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Das Bild zeigt von links: Hugo Neugebauer, Michael Geier (Verwaltungsstelle Biosphärenreservat Bayerische Rhön), Tourismusreferent Gerhard Nägler, Bürgermeister Udo Baumann, Wolfgang Plattmeier und Landrat Thomas Habermann. - Foto: Eckert
13.09.12 - Bischofsheim
...in die int. Vereinigung der lebenswerten Städte aufgenommen: "Citta Show"
Mit einer Urkunde, einer Fahne und vielen Glückwünschen wurden die Stadt Bischofsheim in die internationale Vereinigung der lebenswerten Städte „Citta Slow“ aufgenommen. Bischofsheim ist nun eine von inzwischen elf deutschen Städten, die erste Unterfränkische und damit natürlich auch die einzige im Landkreis Rhön-Grabfeld, die diese Auszeichnung tragen darf. Die Citta-Slow Bewegung ist eine aus der Slowfood-Bewegung hervorgegangene „Vereinigung lebenswerter Städte“. Diese Vereinigung von, in der Mehrzahl von italienischen Kleinstädten bemüht sich, um die Umsetzung der Prinzipien von Slowfood über den kulinarischen Aspekt hinaus in der Stadtplanung, der Umweltpolitik und der Förderung regionaler Traditionen und Spezialitäten.
Das „SlowCitta“ stehe nicht für „langsame Stadt“, sondern soll den Kontrast zum Fastfood herausheben und somit das Ziel der Slowfood-Bewegung, die Menschen wieder zu einem bewussteren und geschmackvolleren Essen zu führen, verdeutlichen. Zu diesem für Bischofsheim besonderen Anlass konnte Bürgermeister Udo Baumann Wolfgang Plattmeier, den Altbürgermeister der Stadt Hersbruck und langjährigen Vorsitzende der „Citta-Slow-Bewegung in Deutschland begrüßen sowie Landrat Thomas Habermann und weitere Honoratioren aus dem Stadtgebiet und dem Landkreis. Citta-Slow-Städte schmückt ein Logo mit einer orangenfarbenen Schnecke, die auf ihrem Haus die Silhouette einer Stadt trägt.
„Verläuft das Leben deshalb dort in Anachronie zum schnellen modernen Alltag im sprichwörtlichen „Schneckentempo“?“, hinterfragte Baumann. „Weit gefehlt!“ „Slow“ stehe für die Erkenntnis, dass Hast und Hetze dem Zusammenleben der Menschen abträglich sind und dass, wie der Schweizer Ivo Muri (Zeit AG) schrieb, „eine Gesellschaft, die keine Zeit hat, nicht lebt“. Abwechselnd mit Tourismusreferent Gerhard Nägler und Wolfgang Plattmeier stellte Baumann die Citta-Slow-Bewegung und die Philosophie vor. „Hauptziele sind die Verbesserung der Lebensqualität in Städten und das Verhindern der Vereinheitlichung und Amerikanisierung von Städten,in denen Franchise-Unternehmen dominieren. Die Betonung lokaler, regionaler und kultureller Besonderheiten und die eigenen und speziellen Werte der Stadt und ihres Umlandes sind ebenfalls zentrale Ziele“, trug Nägler vor. Wie slow food ist auch città slow eine Mitgliedschafts-Organisation.
Netzwerke existieren z.B. in Italien, Deutschland, Norwegen, Großbritannien, Australien, Schweiz und Spanien. Um sich für die Mitgliedschaft zu qualifizieren, muss eine Stadt mindestens 50 Prozent der Kriterien in einem Selbstbewertungsprozess erfüllen und kann sich dann bewerben. Die Stadt muss einer Prüfungskommission beweisen, dass sie die geforderten Merkmale erfüllt. Dazu gehört eben der Bereich Umweltpolitik, Infrastrukturpolitik, Einsatz von Technologien zur Verbesserung der Umweltqualität und der Stadtstruktur bis hin zu gelebter Gastfreundschaft und Schutz von regionaltypischen Traditionen und Produkten.
„Durch die Mitgliedschaft in der Vereinigung der lebenswerten Städte erhoffen wir uns eine Imagestärkung für die Stadt Bischofsheim, die uns bei der Werbung sowohl von Urlaubsgästen, als auch von Neubürgern hilft. Wir sehen zudem eine Chance für Bischofsheim, sich innerhalb des Biosphärenreservats von den umliegenden Städten und Gemeinden abzuheben“, sind sich Baumann und Nägler einig. Die Mitglieder des Wirtestammtisches, insbesondere Brigitte Vorndran und Ulrike Meinschäfer, von denen auch die Anregung zur Bewerbung kam, wären bereit, als Impulsgeber mitzuwirken, die Koordination würde Tourismusreferent, Gerhard Nägler, übernehmen.
In einer Zeit, in der der Prozess der Globalisierung die Besonderheiten kleinerer und mittlerer Städte und ihre Vitalität bedrohe, und in der sich zum Beispiel die meisten stadtplanerischen Diskussionen um Themen wie Metropolregionen oder Mega-Regionen und Weltstädte drehe, biete der strategische Ansatz der Citta-Slow-Bewegung die Chance, die wichtigen Potentiale kleinerer und mittlerer Städte kritisch zu reflektieren. Hier sieht Baumann die Chance für Bischofsheim. Denn Klein- und Mittelstädte spielen oftmals eine entscheidende Rolle innerhalb regionaler Wirtschaftssysteme. Wenn Klein- und Mittelstädte sich auf ihre spezifischen Eigenschaften und Stärken konzentrieren und ihre
Möglichkeiten nutzen, können sie sich regional und zukunftsorientiert aufstellen.
Glückwünsche sprach Landrat Thomas Habermann der Stadt Bischofsheim aus. „Eine wunderbare Auszeichnung für Bischofsheim.“ Wer diese Auszeichnung bekomme, der sei seiner Zeit weit voraus. Bischofsheim werde durch diese Auszeichnung im ganzen Landkreis und im Biosphärenreservat aufgewertet. „Endlich eine Auszeichnung für Bischofsheim, das gefällt mir als Landrat besonders gut." Der Präsident der Handwerkskammer Unterfranken Hugo Neugebauer sicherte der Citta-Slow-Bewegung seine volle Unterstützung zu, denn grade der Handwerker sei auf die Bevölkerung angewiesen könne seine Produktion nicht ins Ausland verlagern. „Citta-Slow da profitieren Städte und Handwerk voneinander."
Die „Citta-Slow“-Bewegung wurde 1999 in Italien von den Bürgermeistern einiger aktiver „Slow Food“-Städte ins Leben gerufen, auch als Reflex der Ernennung der umbrischen Kleinstadt Todi zur lebens- und liebenswertesten Kleinstadt der Welt durch amerikanische Professoren. Das „Slow Food“-Konzept entstand bereits 1986 in Rom als Reaktion auf die Eröffnung eines Fastfood-Restaurants an der berühmten spanischen Treppe und der Sorge um den Verlust an Esskultur. Während bei „Slow Food“ die Verbesserung der Lebensqualität durch den bewussten Umgang mit Ernährung und Lebensmitteln, mit regionaler
Lebensmittelerzeugung und -zubereitung im Mittelpunkt stand, werden diese Grundideen bei „Cittaslow“ um wesentliche Elemente erweitert. Acht Hauptziele machen eine Stadt zur „Cittaslow“ und sorgen für eine soziale Ordnung und lebenswerte Umweltbedingungen. +++