Stehender Festzug mit 80 Stationen - krönender Abschluss der 750-Jahrfeier

Es war schon etwas Besonderes für die mehreren Hundert Besucher aus nah und fern: Der stehende Festzug zum Abschluss der 750-Jahrfeier in der „Stadt auf dem Berge“. Auf über 80 Stationen gab es einen umfassenden Einblick in die Herbsteiner Kultur, Handwerk und Traditionen. Außerdem gab es auf zwölf weiteren Stationen private Ausstellungen und Aktionen. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Aktionsbühne auf dem Gelände der Evangeliumsgemeinschaft in der Lanzenhainer Straße. „Herbstein multikulturell“ hieß es hier, denn Gruppen aus Herbstein, Korea, Russland, Italien, Polen, Rumänien zeigte Ausschnitte aus dem Leben in ihren ehemaligen Heimatländern und boten kulinarische Spezialitäten an. Höhepunkt war jedoch um 14 Uhr die Modenschau im Stil der 70er Jahre die Karolina Ruhl zusammengestellt hatte und von Christine Eckert kommentiert wurde. Trotz strömenden Regens, Petrus hatte kurz zuvor alle Schleusen geöffnet, verfolgten unzählige Besucher den Auftritt der Hobbymodells.

Eindrücke von der nicht immer „guten alten Zeit“ erhielten die Besucher bei Maurern und Steinmetzen, Zimmerleuten und Dachdeckern, Kartoffeln wurden mit dem Karst und dem Roder ausgemacht, Getreide mit Sense, Reff und Sichel geerntet und anschließend gedroschen. Holzschnitzer, Schreiner, Metzger, Imker und Schäfer waren ebenso vertreten wie Schuhmacher, Korbmacher, Wagner und Schmiede. Die Vogelschutzgruppe präsentierte sich und eine Ausstellung hatten die Forstbetriebsvereinigung sowie die Jagdgenossenschaft organisiert. Mit Eifer dabei und aber auch viel Spaß hatten Herbsteiner Frauen, die Kraut hobelten und für den Winter einmachten. Höhepunkt dabei war die Stippvisite von Pfarrer Disser sowie Pfarrer Josef aus Afrika, denn sie ließen es sich nicht nehmen und stampften, so wie es früher war, mit nackten Füßen das Kraut fest. Passend zum Kraut gab es einige Stationen weiter auch einen Hausmetzger, der Kostproben seiner Arbeit präsentierte. Die Feuerwehr führte einen historischen Brandangriff durch und historisch war auch ein Kuhgespann mit „Vogelsberger Rotem Höhenvieh“, das mit einem angehängten Pflug seine Runden drehte. Holzrücken wurde sowohl mit einem modernen Rückezug und auch mit dem Pferd gezeigt. Dreimal drehte auch der „Herbsteiner Hochzeitszug“ seine Runde von der Kirche zur festlichen Kaffeetafel. Eine Gutenbergpresse kam im Katholischen Pfarrhaus zum Einsatz und lagen auch drei Bänder einer in den letzten Monaten handgeschriebenen Bibel aus.

Gegenüber in der Katholischen Kirche gab es Bibellesungen und Führungen. Informationen über die Vogelzucht und den damit verbundenen Handel sorgten für reges Interesse wie auch der Bauerngarten. Geöffnet war auch das alte Krankenhaus sowie das ehemalige Gefängnis. Am Eulenturm wurden Personen von den „Erlebnistagen Vogelsberg“ abgeseilt und an vielen Stellen des stehenden Festzuges standen Oldtimer von Motorrädern, Autos und unzähligen Traktoren. Marmor-Skulpturen, Kunst aus Eisen und Holz, eine Ausstellung von Dampfmaschinen aus drei Jahrhunderten, eine 60 Quadratmeter große Eisenbahnanlage, Krippenfiguren, Puppen in Action, Filigraner Modellbau, alte Postkarten und die verschiedensten Gemälde gab es auf den zwölf privaten Ausstellungen zu sehen. Sehenswert auch das Angebot der Herbsteiner Schule im FVH-Vereinsheim mit den Punkten: Alte Schule, Lieder und Tänze, Sytherlin Schrift, Häkeln und Stricken. Fazit: Es war eine rundum sehr gelungene Sache. Die monatelangen Vorbereitungen hatten sich gelohnt. Von den Besuchern gab es viel Lob für die Akteure. Einziger Wermutstropfen war lediglich das Wetter, aber dies hatten die Organisatoren nicht in ihrer Hand. ++gr++