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Referierte in der Vortragsreihe Unibund im Bildhäuser Hof: Dr. Henning Hintzsche. - Foto: Gerlinde Partl

08.11.12 - Bad Neustadt

„Toxikologie der Todesstrafe – vom Schierlingsbecher zur Giftspritze"

Über „Toxikologie der Todesstrafe - vom Schierlingsbecher zur Giftspritze" referierte Dr. Henning Hintzsche im Bildhäuser Hof im Rahmen der Vortragsreihe des Universitätsbundes Würzburg. Der Mitarbeiter am Lehrstuhl für Toxikologie wusste das Thema sehr anschaulich zu präsentieren.Weit holte der Referent aus bis zurück zu Kreuzigungen, wie sie zu Zeiten des alten Roms ausgesehen haben mögen. Weitere „beliebte" Möglichkeiten, unliebsame Menschen zu Tode zu bringen, waren das Herabstoßen von hohen Felsen und Klippen oder die besonders in der Antike beliebten Steinigungen. Verbrennen, Ertränken und Enthaupten waren probate Strafen, besonders grausame waren Pfählen und Rädern oder jemandem bei lebendigem Leibe zu begraben, einzumauern und vieles mehr. Im Iran seien übrigens noch heute Steinigungen möglich, ebenso in Saudi-Arabien, wo man standardmäßig allerdings noch die Enthauptung mit dem Schwert bevorzuge.

Referierte in der Vortragsreihe Unibund im Bildhäuser Hof: Dr. Henning Hintzsche. Foto Partl.(ger)

In der Bundesrepublik Deutschland ist die Todesstrafe seit Einführung des Grundgesetzes im Jahr 1949 abgeschafft. Allerdings machte der Referent auf einen noch immer in der hessischen Verfassung verankerten Passus aufmerksam, nachdem ein Mensch in besonders schweren Fällen zum Tode verurteilt werden kann. Da aber hierzulande der Grundsatz gelte, dass Bundesgesetz Landesgesetz breche, sei dies de facto nicht mehr ausführbar. Der Schierlingsbecher hat seine traurige Berühmtheit in Zusammenhang mit dem Namen des Philosophen Sokrates erlangt. Geboren um 470 vor Christus, habe sich dieser sich auf den Straßen und Plätzen von Athen bewegt, um einer bunten Schar von Schülern, vielen aus den ersten Familien der Stadt, unentgeltlich zu lehren. Das Lehren vollzog sich ganz im Gespräch, in einem Frage-und-Antwort-Spiel. Dabei wandte sich Sokrates nicht nur an seine Schüler, sondern redete mit Vorliebe Passanten an. Regelmäßig mit harmlosen Fragen beginnend, dann immer weiterfragend und nicht lockerlassend, soll er das Gespräch allmählich auf allgemeine philosophische Fragen geführt haben wie: Was ist Tugend? Wie gewinnen wir Wahrheit? Welche ist die beste Staatsverfassung?

Dabei trieb er seinen Gesprächspartner immer weiter in die Enge, bis dieser sein Nichtwissen eingestand - und Sokrates hatte erreicht, was er erreichen wollte. Sein wohl berühmtester Satz gipfelt in der Zusammenfassung, dass er wisse, nichts zu wissen. Auch politisch sei er aktiv gewesen, habe sich aber unbeliebt gemacht. Man klagte ihn der Gottlosigkeit und der Verführung der Jugend an, was schließlich zu seinem Todesurteil führte. Er habe sich nicht beugen wollen und die Todesstrafe angenommen, obgleich er hätte fliehen können. Die Wahrheit soll ihm wichtiger gewesen sein als das eigene Leben. Den Tod bringenden Schierlingsbecher habe er auf einen Zug ausgetrunken. Der Gefleckte Schierling gehöre übrigens zu den giftigsten Doldengewächsen der Welt, so der Referent. Lähmungserscheinungen arbeiten sich von unten nach oben vor bis zur letztlich tödlichen Atemlähmung. „Ein grausamer Tod." In neuerer Zeit zog man Gaskammern vor. Hier erinnerte der Referent an die üblen Zeiten im Nationalsozialismus, an die Tötung eines ganzen Volkes mittels in Zyklon B enthaltener Blausäure. Von Hinrichtung könne man hier nicht sprechen, weil der Tötung kein Urteil vorausging.

In den USA genutzte Gaskammern per Kohlenmonoxid werden heute nicht mehr genutzt. Das Gift, enthalten auch in Autoabgasen, löse übrigens immer wieder auch tödliche Unfälle aus. Als „humanste" Tötungsart gilt heute die Giftspritze, die in Amerika 1982 eingeführt wurde. „Man kann heute davon ausgehen, dass alle Exekutionen per Giftspritze passieren."

Zu den kuriosen Tötungsarten zähle der Versuch mit der in Nigeria beheimateten Gottesurteilsbohne. In den Bereich von Märchen und Sagen verwies der Toxikologe „Werfen in Schlangengruben" und die „Strafe unter Pfirsich", bei der gemahlene Pfirsichkerne verabreicht werden. Sie enthalten giftige Blausäure. Zum Abschluss erinnerte der Referent an den berühmten Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus und seinen überlieferten Worten: „Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift. Alleine die Dosis macht’s, dass ein Ding kein Gift sei. (ger) +++

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