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Schwester Lioba Munz (1913-1997)

Lebensfroh ... im Juni 1993 - Fotos: Martin Angelstein

15.04.13 - FULDA

cc

Auch wenn Schwester Lioba Munz (1913-1997) bereits seit 16 Jahren tot ist - vergessen ist die großartige Künstlerin und benediktinische Ordensfrau nicht. „In unserem Klosterladen, den wir seit 1999 betreiben, fragen immer wieder Interessierte nach, wo Werke von ihr anzuschauen sind." So die regelmäßige Erfahrung von Äbtissin Benedikta Kranz und ihren Mitschwestern. Nicht nur heute, wenn sich der Geburtstag von Schwester Lioba zum hundertsten mal jährt, stellt sich deshalb die berechtige Frage, in welcher Form das noch vorhandene Werk der talentierten Zeichnerin, Goldschmiedin und Emailkünstlerin der Öffentlichkeit zumindest ausschnittweise zugänglich gemacht werden könnte.

Als „nicht nur legitim, sondern naheliegend angesichts der Tatsache, dass Lioba Munz eine Künstlerin mit bedeutendem Geist und großer Außenwirkung war", bezeichnete Fuldas Kulturdezernent bei einem Besuch im ehemaligen Atelier der Ordensfrau die Überlegungen der Klosterleitung. Möller sicherte zu, prüfen zu lassen, inwieweit die Stadt eventuell die Abtei beispielsweise mit Ausstellungsmöglichkeiten im Vonderau Museum unterstützen könnte. Für Äbtissin Kranz ist eines auf alle Fälle schon jetzt klar: „Ich möchte nicht, dass das noch bei uns vorhandene Werk von Schwester Lioba zerstreut wird. Sondern es soll gepflegt und zusammen gehalten werden und hier in Fulda bleiben."

Das Atelier von Lioba Munz befand sich im historischen Fachwerkbau der Abtei innerhalb des Klosterbezirks, aber außerhalb der Mauern. Noch immer ist das Fluidum der Künstlerin spürbar und in zahlreichen ihren Arbeiten beziehungsweise inspirierenden Sammlerstücken sichtbar. Mit 21 Jahren war die junge Frau aus Bingen nach Fulda zu den Benediktinerinnen gekommen und in den Konvent der Abtei St. Maria eingetreten. Ihre ersten „künstlerischen Gehversuche"unternahm sie mit dem Bemalen vorgefertigter Keramik. Das war vor allem Gebrauchskeramik, weil das dem Kloster als lohnender Erwerbszweig erschien. Äbtissin Maura Lilia erkannte die Fähigkeiten ihrer Mitschwestern und unterstützte Lioba Munz in ihrer künstlerischen Weiterentwicklung. Der Kunstlehrer Rudolf Kubesch brachte sie zur Malerei. Später besuchte die Benediktinerin die Kölner Kunstschule und vertiefte ihre Fähigkeiten im Bereich der Goldschmiedekunst unter Professorin Elisabeth Treskow, einer zum katholischen Glauben konvertierten Künstlerin, die in der Rheinmetropole unter anderem den Schrein der Heiligen Drei Könige restaurierte. Treskow war es auch, die die Meisterschale des DFB entworfen hatte.

Das künstlerische Können von Lioba Munz sprach sich schnell herum. „Zum Schluss hat sie ihre Arbeiten in die ganze Welt geliefert, von Haifa bis Tokio." Während ihrer Reisen habe sie auch sehr viele schöne Fotos gemacht, „weil sie nach Inspirationen suchte", berichtet die Äbtissin. Von diesen Reisen stammte auch manches Kunstobjekt, dass die umtriebige Ordensfrau mit nach Fulda brachte. In ihrem Atelier stehen noch heute antike Schalen mit farbigem Ornament, Portraitbüsten, ja sogar Schnitzarbeiten aus Afrika, die die Künstlerin in ihrer Ausdrucksstärke beeindruckt und beeinflusst haben müssen. Selbst Steine hat Lioba Munz gesammelt. Weiße, durchsichtige oder violettfarbene Bergkristalle schmücken häufiger ihre kostbaren Arbeiten wie Kreuze oder Altarbilder.

Die Fülle ihres Oeuvres erfasst zurzeit Franziska Ihle-Wirth in einem umfassenden Werkverzeichnis. Vieles ist noch in der Abtei vorhanden wie ein Bischofsstab oder die „Heimsuchung" mit einer Darstellung Elisabeths und Marias. „Diese Arbeit ist hier in der Abtei entstanden. Sie gibt es sonst nirgendwo", betont die Äbtissin, die aber auch deutlich macht, dass nicht unbedingt die Email- und Goldschmiedearbeit die wahre Leidenschaft von Lioba Munz gewesen sei. Ihre Begabung habe vielmehr im Zeichnen gelegen. „Kohlezeichnungen von dem, was sie im Innersten bewegt hat, das war ihre Leidenschaft", erzählt sie begeistert und verweist auf die Darstellung Gottes, den Lioba Munz in Trauer gemalt hat – ein „ziemlich ausdrucksstarkes Bild", wie die Äbtissin meint. ci+++


Seltene Bilder: im Juni 1993 bei ihrer letzten großen Ausstellung im Vonderau-Museum






Arbeit am Brunnen im Kreuzgarten 1948, Lioba Munz vorne, links hinter ihr Äbtissin Maura Lilia (Bild aus dem Klosterarchiv). Der Brunnen wird gerade restauriert.

Pectorale Vorder-... - Fotos: Franziska Ihle-Wirth


Die beeindruckenden Fenster der Abteikirche in der Nonnengasse

... und Rückseite


Lamm Gotttes

Gebetbuch


Orpheus (Ausschnitt)

Kelch


Aus den Bibelbildern





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