Archiv


11.01.13 - FULDA
Seit vergangenem Jahr gibt es den Treffpunkt SeitenWechsel in der St. Vinzenz-Straße 70 in Fulda. Direkt neben der Zitronenfalter-Apotheke gelegen, ist hier ein neuer Ort entstanden, der es Bürgerinnen und Bürger der Region ermöglicht, neue Erfahrungen zu sammeln und sich freiwillig zu engagieren. Dieses innovative Projekt stieß auch auf großes Interesse bei Axel Wintermeyer, Vorstandsvorsitzender der Landesstiftung Miteinander in Hessen. Er besuchte am gestrigen Donnerstag den SeitenWechsel und informierte sich über die vielfältigen Angebote des Treffpunkts, der einen neuen, innovativen Weg in der Ehrenamtsarbeit geht – Ehrenamt 2.0.
Wintermeyer, auch Chef der Hessischen Staatskanzlei, will mit der Stiftung Menschen dazu zu bewegen, sich sozial zu engagieren oder ein Ehrenamt auszuführen. Für seinen Besuch suchte er sich gezielt das Antoniusheim in Fulda aus. Auf diese Weise könne er sich sowohl einen Eindruck der dort verrichteten Arbeit machen und auch den insgesamt 240 Ehrenamtlern des Antoniusheims persönlich für ihre Arbeit danken. "Wir brauchen Menschen, die nicht fragen was kann der Staat für mich tun, sondern was kann ich für den Staat tun". Begeistert zeigte er sich vom Engagement der freiwilligen Helfer, zudem beeindruckte ihn die Vielfalt der ehrenamtlichen Tätigkeiten. "Fulda kann sich glücklich schätzen, den Treffpunkt "SeitenWechsel" zu haben."
Ein Team von osthessen-news.de begleitete Katharina Henkel. Sie betreut im Treff SeitenWechsel zwei Bewohnerinnen aus dem Antoniusheim, bastelt mit ihnen Grußkarten und ist zudem für administrative Aufgaben zuständig. Nach dem Abitur bewarb sie sich zunächst für ein so genanntes "AntoniusJahr", um sich vor dem geplanten Studium besser orientieren zu können. „Hier ist jeder Tag anders, aber immer etwas Besonderes. Es sind die täglichen Begegnungen und kleinen Gesten, die die vielfältige Tätigkeit besonders reizvoll machen. Man bekommt einen anderen Blick auf das Leben – ich erlebe hier meinen persönlichen SeitenWechsel", sagte die freiwillige Helferin.
Das so genannte „AntoniusJahr" ist eine freiwillige Berufsorientierung, vorwiegend für junge Erwachsene. Zurzeit sind rund 60 "AntoniusJahr’ler" in den Einrichtungen des Antoniusheims tätig. Sie arbeiten und orientieren sich in ökologischen, sozialen und handwerklichen Berufsfeldern. „Die Resonanz darauf ist großartig. Wir haben oft mehr Bewerber als freie Stellen", erklärte die SeitenWechsel-Leiterin Aylin Jordan und fügte hinzu, dass sich auch im Bereich des „traditionellen Ehrenamtes" einiges verändert hat. Dies sei auch der Grund, warum der SeitenWechsel in der Freiwilligenarbeit keine herkömmlichen, sondern innovative Wege geht. „Wir dachten, dass wir den Fahrdienst, in dem die meisten Zivildienstleistenden arbeiteten, mit Freiwilligen kompensieren können. Dies hat nicht funktioniert, denn Freiwillige wollen nicht unbedingt Auto fahren", erzählte Jordan und ergänzte, dass bei vollen Terminkalendern sich niemand noch zusätzlich binden möchte.
Von der Einsatzbereitschaft der Ehrenamtler konnte man sich vor Ort am Beispiel von Eugen Bleuel, Mitarbeiter in der Bäckerei, überzeugen. "Meine Frau und ich überlegten uns, was wir im Ruhestand mit unserer Freizeit anfangen wollen. Wenn man die Garage drei mal durchgekehrt hat ist sie eben sauber". Seine Entscheidung bereut er keine Sekunde. Das angebotene Spektrum ehrenamtlicher Tätigkeiten ist groß: Von der Bäckerei bis zur Werkstatt kann jeder da mit anpacken, wo er seine persönlichen Stärken sieht. Doch nicht nur die Menschen mit Handicap lernen von den Mitarbeitern. "AntoniusJahr’ler" Robin Hofmann meinte, dass auch er von den Bewohnern mit Behinderung "noch viel lernen kann". (km).+++

Kerstin Will gemeinsam mit ihrer Betreuerin Katharina Henkel. - Fotos: Konstantin Müller


Wintermeyer mit Perspektiva-Geschäftsführer Michael Becker.

Axel Wintermeyer und Bürgermeister Dr. Wolfgang Dippel gemeinsam bei der Ansprache im Treff "Seitenwechsel"

Wintermeyer gemeinsam mit den jungen freiwilligen Helfern. "Antoniusjahr" nennt sich das abwechslungsreiche FSJ.

Kerstin Will und Katharina Henkel beim allmorgendlichen Postholen.

Axel Wintermeyer zeigte sich beeindruckt vom Engagement der freiwilligen Helfer.