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05.07.12 - WÄCHTERSBACH
Blicke in Storchen-Kinderstube - Feuerwehr half bei der HGON-Beringung
Dritte Brut, drittes Weibchen und drei Junge – so lautet die Kurzzusammenfassung für den Wächtersbacher Storchenbrutmast für 2012. Das Wächtersbacher Storchenmännchen mit Ring DEW 5 X 900 (aus dem Ei geschlüpft bei Schöneck- Büdesheim in 2008), das bereits am 8.3.2012 an seinem Traditionshorst in der Wächtersbacher Aue eintraf, ist nicht gerade vom Glück verfolgt, denn wie in den beiden letzten Jahren mußte es sich abermals eine neue Partnerin suchen. Während sein aus Südwürttemberg stammendes Weibchen von 2010 mitten in der Brutzeit in einer Stromleitung tödlich verunglückte, kehrte die Partnerin des Vorjahres, ein Südhessin, nicht mehr aus dem Überwinterungsgebiet zurück und es ist zu vermuten, dass sie im Winterquartier oder auf dem Zugweg umgekommen ist.
Über drei Wochen lang lang harrte der Nestinhaber nach seiner Rückkehr in diesem Jahr aus, bevor eine durchziehende Norddeutsche sein Klappern erhörte. Das diesjährige Wächtersbacher Storchenweibchen mit Helgoland-Ring DEW 7 X 519 erblickte bei Hannover das Licht der Welt, stammt aus der Generation 2010 und brütete zum ersten Mal, denn Störche werden erst im zweiten Lebensjahr fortpflanzungsfähig.
Die lange Zeit des Wartens nutzte das Storchenmännchen zur Nestrenovierung, so daß die Partnerin bei ihrem Eintreffen ein fertiges Brutquartier vorfand. Schon nach wenigen Tagen begann sie mit der Eiablage. Aus dem Gelege schlüpften später vier Jungstörche, wovon einer nicht überlebte. Allerdings ist nicht davon auszugehen, daß der Jungvogel an Futtermangel starb, zumal in diesem Jahr die Nahrungsbedingungen infolge der nachhaltigen Niederschläge im Kreisgebiet für Störche optimal waren. Um ihr Nest sauber zu halten, trippeln Jungstörche rückwärts zum Nestrand bevor sie abkoten und es ist zu vermuten, daß der fast vier Wochen alte Jungstorch dabei auf dem Reisigrand gestolpert und abgestürzt und dabei zu Tode gekommen ist.
Um zu erfahren, wie der weitere Lebensweg der diesjährigen drei jungen Wächtersbacher verläuft, wurden die Rotfüße, die derzeit noch schwarze Beine und Schnäbel haben, von dem ehrenamtlichen Storchenschützer und Vogelberinger Werner Peter aus Freigericht mit Ringen der Vogelwarte Helgoland versehen. Ermöglicht wurde der nur wenige Minuten dauernde Beringungsvorgang in 9 m Höhe durch Vermittlung des Wächtersbacher Feuerwehrvorsitzenden Markus Metzler.
Mit einem Hub-Radlader, den dankenswerter Weise die Bioenergie GmbH Wächtersbach zur Verfügung gestellt hatte, hievte dann der erfahrene und routinierte Feuerwehrmann Tobias Schneider den Hubsteigeraufsatz souverän und punktgenau an den Nestrand, so daß die Jungen problemlos beringt werden konnten. Dies glückte jedoch erst beim zweiten Versuch, denn beim ersten Termin war die Aue infolge eines Starkgewitters nicht befahrbar. Die drei fitten Wächtesbacher Jungstörche aus 2012 tragen jetzt die Helgoländer Kennringe DEW 0 X 606, DEW 0 X 607 und DEW 0 X 608.
Die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON), die den Storchenbrutmast in 2006 auf einem Wiesengrundstück der Ev. Kirchengemeinde auf errichtete und finanzierte bedankt sich an dieser Stelle auch ganz herzlich bei der Wächtersbacher Bevölkerung für die Unterlassung von Störungen im Bereich des Niststandortes, denn menschliche Störungen sind neben Witterungskapriolen nach wie vor die Hauptursachen für Ansiedlungsverhinderung und Brutausfälle. Beispielsweise gehen die drei diesjährigen Brutausfälle bei Meerholz, Rodenbach und Oberissigheim auf menschliche Störungen zurück.
Nachdem es in diesem Jahr im näheren Umkreis von Wächtersbach, ämlich bei Salmünster und Altenhaßlau weitere erfolgreiche Weißstorchenansiedlungen gab, ist der kreisweit tätige Storchenschützer Peter sehr zuversichtlich, daß auch die Storchennisthilfen bei Aufenau, Neudorf und Ahl in den Folgejahren besiedelt werden, denn die hier vorhandene ökologisch wertvollen großräumigen Auenbereiche sind als Nahrungsgrundlage für erfolgreiche Storchenbruten bestens geeignet sind. Naturschutzaktivist Peter von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) wird auch zukünftig die kreisweiten Storchenschutzbemühungen fortsetzen. Zur Finanzierung dieser weiteren Artenschutzarbeit werden Spenden erbeten: HGON-Konto 7720165, VR Bank Main-Kinzig BLZ 506 616 39. +++