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Die Tegut-Zentrale im Fuldaer Industriegebiet Eisweiher ... - Archivbilder: osthessen-news.de

15.09.12 - FULDA

GUTBERLET: "Absolut nichts dran" - Gerüchte um MIGROS-Einstieg bei TEGUT

„Wir verkaufen nicht - das Gerücht ist völlig aus der Luft gegriffen. Da ist absolut nichts dran", dementierte Tegut-Vorstandschef Thomas Gutberlet (42 / siehe nebenstehendes Foto) einen Verkauf des eigenen Familienunternehmens (6.300 Mitarbeitern / über 300 Märkte – überwiegend in Hessen, Thüringen und Bayern). Das sagte er auf exklusive Nachfrage der Redaktion von osthessen-news (ON) in einem Telefongespräch - vor genau vier Wochen (Samstag, 18. August 2012, gegen 18:30 Uhr). Eigentlich war es deshalb für die Redaktion auch kein Thema mehr und berichtete deshalb auch nicht über diese Recherche.

In diesen Tagen steht die Fuldaer Lebensmittelkette Tegut wieder in den Schlagzeilen - auch in Fachkreisen ist sie ein „Dauerbrenner". Immer wieder werden doch die Gerüchte aufgegriffen, das Familienunternehmen mit den Tochtergesellschaften kff und Herzberger werde verkauft oder suche einen Investor. Als möglicher Favorit wird der Schweizer Lebensmittelgigant Migros (Zürich) gehandelt. Auch die REWE-Gruppe (Köln) war einst im Gespräch. Nur Gerüchte und Spekulationen oder ist doch etwas dran?

Nach Informationen der „Lebensmittel Zeitung" (LZ) - sie ist der Branchen-Primus - soll Tegut schon seit längerem auf der Suche nach einem starken Partner sein. „Jetzt werden im Unternehmen mit Blick auf die Stiftungskonstruktion die Geschäftsfelder neu geordnet", heißt es wörtlich in dem LZ-Bericht vom Freitag. Doch auch gegenüber der LZ hat Thomas Gutberlet die Verkaufsabsicht bestritten. Er begründet den Wirbel um Tegut mit der Schließung von 20 Märkten - „um dem demographischen Wandel in Nordhessen Rechnung zu tragen" - und die Schließung der Marktcafes. „Wir haben im Unternehmen deutlich etwas verändert, umstrukturiert und einen Generationswechsel durchlaufen - da kann es schon mal zu solchen Gerüchten kommen", sagte der Vorstandsvorsitzende gegenüber ON.

Dem Bericht der LZ zufolge sei allerdings die wirtschaftliche Lage des osthessischen Familienunternehmens mit rund 6.000 Mitarbeitern „schon seit Jahren angespannt und das nicht nur wegen ihrer vergleichsweise geringen Umsätze von gerade einmal 1,16 Mrd. Euro im vergangenen Jahr. Die Übernahme von 20 ehemaligen Tengelmann-Märkten im Rhein-Main-Gebiet habe die Situation merklich verschärft, heißt es in Mitarbeiterkreisen. Ein Zwist innerhalb der Inhaber-Familie sorge darüber hinaus für eine zusätzliche Belastung", heißt es in der jüngsten LZ-Ausgabe wörtlich.

Warum aber soll ein Milliarden-Konzern wie Migros (rund 87.000 Mitarbeiter / 17,4 Mrd. Umsatz 2011) nach Osthessen schauen und warum könnte Tegut interessant sein? Experten sagen: es gebe viele Gemeinsamkeiten. Tegut setzt auf für Bio-Lebensmittel - seit über 30 Jahren. Migros kooperiert seit August dieses Jahres mit der Bio-Marke Alnatura (Bickenbach / Hessen). Und weil Tegut einer der ersten Händlern war, der Alnatura -Produkte ins Sortiment aufgenommen hat, meinen Insider: Unternehmenskultur und Sortimentsausrichtung beider Handelshäuser passen gut zueinander.

Hinzu kommt - nach Informationen der LZ - dass Alnatura-Inhaber Prof. Dr. Götz Rehn als enger Geschäftsfreund der Gutberlets gilt. Ebenso wie dm-Gründer Götz Werner, der zudem Migros-Eigenmarken-Kunde und Aufsichtsrat bei Tegut ist. Sie alle haben auch die Anerkennung des Migros-Gründers Gottlieb Duttweiler, bei dessen Institut in Zürich man sich auch bisweilen treffe, so die LZ. Wie ON aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, wurden vor der Tegut-Zentrale auch Limousinen mit Schweizer-Kennzeichen gesehen.

Klare Worte, die viel Spielraum für Spekulationen lassen, fand der Ex-Vorstandschef Wolfgang Gutberlet (68) kürzlich in der Tegut-Kundenzeitung „marktplatz" (September-Ausgabe): „Wie wird das enden, fragen wir gern mit dem Blick in die Zukunft. Die Bedeutung des Endes würdigen wir in dem Satz: „Ende gut, alles gut." [...] Ohne Beschluss kommen wir nicht vom Denken zur Tat und auch nicht von der Tat zum Denken. Wir können uns als Menschen glücklich schätzen, wenn wir etwas, das abgeschlossen werden muss oder das enden wird, freiwillig beschließen können. Das Wort „entschließen" macht noch deutlicher, dass damit auch etwas frei wird."

Drei Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand und Übergabe an seinen Sohn Thomas als dritte Generation beendet er die Reihe seiner Editorials im „marktplatz". „Damit folge ich meinem Grundsatz, etwas dann zu beenden, wenn es zur Gewohnheit, selbst wenn es zu Liebgewonnenem geworden ist. Durch das Beschließen dieser Reihe will ich frei werden dafür, neue Formen zu finden", schreibt er wörtlich in der monatlich erscheinenden Kundenzeitung. Was Wolfgang Gutberlet – er gilt als Ideengeber, Visionär und Unternehmer aus Leidenschaft - mit „frei" meint, bleibt offen. Vielleicht sucht der Sohn des Tegut-Gründers Theo Gutberlet im Alter von 68 Jahren nochmal eine neue berufliche Herausforderung?

Die Zukunft von Tegut und seine Strukturen sind und bleiben wohl ein „Dauerbrenner". Was genau passiert, werden die nächsten Jahre zeigen. Aber wie sagte doch Thomas Gutberlet im Telefongespräch mit der ON-Redaktion: „Es wird auch ganz sicher eine vierte Gutberlet-Generation an der Spitze von Tegut geben." (Christian P. Stadtfeld / Martin Angelstein). +++


Viele Auszeichnungen für Teguts-Kundenorientierung ...

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