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Gerhard Freund vom Freundeskreis Märchenstraße hatte die Idee, zur 200. Wiederkehr der Erstveröffentlichung der Kinder- und Hausmärchen die Grimm-Familie neu einzukleiden. - Fotos (3): cs
17.12.12 - STEINAU
Neue "Brüder-Grimm-Familie" stellt sich vor - Kostüme Ende 18. Jahrhundert
Die Brüder-Grimm-Familie ist wieder vereint. Anlässlich von „200 Jahre der Kinder- und Hausmärchen" präsentierte der Freundeskreis Märchenstraße und die Stadt Steinau die neue Grimm-Familie mit dem Amtsmann Philipp Wilhelm Grimm (Martin Kohlhaas), seiner Frau Dorothea (Susanne Kohlhaas), den Kindern Jacob (Alexander Kopp), Wilhelm (Jonas Kohlhaas), Carl (Luis Minister), Ferdinand (Julian Frischkorn), Ludwig Emil (Jacob Kretschmer), Lotte Amalie (Neele Kohlhaas) und Ersatzkind Nico Minister.
Gerhard Freund, Vorsitzender des Freundeskreises, erinnerte an die Gründung der Kostümgruppe im Jahre 1985 anlässlich des 200. Geburtstages von Jacob Grimm. Höhepunkt sei ein Auftritt der Grimm-Familie bei der Steubenparade 1986 in New York gewesen. „Im Lauf der Jahre waren die Kostüme abgetragen und verschlissen. Der Freundeskreis hat 1600 Euro Spenden gesammelt, gab ebenso wie die Stadt Steinau 2.000 Euro dazu und ließ die Kostüme überarbeiten und teilweise völlig erneuern. Dazu kamen zeitgemäße Perücken", berichtete Freund. „Pünktlich zur Veröffentlichung der Kinder- und Hausmärchen am 20. Dezember vor genau 200 Jahren wollten wir eine neue Grimm-Familie präsentieren und sind froh, dass es noch geklappt hat. Die Kostüme verkörpern die Familie, wie sie hier im Amtshaus gelebt hat." Freund bedankte sich bei Kerstin Schmidt aus Haitz, die in monatelanger Arbeit die Prachtstücke genäht hat.
Museumsleiter Burkhard Kling beleuchte bei der Präsentation den Zeitgeist, der kurz vor Ende des 18. Jahrhundert geherrscht habe. „Wir haben uns für Kostüme der Epoche um 1795 entschieden, die das Jugendparadies der Brüder-Grimm im alten Amtshaus widerspiegelt." Der Amtsmann Philipp Wilhelm sei eine Respektsperson in Steinau gewesen. Deshalb trage er eine Uniform mit blauem Frack und eine Perücke mit Zopf. Von der Zeit der Empfindsamkeit sei Mutter Dorothea geprägt gewesen. Ihre Lesesucht sei belegt. Auch die überschwänglichen Gefühle für die Ideen von Rousseau. Der Wunsch nach Natürlichkeit habe sich auch in der Mode ausgedrückt. Die Frauen wandten sich von den einengenden Formen des Rokkoko ab, entledigten sich dem Korsett und den Unterröcken und trugen Chemisenkleider. Daher trage Dorothea Grimm auch ein leichtes, locker fallendes Chemisenkleid und eine Perücke aus Büffelhaar.
Rathauschef Walter Strauch bedankte sich beim Freundeskreis Märchenstraße für die fruchtbare Zusammenarbeit.„Steinau ist der Leuchtturm unter allen Brüder-Grimm-Städten", betonte der Bürgermeister. Die Grimm-Familie sei ein weiterer Mosaikstein für die Erhaltung des kulturellen Programms in der Märchenstadt. „Man muss der Menschheit Kultur zeigen. Ich hoffe, dass unsere Leistungen im musealen Bereich weiter anerkannt bleiben, wenn wir unter den Rettungsschirm des Landes schlüpfen", so Strauch. „Auf die neue Grimm-Familie kommt viel Arbeit zu. Wir wollen sie möglichst oft in ihren neuen Kostümen sehen." (cs) +++

Die neue Grimm-Familie präsentiert sich vor dem Brüder-Grimm-Haus.