzu und Isa nickt bekräftigend und schnallt sich schon wieder die Skier an. Die jungen Springer bekommen kurz nach dem Aufsetzen schon ihr Feedback. Günther Göllner, der gemeinsam mit Hölig als Trainer fungiert, spricht durch das Funkgerät mit den Springern. Vom Wertungsrichterturm aus beobachtet er jeden Sprung, ihm entgeht auch nicht die kleinste Schwäche eines Sprunges. Jedoch findet er immer die richtigen Worte. „Man muss sie motivieren, dass sie nicht müde werden und irgendwann mit dem Sport aufhören. Wenn du sie ansprichst und sagst, wir fahren ins Trainingslager, müssen sie sich freuen, ja brennen für den Sport.“ Das scheint Göllner auch sehr gut zu meistern. Die Springer hören konzentriert auf das, was sie vom Trainer durch Funkgerät gesagt bekommen. Die Örtlichkeiten sind Günther Göllner sehr gut bekannt, gewann der doch im Jahre 1962 bei der Bayrischen Meisterschaft auf den Kreuzbergschanzen den zweiten Platz, wie er sich gerne erinnert.
An diesem Trainingsmorgen herrschen aus Sicht des Zuschauers nicht die besten Bedingungen. Nach dem starken Regenfall der letzten Nacht hängt dicker Dunst über dem „ruate Höcher“, wie die Ecke am Kreuzberg von den Haselbachern genannt wird. Das zweite Mädchen der Mannschaft Annika Keil nickt auf die Frage nach der Übernachtung. „Es war ok, wie immer halt im Trainingslager“. Die Gruppe übernachtete im Landschulheim am Bauersberg. Und die Frage nach den Sichtverhältnissen wird zur Überraschung der Aussenstehenden auch ganz locker beantwortet, „man sieht immer so drei, vier Meter weit, das ist in Ordnung“. Nach anderthalb Stunden reißt der Himmel auf, die Sonne kommt durch die Wolken. Endlich haben auch die wenigen Zuschauer etwas zu sehen, die ihre Wanderung gerne unterbrachen, als sie zur Sprungschanze kamen. Hans Beck und seine Helfer vom RWV Haselbach unterstützen die Trainingsarbeit der Warmensteinacher, richten morgens jeweils die Anlage her, helfen im Fahrdienst aus und kümmern sich um die Fichtelgebirgsadler. Man kennt sich schließlich und nimmt wechselseitig an Wettkämpfen teil. Und der Einsatz um die Schanzenanlage lohnt sich. Günther Göllner erkundigte sich beiläufig nach der winterlichen Schneelage der Kreuzbergschanzen. Da auch im Fichtelgebirge der Winter nicht jedes Jahr wie gewünscht eintrifft, würden sie auch dann gerne zum Mattentraining in die Rhön kommen. Manfred Reder vom RWV freut sich über das Interesse, allerdings ist bei Frost auch hier ohne Schnee kein Schanzenbetrieb möglich.+++
