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Dr. Arnulf Müller, Jurymitglied des Fotowettbewerbs der Deutschen PalliativStiftung, Müller erläuterte die Kriterien der Juryauswahl.

Arnulf Müller im Gespräch mit dem Hobbyfotografen Andreas Gick, dem Sieger des Fotowettbewerbs 2012.

23.02.13 - FULDA

Vernissage der Deutschen PalliativStiftung: Bilder mit philosophischer Aussagekraft

Dort, wo sich normalerweise Kinder und Senioren treffen, Bauch- und Jazztanzgruppen üben oder Kochkurse stattfinden, ist bis Ende März eine besondere Fotoausstellung der Deutschen PalliativStiftung (DPS) zu sehen. Im Mehrgenerationenhaus der Arbeiterwohlfahrt am Aschenberg werden 45 ganz unterschiedliche Bilder zum Thema „leben bis zuletzt" gezeigt und boten bei der Vernissage am Freitagabend Anlass für angeregte Diskussionen. Denn die Motive reichen von wunderschönen, aber durchaus gängigen Natursymbolen – wie dem Weg zum Horizont oder dem von Raureif eingefassten welken Blatt – bis hin zu fast loriot-artig gestellten Szenerien. Dr. Arnulf Müller hatte die Bilder gemeinsam mit seinen Jurykollegen Jutta Gottwald, Walter Rammler und Jürgen Goldbach aus über 450 Einsendungen eines von der DPS ausgeschriebenen Fotowettbewerbs ausgewählt.

Die Gäste lauschten sichtlich gebannt den Ausführungen des Fotografen und Philosophen Müller, der mit Verve darauf hinwies, dass die letzte Lebensphase vor dem Tod kein „drangehängtes Restleben ist, sondern durchaus Qualität dazugewinnen kann". Denn im Bewusstsein dessen, dass das Leben vor einer Grenze stehe, relativierten sich Dinge, die man zuvor als Probleme empfunden habe. Müller fügte hinzu: „Wir leben immer auf die Zukunft gerichtet, immer in Projekten. Daher geschieht ab dem Zeitpunkt, an dem der bevorstehende Tod zur Gewissheit wird, oft etwas Verrücktes: Obwohl man eigentlich keine Zeit mehr hat, hat man auf einmal Zeit, man nimmt sie sich und schiebt nichts mehr auf."

Müller erläuterte die Auswahlkriterien und die Gründe, warum sich die Jury für die drei Gewinnerbilder entschieden hatte. „Erst im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass alle drei Siegerfotos Menschen abbilden, obwohl deutlich mehr Naturbilder eingeschickt wurden", so der Juryleiter. Er empfinde die drei Bilder als „versöhnlich, regelrecht optimistisch". Denn die abgebildeten Personen stünden im Austausch mit anderen Personen, „sie leben tatsächlich bis zuletzt", so Müller. „Die Fotografen haben nichts schöngefärbt. Und gerade weil diese Bilder ungeschminkt sind, sprechen sie aus sich heraus."Spontan bat Arnulf Müller Andreas Gick auf die Bühne, den Urheber des Siegerfotos. Der Hobbyfotograf aus Lehnerz erzählte, dass sein Bild als reiner Schnappschuss am Rande einer Veranstaltung auf der Wasserkuppe entstanden sei. „Ich war einfach gebannt von dem Zusammensein der beiden Generationen und bin fasziniert, was Sie aus dem Bild herauslesen können", betonte Gick mit Blick auf Müller.

Denn dieser hatte die Aufnahme zuvor ganz begeistert vorgestellt und philosophisch gedeutet. Zu sehen ist auf dem „Schnappschuss" ein alter Mann, der auf einem Klappstuhl sitzt und die Hand wie zum Winken hebt. Hinter seinem Rücken schlägt ein kleiner Junge etwas selbstvergessen Purzelbäume. „Dieses Foto zeigt den ganzen Kreislauf des Miteinanders. Die beiden Generationen sind zwar kein Team, aber indirekt beisammen. Die Bewegung des Älteren – er scheint dem Jungen zuzuwinken – ist wie eine Vorwegnahme, dass er gehen wird und den Kleinen zurücklässt. Es ist der Lauf des Lebens, aber dennoch versöhnend", interpretierte Müller.Die Vorsitzende des Kreisverbands Fulda der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Ilona Götz, hatte zu Beginn als Hausherrin die Gäste im Mehrgenerationenhaus begrüßt, und Elke Hohmann, die Vorsitzende des Fördervereins der Stiftung, drückte ihre Freude darüber aus, dass trotz der widrigen winterlichen Wetterverhältnisse so viele Interessierte den Weg auf den Aschenberg gefunden hatten.

„Mit Aktionen wie unserem zweiten Jahreskalender, der aus dem Fotowettbewerb entstanden ist und den dazugehörigen Ausstellungen, wollen wir Aufmerksamkeit erzielen, Öffentlichkeit gewinnen für ein Thema, dass uns alle angeht und eigentlich jeden betrifft." Hohmann besonderer Dank galt dem AWO-Team um Margarethe Klär und Adriana Oliviera. Zugleich wies sie auf die Nauauflage des DPS-Fotowettbewerbs, für den noch bis zum 15. März Bilder auf der Homepage der Stiftung (www.palliativstiftung.de) eingestellt werden können. Das Thea lautet in diesem Jahr: „Lebensfreude hilft. Bis zuletzt."Musikalisch umrahmt wurde die Ausstellungseröffnung vom Trio „Flört Orange", dessen 70er-Jahre-Sound das Publikum so begeisterte, dass die Band erst nach mehreren Zugaben aufhören durfte.

Vier weitere Veranstaltungen als Rahmenprogramm zur Ausstellung

Zusätzlich zu der vier Wochen dauernden Ausstellung gibt es ein passendes Rahmenprogramm. So wird am Montag, 25. Februar, die britische Kinokomödie „The Best Exotic Marigold Hotel" im MGH gezeigt, am Dienstag, 05. März, hält der Stiftungsvorsitzende Thomas Sitte einen Vortrag zum Thema „Patientenverfügung", am Mittwoch, 13. März, präsentiert das Organtheater Kassel sein Kabarettprogramm „Gesünder sterben" und am Donnerstag, 21. März, sprechen Silvia Hillenbrand, ehrenamtliche Mitarbeiterin des Hospizdienstes DA-Sein, und Hannelore Dauzenroth, Gemeindereferentin von St. Bonifatius und viele Jahre in der Klinikseelsorge tätig, über „Die Kunst des Lebens und die Kunst des Sterbens". Alle Veranstaltungen beginnen um 19 Uhr. Karten für Kino und Kabarett sind bei der AWO und an der Abendkasse erhältlich.+++


Elke Hohmann, Vorsitzende des Fördervereins der Deutschen PalliativStiftung, begrüßte die Gäste zur Vernissage.

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