"Beißer und Lutscher": Zwillinge RÖSLER (17) träumen vom DM-Endlauf

Vom 100-Meter-Sprint bis zum Dreikampf: Die Rösler-Zwillinge Aleksi und Jaakkima halten ein Dutzend Kreisrekorde. Allein zehnmal tauchen die beiden 17-Jährigen in der Bestenliste des Vorjahres auf. Dabei sind die Schüler des Schlüchterner Beruflichen Gymnasiums ausgewiesene Mittelstreckler. Der zwei Minuten ältere Aleksi hat sich auf die 800 Meter spezialisiert, Jaakkima bevorzugt den Langsprint über 400 Meter.„Aleksi ist der "Beißer", tempohart, willensstark und hat die größere Ausdauer. Jaakima ist eher der "Lutscher".

Er gewinnt die Rennen aus dem Windschatten heraus auf Grund der höheren Grundschnelligkeit auf den letzten Metern", charakterisiert Stiefvater Andreas Henrich seine schnellen Jungs und ist froh, dass die gemeinsamen Wettkämpfe seltener geworden sind. „Das Konkurrenzdenken hat sich raus gewachsen. Die nackte Angst in den Augen des einen, wenn der andere schneller war, ist nicht mehr zu beobachten. Beide wissen, dass sie gut sind und entwickeln sich gemeinsam weiter."

Aleksi und Jaakkima Rösler sind in Bremen geboren. Der leibliche Vater ist aus Gambia. Mutter Jeannette Rösler hat finnische Vorfahren. Ihren zweiten Mann Andreas hat sie beim Marathon in der Rhön kennengelernt. So kamen die Zwillinge schon ganz jung zum Landschaftslauf. „Mit der Stadionleichtathletik haben Aleksi und Jaakkima erst nach dem Umzug nach Schlüchtern vor sechs Jahren angefangen", berichtete Ultraläufer Andreas Henrich, der die beiden bei allen Wettkämpfen zusammen mit Coach Ewald Heckmann betreut.

„Ich fühle mich auf allen Strecken zwischen 100 Meter und 3000 Meter wohl", sagt der frischgebackene hessische Hallenmeister über die 400 Meter und Kaderathlet Jaakkima. Der Langsprint fällt ihm leicht. „Ich habe die Grundausdauer von der Langstrecke und absolviere im Training viele Serienläufe."

Sein Traum ist es bei den Deutschen Meisterschaften U18 den Endlauf zu erreichen. „Mein Trainer Ewald Heckmann trainiert mit mir auch intensiv die Hürdenstrecke. Dort wäre die Konkurrenz nicht ganz zu groß und die Chance auf den Endlauf größer. Beides geht nicht." Aleksi ist nach einer längeren Verletzungspause wieder voll auf dem Damm. Platz drei bei den Hessenmeisterschaften über 800 Meter verdeutlichen es. „Ich trainiere sechsmal wöchentlich und laufe viele Serien. Jogge viel, gehe Schwimmen, mache Krafttraining und versuche, alle Muskeln fit zu halten", hofft der Ältere der beiden ebenfalls auf den Endlauf bei der Deutschen Meisterschaft und eine Berufung in den hessischen D-Kader.

Damit das Unterfangen für die beiden erfolgreich gestaltet werden kann, hat Betreuer Andreas Henrich das Codewort „Groß bleiben" herausgegeben. „Aufrecht laufen, Hüfte raus, Arme hoch", ruft er lautstark bei den Wettkämpfen von außen seinen Jungs zu, denn wer mit den Armen rudert, habe schon verloren. Beide bestreiten gerne Fünfkämpfe wegen der Beanspruchung aller Muskelpartien und Aleksi probiert auch mal Hoch- und Weitsprung aus. Das große Vorbild für Jaakkima ist der Gelnhäuser Olympiazweite Harald Schmid. Aber auch Sprintweltrekordler Usain Bolt hat es ihm „nicht nur wegen der Fabelzeiten" angetan. „Man sieht es Bold an, wie viel Spaß er beim Laufen hat." Für Aleksi ist der Kenianer David Rudisha das Idol. „Der 800-Meter-Weltrekordler läuft so leicht und ist ein großer Techniker." Bei der SG Schlüchtern fühlen sich die Talente gut aufgehoben. „Wir bilden mit Oliver Egner und Timo Triebensky eine gute Staffel und haben bei unserem ersten Start vor vier Wochen bei den Hessischen das Treppchen nur knapp verfehlt. Das soll in diesem Jahr anders werden", betont Aleksi.

Trotz des großen Trainingsaufwandes, den die Zwillinge betreiben, sind die schulischen Leistungen gut. „Für uns ist der Sport der perfekte Ausgleich zum Schulalltag." Ihr sportliches Leistungspotenzial haben die beiden noch lange nicht ausgeschöpft, aber die idealen Strecken für ihre läuferischen Fähigkeiten gefunden. Auf die Zwillinge warten noch viele Pyramidenläufe auf dem Weg zum Erfolg. Dabei könnten nicht nur Kreisrekorde purzeln. (Dietmar Kelkel) +++