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Landrat Thomas Habermann entzündete den Kohlenmeiler. - Fotos: Eva Wienröder

16.10.12 - Fladungen

Intensive Einblicke: Das Köhlerfest lässt altes Handwerk wieder aufleben

Zum Saisonende gab es am Wochenende mit dem Köhlerfest noch einmal eine große Veranstaltung im Fränkischen Freilandmuseum. Nach 2008 und 2009 konnte jetzt im Museumsdorf zum dritten Mal ein Kohlemeiler in Betrieb gehen. Mitglieder des Geschichts- und Köhlervereins Mengersgereuth-Hämmern waren zu Gast und präsentierten das alte, schon fast in Vergessenheit geratene Handwerk.Bedingt durch die industrielle Erzeugung von Holzkohle wurde der Beruf des Köhlers verdrängt. Der Geschichts- und Köhlerverein aus Mengersgereuth-Hämmern in der Nähe von Sonneberg (Thüringen) hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Tradition zu wahren und so das alte Handwerk am Leben zu erhalten, um so auch nachfolgenden Generationen Einblicke in die Arbeit früherer Tage zu geben.

Das Freilandmuseum in Fladungen ist einer der ganz wenigen Orte, wo die Vereinsleute tatsächlich noch einen Meiler in Betrieb nehmen können, ist doch der Brandgeruch und die zwischenzeitlich starke Rauchentwicklung vielerorts unerwünscht, wie der Vorsitzende Kurt Jacob am Samstag bei der Eröffnung des Köhlerfestes zu berichten wusste und der Museumsleitung daher noch einmal ausdrücklichen Dank zollte. Auch Bürgermeister Robert Müller schätzte sich darüber glücklich, dass in Fladungen dieses traditionelle Handwerk gezeigt und erlebt werden kann. Er bezeichnete das Museum als ein besonderes Aushängeschild für die nördlichste Stadt Bayerns und bedachte, ebenso wie Landrat Thomas Habermann, Museumsleiterin Dr. Sabine Fechter und die weiteren Museumsverantwortlichen mit großem Lob für die Vielzahl an Veranstaltungen, mit denen man die Einrichtung attraktiv hält.

Die Köhler hatten bereits in der vergangenen Woche mit dem Aufbau des Meilers begonnen, am späten Samstagnachmittag war es dann soweit und er konnte in Betrieb gehen. Ansprechend musikalisch begleitet wurde die Zeremonie von den Jagdhornbläsern, der der BJV-Kreisgruppe Mellrichstadt unter der Leitung von Roland Reußenzehn. Jana Markert aus Hausen war die diesjährige Schutzpatronin der Köhler und erbat mit dem Prolog der „Köhlerliesel", dass alles gut gehen möge, damit in ein paar Tagen auch die Holzkohle geerntet werden kann. Nachdem Landrat Habermann mit der brennenden Lunte den Meiler entfacht hatte, zogen auch schon die ersten Rauchschwaden über das Museumsgelände.Kurt Jacob und seine Gefährten, die den interessierten Besuchern am Wochenende die Schritte zum Aufbau des Meilers wie Abschindeln, Errichten des Quandels (Feuerschacht) und des Zündkanals, das richtige Einsetzen der Scheite, das luftdichte Abdecken und anschließende „Schwarzmachen" des Meilers anschaulich erläuterten, haben die nächsten Tage noch alle Hände voll zu tun und müssen den Schwelprozess genau im Auge behalten, um nicht Gefahr zu laufen, dass der Meiler erlischt oder zu brennen anfängt. Dazu bohren und verschließen sie Löcher an der Meileroberfläche. Anhand der Rauchentwicklung erkennen sie, ob mehr oder weniger Luft zugeführt werden muss. Bis Mitte der Woche dauert der Vorgang noch, dann kann aus den ursprünglich zwölf Raummetern Holz etwa eine Tonne Holzkohle geerntet werden, die dann auch im Museum verkauft wird. Ab wann die Holzkohle im Museumsladen erhältlich ist, wird noch in der Presse bekannt gegeben.Aus erster Hand kann man von den Vereinsleuten mehr über die traditionelle Köhlerei zu erfahren, die früher ebenso wie in der Gemarkung Mengersgereuth-Hämmern, wo bereits im 15. Jahrhundert mehrere Hammerwerke bestanden, auch in den Walddörfern der Rhön ausgeübt wurde.

Heute ist uns Holzkohle weitgehend nur noch vom Grillen her bekannt, früher spielte sie für die Eisenverhütung, aber auch für die Glasgewinnung und die Verarbeitung von Edelmetallen eine große Rolle, da dabei hohe Temperaturen benötigt werden. In Gegenden ohne natürliche Kohlevorkommen benutzte man in alter Zeit dafür Holzkohle. Das Köhlerhandwerk war schon in Ägypten vor über 5.000 Jahren bekannt. Zunächst erfolgte die Verkohlung in Gruben, die Griechen und Römer entwickelten die Holzverkohlung in stehenden Meilern.Die Leute vom Köhlerverein, der Mitglied im Europäischen Köhlerverein ist und sich Ende der 1990er Jahre gegründet hat, um das alte Handwerk und Brauchtum im Augustenthal wieder lebendig werden zu lassen und mit einer Meilerkartierung alte Relikte der Holzkohlewirtschaft für die Nachwelt zu dokumentieren, vermitteln auch, wie schwer die Arbeit der Köhler war. Die Menschen standen auf der untersten Stufe der sozialen Leiter, haben aber durch ihre Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Gesellschaft geleistet.Am Sonntag war zum Köhlerfest eine Ausstellung der Firma Jacob-Baumpflege zum Thema „Baumwelten" zu sehen. Zu Gast war auch die Märchenerzählerin Heidi Andriessens, sie fesselte die Besucher mit sagenhaften „kohlenschwarzen Geschichten" und zeigte, wie man in früheren Zeiten Kleidungsstücke mit dem Kohlebügeleisen geglättet hat. Der Angelsportverein Fladungen sorgte für die Bewirtung, es gab Fisch- und Grillspezialitäten und Kartoffeln mit Quark und die Besucher hatten zum letzten Mal in diesem Jahr die Gelegenheit das Museumsbier zu genießen.


Die Jagdhornbläser der BJV-Kreisgruppe Mellrichstadt ließen zur Festeröffnung feierlich ihre Instrumente erklingen.

Ständig sind die Köhler bei der Arbeit, um den Schwelvorgang im Meiler unter Kontrolle zu halten.





Jana Markert hielt zur Eröffnung des Köhlerfestes den Prolog der „Köhlerliesel“.



Von Kurt Jacob (rechts) konnten die Besucher alles Wissenswerte rund um das Köhlerhandwerk erfahren.


Auf der Wiese unterhalb des Amtshauses aus Oberhohenried hatten die Köhler den Meiler errichtet.

Fasziniert betrachteten die Besucher, wie die ersten Rauchschwaden aus dem Meiler drangen.

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