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Es kommt scheinbar wieder Bewegung in die Altlastenproblematik der Rederstraße. - Foto: Partl
19.05.13 - BAD NEUSTADT
Wann startet Sanierung der Hausmülldeponie "Rederstraße"? Förderung?
Nach jahrelangem Stillstand scheint mal wieder Bewegung gekommen zu sein um die stillgelegte Hausmülldeponie in der Rederstraße. Mit Schreiben vom 24. Juli letzten Jahres hatte die Stadt eine Förderantrag zur Durchführung der Sanierungsplanung und Sanierung im Bereich der stillgelegten Hausmülldeponie bei der GAB (Gesellschaft für Altlastensanierung in Bayern mbH) gestellt, dem deren Aufsichtsrat zustimmte.Es ist eine alte Geschichte um die Altlastenproblematik und ihre reichlich unklare Geschichte: Im Grundwasser dort wurden vor einer Reihe von Jahren Schadstoffe entdeckt und zwar leichtflüchtige Halogenwasserstoffen in einer Konzentration, die eigentlich eine Altlastensanierung erforderlich macht.
Der Grenzwert für leichtflüchtige Halogenwasserstoffe im Grundwasser, ab dem eine Sanierung notwendig ist, war seinerzeit gerade im Bereich Rederstraße laut dem Geo-Ökologen Christian Guschker deutlich überschritten. Die Schwelle liegt bei 40 Mykrogramm pro Liter. Die meisten Stoffe gehören in die niedrigste Wassergefährdungsklasse drei, bei Vinylchlorid handelt es sich jedoch um die mittlere Gefährdungsklasse zwei. Vinylchlorid gilt als krebserregend.
Weil leichtflüchtige Halogenkohlenwasserstoffe beispielsweise in Industriereinigern vorkommen, geriet der ganz in der Nähe angesiedelte Siemens-Konzern in Verdacht. Der Industrieriese, seit 1937 in Bad Neustadt ansässig, wehrte jedoch vehement ab, weil die Faktenlage nach Meinung des Konzerns zu dünn sei, um den Verursacher zweifelsfrei festzustellen.
Eine Gesundheitsgefährdung haben Landratsamt und das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen zwischenzeitlich ausgeschlossen. Untersucht wurde auch, ob die Bad Neustädter Heilquellen, die sich in der Nähe des Rederstraßen-Viertels in den Saaleauen links des Flüsschens befinden bedroht sind. Bei diversen Untersuchungen der letzten Jahrzehnte seien bei den Heilquellen aber noch nie Verunreinigungen festgestellt worden.
Wer hat nun die Belastung des Untergrunds im Gebiet der Rederstraße einst verursacht und wer kann für ihre Beseitigung zur Verantwortung gezogen werden? Fest stehe, dass die Stadt Bad Neustadt selbst einer der „potenziellen Hauptverursacher" sei, zumindest formaljuristisch, wie Manfred Endres vom Landratsamt Rhön-Grabfeld in der Vergangenheit unstrittig erklärte. Denn in der Rederstraße existierte um die 1940/50er Jahre eine Hausmüllkippe.
Von Seiten der Kreisstadt sei die Altlastenproblematik inzwischen „mehr oder weniger ausgeräumt", wie Bürgermeister Bruno Altrichter zu verstehen gibt. Der Boden sei inzwischen analysiert. Er müsse entgegen vorheriger Befürchtungen nun doch nicht mehr großflächig abgetragen werden.
Es gebe lediglich noch bestimmte Auflagen, wie im Zuge von Bauarbeiten dann anfallender Erdaushub entsorgt werden müsse. Ganz so einfach sei es noch immer nicht, den Problembezirk zur weiteren Entwicklung zu bringen. Im Gespräch ist hier immer wieder eine Brücke zur Innenstadt, um so einen kurzen Weg zur Altstadt zu schaffen.
Stadtbaumeisterin Barbara Stüdlen hält sich zurück. Abgesehen von den Straßenflächen gebe es in diesem Bereich keine Grundstücke in städtischem Eigentum. Über private Angelegenheiten wolle sie nicht öffentlich Auskunft geben. Auch dann nicht, wenn wie in diesem Fall die Untersuchungen des Gebiets von der Stadt veranlasst wurden.
So viel sei schon mal sicher: Laut Bundesbodenschutzgesetz könne der Erdboden erst einmal so bleiben, wie und wo er ist. Gefahren, die sofort zu Handlungsmaßen führen würden, gebe es erst einmal keine. Bei Bodenbewegungen müsse kurzfristig entschieden, der Aushub entsprechend dem gültigen Abfallentsorgungsgesetz behandelt werden.
Während das Thema Altlasten in Feststoffen nicht in erster Linie städtische Angelegenheit sei, so Stüdlein, falle die Thematik Altlasten im Grundwasser durchaus in den Zuständigkeitsbereich der Stadt. Bad Neustadt verfügt über hervorragendes Trinkwasser und das soll auf alle Fälle auch so bleiben.
Bereits im August 2011 waren neun Grundwassermessstellen in diesem Gebiet eingerichtet worden. Die Ergebnisse sollten die Entscheidung bringen, wie es mit der Sanierung weitergehen kann und soll. Diese liegen der Stadt nun vor. Noch in diesem Jahr soll es also weitergehen. Die Planungen laufen, dabei sollen die Anwohner von den weiteren Schritten informiert werden. Im Sommer etwa soll dann auch die breite Öffentlichkeit vom weiteren Prozedere erfahren.
In jedem Fall rechnet man bei der Stadt noch mit einem langwierigen Prozess, denn das Grundwasser müsse an einer bestimmten Stelle „abgegriffen, gefiltert und abgeleitet" werden. Finanziert werde diese spezielle Maßnahme von der GAB (Gesellschaft zur Altlastensanierung in Bayern). (ger) +++