20 Jahre für Tschrnobyl - Familie KEUSCH hilft Kindern seit vielen Jahren

Erst im vergangenen Jahr feierte der Verein „Kinder aus Shitkowitschi – Hilfe nach Tschernobyl“ 20 Jahre Kindererholung in der Region. Eine Familie, die sich vom ersten Tag an engagierte in Wollbach, sind Erika und Dieter Keusch. Sie nahmen all die Jahre über jeweils zwei Mädchen zum Erholungsurlaub in die eigene Familie auf. Die beiden eigenen Mädchen sind mittlerweile längst selbständig, wobei die jüngste noch mit ihm Haus wohnt. <!--[if !supportEmptyParas]--> <!--[endif]-->

Auch heuer hatte das Ehepaar wieder zwei Mädchen aufgenommen, Elena zählt zwölf Lenze und Julia elf. Zwei seien wesentlich einfacher zu haben als ein Einzelkind, so dessen Erfahrung. Sie hätten einander, kennen die eigene Sprache und Kultur, und kommen so auch leichter mit den neuen Gegebenheiten zurecht. Zwar sprechen die Mädchen wie fast alle Gastkinder inzwischen ein bisschen die deutsche Sprache, für eine richtige Verständigung reicht das aber noch lange nicht. Russisch wie Deutsch gelten jeweils selbst als schwere Sprache und die Unterschiede sind doch sehr gravierend. „Nächstenliebe“ und schlichtes „Helfen wollen“ nannte Erika Keusch als Motiv, fremde Kinder auf Zeit in die eigene Familie aufzunehmen. Das Schicksal zahlloser Menschen in der Gomel-Region Weißrusslands, die von der Kernkrafthavarie im ukrainischen Tschernobyl betroffen sind, hatte sie damals sehr bewegt. Gingen schon die Medienberichte tief ins Herz, machten die Erzählungen von Stefan Zehfuß noch mehr betroffen.

Der Vorsitzende des Vereins „Kinder aus Shitkowitschi – Hilfe nach Tschernobyl“ hatte im Jahr 1991 die Hilfsaktion ins Leben gerufen und dabei auf die verheerenden Ausmaße aufmerksam gemacht. Spontan hatten sich Erika und Dieter Keusch gemeldet, bei der Kindererholung in der Rhön mitzumachen. Die Verständigung klappte mit „Händen und Füßen, Gestik und Mimik eben“, gelegentlich halfen Stift und Papier. Längst gibt es inzwischen einen kleinen Sprachcomputer, der einzelne Worte ins Kyrillische übersetzt. „Das war schon immer eine sehr große Hilfe“ so das Ehepaar. „Mittlerweile könne wir auch schon ein paar Brocken Russisch“ so das nebenbei Understatement. Probleme hätte es jedenfalls all die Jahre über keine gegeben. Wir hatten niemals den Anspruch, die Gastkinder „deutsch“ erziehen zu wollen, abgesehen von den üblichen „Spielregeln“ im gemeinsamen Alltag, so die Gasteltern. Keines der Kinder „musste“ irgendetwas tun und es gab auch keinerlei spezielle Verhaltensmaßregelungen. Urlaub und Erholung standen im Vordergrund, gutes Essen, Ausflüge, Gemeinschaft, Spiel und Spaß. Alle Kinder hätten dies ausnahmslos mit Anhänglichkeit und Freundlichkeit gedankt.

Dieter Keusch zieht Parallelen: Das erste von ihm aufgenommene Mädchen hieß auch Elena. Heute längst erwachsen konnten sie deren Lebensweg mitverfolgen. Gelegentlich erreicht die Familie auch Briefe der anderen Mädchen, denn es werden ganz bewusst ein jedes Mal andere Mädchen in die Familie aufgenommen, um möglichst vielen die Chance eines Aufenthaltes in der Rhön gewährleisten zu können. Bereut haben Erika und Dieter Keusch diesen Entschluss zu keiner Zeit. „Es waren immer liebe und anständige Mädchen.“ Nicht eine von ihnen hätte Probleme verursacht. Im Gegenteil: „Wir freuen uns jedes Jahr von Neuem auf die Kinder.“ Haus, Garten und Umfeld bieten optimale Bedingungen. Ansonsten kommen die Gastkinder ja auch öfters zusammen um gemeinsam etwas zu unternehmen. Die drei Wochen vergingen wie im Flug. Eines ist Dieter Keusch doch noch aufgefallen: „Alle Kinder spielen Schach. Sehr gut sogar“ unterstreicht er noch. Hier könne man sich sogar noch eine Scheibe abschneiden, staunt er. Jetzt, nachdem die Mädchen wieder zu Hause sind, bleibt nur noch, deren Sachen zu packen und beim nächsten Konvoi des Hilfevereins mitzuschicken. „Die warten sicherlich sehnsüchtig drauf“, schmunzelt der Gastvater auf Zeit. +++