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18.07.12 - Bad Neustadt
„Hinter jeder Sucht steckt eine Sehnsucht“ - Suchtprävention in Rhön-Grabfeld
„Hinter jeder Sucht steckt eine Sehnsucht.“ - Diese Erkenntnis hat sich der Arbeitskreis Suchtprävention und Gesundheitsförderung im Landkreis Rhön-Grabfeld auf die Fahnen geschrieben. Im, dem Landratsamt angeschlossenen Gesundheitsamt werden die Fäden sämtlicher Beteiligter gebündelt. Ausgeschrieben war jüngst ein Malwettbewerb zum Thema „Jugend & Alkohol“ für alle siebten und achten Schulklassen im Landkreis. Beteiligt hatten sich rund 220 Teilnehmer aus nahezu allen Schularten. Nicht leicht hatte es die mehrköpfige Jury, aus diesen Arbeiten zuerst die besten 30 und daraus die Sieger zu ermitteln. Anke Marstaller, Sozialarbeiterin an der Mittelschule Bad Neustadt, machte die Bekanntgabe richtig spannend. Auf dem ersten Platz rangiert Laura Schwarzmeier von der Mittelschule Bad Neustadt.
Im Bild: Siegerehrung bei der Ausstellung von „Jugend & Alkohol“ im Alten Amtshaus mit Landrat Thomas Habermann (links) und Bürgermeister Bruno Altrichter sowie Dr. Horst Rusche (rechts): Es siegte Laura Schwarzmeier (Mitte), Andrea Leis (links) auf dem zweiten und Heidi Hauck auf dem dritten Platz. (Foto: Partl)
Ihr Bild steht unter dem Motto „Sucht macht deine Welt düster“. Den zweiten Platz belegt Andrea Leis vom Rhön-Gymnasium Bad Neustadt, ihr Bild fordert „Kein Alkohol für Jugendliche“. Und den dritten Platz belegt Heidi Hauck vom Martin-Pollich-Gymnasium in Mellrichstadt. Ihr Bild steht unter den Vorzeichen „Ambulance“ und „Disco“. Musikalisch ausgestaltet wurde die Eröffnung der Ausstellung mit Vorstellung der Sieger von der Musik-Band der Mittelschule Bad Neustadt. Landrat Thomas Habermann zeigte sich verblüfft von der Vielfalt der ausgestellten Bilder, vor allem aber davon, wie sehr sich die Jugendlichen zuvor mit dem Thema Alkohol auseinandersetzten. Habermann erinnerte an die schlimmen Folgen übermäßigen Alkohol-Genusses bis hin zum Koma-Saufen, bei dem sich Jugendliche bis zur Besinnungslosigkeit betrinken und dann von anderen versorgt werden müssten wie Kleinkinder. Es mache betroffen, wenn Jugendliche unter übermäßigem Alkoholeinfluss torkeln und lallen, sich einnässen und erbrechen und zu erleben, wie entsetzlich sie sich fühlen, wenn Körper und Geist wieder zu sich kommen.
Alleine im vergangenen Jahr mussten 59 betrunkene Jugendliche in die Kreisklinik gebracht werden, im laufenden Jahr waren es auch schon 23. „Viele zu viele für unsere Kleinstadt“, urteilte er. Ausrutscher werde es zwar immer geben, aber vor allem bei Jugendlichen müsse dem Alkoholgenuss dringend Einhalt geboten werden. Habermanns innige Bitte galt allen anwesenden Jugendlichen, auch ihre Kameraden vom verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol, Drogen und modernen Medien zu überzeugen. Das sei gerade auch jetzt im Vorfeld der vielen anstehenden Schulentlassfeiern dringend angebracht. „Vielen Dank fürs Mitmachen.“ Bürgermeister Bruno Altrichter sprach über die Notwendung des Auseinandersetzens mit Alkohol und Drogen. Sucht und Prävention bedingen einander, die künstlerische Auseinandersetzung der Ausstellung werde sicherlich auch öffentliches Interesse bei Erwachsenen auslösen. „Man muss zu gegebener Stelle auch einmal Nein sagen können“, versicherte Altrichter zum Thema Alkohol. Suchtprävention soll Lebenskompetenzen stärken, erklärte Dr. Horst Rusche als Leiter des Gesundheitsamtes.
Dabei geht es um die Stärkung des Selbstwertgefühls, um Kommunikations- und Konfliktfähigkeiten. Stärkende Verhaltensweisen werden entwickelt, es geht um schützende und persönlichkeitsfördernde Faktoren, kurz: um frühzeitige Gesundheitsförderung. Beteiligt am Arbeitskreis Suchtprävention & Gesundheitsförderung sind neben Gesundheits- und Jugendamt (beide angesiedelt beim Landratsamt Rhön-Grabfeld) noch Caritas, Netzwerk für soziale Dienste, Kreisjugendring, Lehrkräfte an verschiedenen Schulen, Jugendsozialarbeit an der Mittelschule sowie Kreisklinik, Saaletalklinik und Psychosomatische Klinik und natürlich auch die Polizei. An diese Stellen können sich auch betroffene Jugendliche selbst wenden: Beratungen sind immer kostenfrei, absolut freiwillig, unabhängig von Alter, Konfession oder Weltanschauung und sie unterliegen absoluter Schweigepflicht.
„Alles ganz easy“, um im flapsigen Jargon der Jugend zu bleiben. Prävention bedeute immer auch die Auseinandersetzung mit der Sucht, betonte Susanne Till (Suchtberaterin der Caritas). Auch sie zeigte sich fasziniert von den Bildern und der Art, wie sich die Jugendlichen mit der Thematik auseinandersetzten. Da geistern „Alkoholmonster“ herum, fordern Bilder auf zum NEIN-Sagen oder versprechen Spaß auch ganz ohne Alkohol etwa. Die Ausstellung kann noch am heutigen Mittwoch sowie am Donnerstag zwischen 8.30 und 15 Uhr im Alten Amtshaus Bad Neustadt besichtigt werden. (ger) +++