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Dr. Martiny mit seiner Emma

Bürgermeister Kübel begrüßt - Fotos: Renate Reus

19.05.13 - BAD SALZSCHLIRF

Festakt zur 175 Jahrfeier Heilbad Bad Salzschlirf: Reden und Theater

Die wechselhafte Geschichte des Heilbades Bad Salzschlirf stand im Mittelpunkt des Festaktes des Badeortes, der in 2013 auf 175 Jahre als Heilbad zurückblicken kann. Dabei machten die Redner deutlich, dass es immer engagierter Menschen bedurfte, das Bad voranzubringen. Die Bedeutung der Heilbäder und Kurorte zeigte Almut Boller, Geschäftsführerin des Hessischen Heilbäderverbandes, im Festvortrag auf. Höhepunkt des Abends war ein Theaterstück über das Wirken des Heilbadgründers Dr. Eduard Martiny, entwickelt und einstudiert von Brigitte Hesseldieck.

Für den musikalischen Auftakt im Kulturkessel sorgte die Blaskapelle InTakt der Freiwilligen Feuerwehr. Bürgermeister Matthias Kübel begrüßte die geladenen Gäste, darunter die ehemaligen Bürgermeister Fritz Severin und Ernst-August Stender. Sein besonderer Dank galt einem Urenkel des Heilbadgründers, Dr. Friedrich Martiny. Er hat der Gemeinde Dokumente von Dr. Eduard Martiny als dauernde Leihgabe überlassen. Kübel versprach, dafür einen würdigen Aufbewahrungsort zu finden.

Die Geschichte des Heilbades sei geprägt von Erfolgen aber auch Rückschlägen, führte Kübel aus. In dem Jubiläumsjahr sieht der Bürgermeister eine große Chance, die Stärken des Ortes einem breiten Publikum darzustellen. Viele Ideen für das Festjahr seien in der Bürgerschaft entstanden. Für das Logo zum Jubiläum dankte Kübel dem Designer Christian Bornträger.

Grußworte Landrat Bernd Woide empfahl, in unserer schnelllebigen Zeit den Blick auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu richten. Entscheidend sei der Mut der Menschen, die nie aufgaben, trotz schwieriger Phasen anpackten und an die Heilkraft der Quellen glaubten. Diesen Mut wünschte er dem Heilbad für die Zukunft und versprach: „Sie stehen nicht allein". Die gesamte Region schaue nach Bad Salzschlirf und frage, was könne man für das Bad tun.

Michael Brand (MdB CDU) sieht eine Zukunft für das Heilbad Bad Salzschlirf als Standort für Gesundheit, Pflege und Tourismus. Der Ort habe sich über die Jahre mit Höhen und Tiefen behauptet. Die Regierung in Berlin sei dabei, vieles gerade in der Altenpflege anzustoßen mit Blick auf die demografischen Veränderungen. Bad Salzschlirf habe als Gesundheitsstandort ein großes Entwicklungspotential. Es gebe einen guten Mix aus Reha, Fitness, Ausbildung und Pflege. Er wünschte der Gemeinde Erfolg, dieses Potential zu nutzen.

Auch Dr. Walter Arnold (MdL CDU) zeigte sich überzeugt, dass das Heilbad eine Zukunft habe. Im Landkreis sei Bad Salzschlirf der Ort mit der zweithöchsten Rate an Übernachtungen. Er sei stolz unter den 23 Städten und Gemeinden im Landkreis ein Heilbad zu haben. Die politischen Kräfte im Ort hätten eingesehen, dass man zusammen arbeiten müsse. Dafür sorge jetzt Bürgermeister Kübel mit seinen politischen Freunden. Das Land werde seine Unterstützung leisten. „Wer diesen schwierigen 175 Jahre überstanden hat, hat guten Grund, auf eine gute Zukunft zu hoffen", schloss Dr. Arnold.

Michael Passarge, Vorsitzender des Kirchenvorstandes der evangelischen Kirchengemeinde Bad Salzschlirf-Großenlüder, erinnerte daran, dass der Heilbadgründer Dr. Eduard Martiny das Miteinander in der Ökumene still vorgelebt habe. Er war Protestant und eng mit dem katholischen Ortsgeistlichen Pfarrer Leander Schumann verbunden. Pfarrer Floribert Mavungu von der katholischen Pfarrgemeinde St. Vitus betonte, man könne dem begnadeten Arzt dankbar sein, der aus dem Ort das geschätzte Heilbad gemacht habe. „Mögen alle, die die Geschicke des Bades tragen, vom Fleiß und Willen zum Fortschritt des Bades geprägt sein, dazu schenke Gott seinen reichen Segen", baten die Kirchenmänner.

Selbst Sebastian Kneipp, im hohen Alter von 192 Jahren noch äußerst rüstig, war als Gast erschienen. Es handelte sich um den verkleideten Gersfelder Bürgermeister Peter Wolff, der darauf aufmerksam machte, dass seine Gemeinde immerhin ein Kneipp-Heilbad sei. Er forderte Berlin und Brüssel auf, für Infrastruktur-Maßnahmen mehr Zuschüsse bereit zu stellen für die Heilbäder, die für Gesundheit und Prävention stehen. Er gratulierte als Oberhaupt der Rhön-Hauptstadt zum Jubiläum, nicht ohne Hessens höchstes Trauzimmer auf der Wasserkuppe zu erwähnen. Mit zwei Liedbeiträgen sorgte der Singkreis St. Vitus aus Bad Salzschlirf unter Leitung von Michael Wyczysk für Unterhaltung und erhielt großen Beifall.

Heilbäder mit Multifunktionen 

Hessen besitzt 30 Heilbäder und Kurorte, daher gratulierte die Geschäftsführerin des hessischen Heilbäderverbandes, Almut Boller, im Namen der 29 weiteren zum Jubiläum. „Natürliche Heilmittel muss man pflegen, dazu gibt es in Deutschland ein medizinisches Regelwerk. Bad Salzschlirf schafft das seit 175 Jahren", beglückwünschte die Festrednerin die Gemeinde. Wenn man die Zukunft gestalten wolle, müsse man die Vergangenheit kennen und die Gegenwart verstehen, knüpfte Boller an die Ansprache des Landrates an. Schon die Griechen und Römer nutzten die natürlichen Heilmittel; so entwickelten sich die Kurorte als Stätten für Ruhe und Auszeiten, aber auch als Stätten für umfangreiche Kommunikation und Kulturprogramme sowie als Heiratsmärkte.

1955 begann, so Boller, die Zeit der stationären Kur, in den 60er Jahren wurde sie bedeutender als die ambulante Kur. Mit Beginn der Gebietsreformen 1989 ging es mit der Kur bergab, die Zahl der Übernachtungen sank rapide. In den Heilbädern setzte auch ein Identitätsverlust ein. „Heute laden Krankenkassen zu Kuren im Ausland ein", erwähnte Boller und betonte, dass die Kurorte im europäischen Ausland nicht über die Qualität deutscher Heilbäder verfügten.

Heilbäder als Wirtschaftsfaktoren

Der hessische Heilbäderverband hatte 2012 eine Studie zum Wirtschaftsfaktor Tourismus in seinen Heilbädern und Kurorten in Auftrag gegeben, aus der Boller zitierte, dass rund 27 Prozent aller Übernachtungen in Hessen in den Heilbädern und Kurorten stattfinden. Heilbäder, große Städte und Destinationen seien die drei Säulen des Tourismus in Hessen. Auch die Tagesreisen seinen bedeutsam, bei rund 25 Millionen Tagesreisen gäben die Besucher im Schnitt 27,50 € pro Kopf aus. Die Heilbäder und Kurorte stellten einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar, der für viele Arbeitsplätze in Gastgewerbe, Einzelhandel und bei Dienstleistungen sorge.

Wege in die Zukunft

Wenn es die Heilbäder und Kurorte zurzeit nicht einfach haben, so war sich Boller sicher, sie werden in Zukunft zur Gesunderhaltung benötigt. „Warum investiert man nicht in die Prävention, um die Kosten in der Rehabilitation zu dämpfen?" fragte die Geschäftsführerin. Wichtig sei, auf die medizinische Kompetenz der Heilbäder und auf die Gäste zu vertrauen. „Die Gäste kommen gerne". Ein Weg in die Zukunft sei, die Kur mit neuen Inhalten zu füllen. In Hessen habe der Heilbäderverband schon Aktionen zur „neuen Kur" und „unsere neuen Kurdirektoren" gestartet. „175 Jahre ein Heilbad zu sein ist eine große Herausforderung", schloss die Festrednerin.

Die amtierende Quellenkönigin Elena Post nannte die wichtigsten Daten zur Heilbadgründung. Sie bezeichnete es eine gute Entscheidung, als vor drei Jahren erstmals in Bad Salzschlirf eine Quellenkönigin nominiert wurde, um zu zeigen, welche Bedeutung die Heilquellen für den Ort haben. Von der Vita des Dr. Martiny inspiriert, hatte die Mitbürgerin Brigitte Hesseldieck ein Theaterstück geschrieben und für den Festakt umgesetzt, leitete die Quellenkönigin das Bühnenstück ein.

Dr. Martiny Idealist und Visionär

Mit 10 Personen, großer Spielfreude, stilvollem Bühnenbild und prächtigen Kostümen entfalteten sich auf der Bühne anschließend die für den Badeort wichtigsten Lebensphasen des Dr. Martiny. Dargestellt wurde er als junger Mann von Roland Kirsch, als Senior von Dieter König, der diese Rolle auch als Gästeführer im Ort innehat. Als Erzähler fungierte die Autorin Brigitte Hesseldieck. Den Grafen von Görtz stellte Heinz Reese dar, einen Arzt Manfred Otterbein. Der Schreiber, Buttler und Trauernde war Karl Heinz Dietz. Emma, die Gattin des Dr. Martiny, wurde von Gaby Gies gespielt, ihre Freundin Augustine verkörperte Helga Hase. Als Freund trat Norbert Müller auf, als Gewerkschaftler Herbert Post. Das ebenso unterhaltsame wie geschichtlich lehrreiche Stück zeigte den Heilbadgründer Dr. Martiny als Idealisten und Visionär, der trotz vieler Widrigkeiten für seinen Kurort arbeitete und kämpfte. Im Schlussbild ist die Idylle des Heilbades zu sehen mit Jugendstildamen, die im Park flanieren. Und Dr. Martiny kann seufzen: „Es war also doch nicht umsonst!" Mit großem Beifall endete die Vorstellung.

Bürgermeister Kübel dankte abschließend allen Vereinen, die am Festakt mitwirkten, und allen, die an der Vorbereitung und Organisation des Abends beteiligt waren. Die Gäste plauderten anschließend noch zu dezenter musikalischer Begleitung von Kurmusiker Alexey im Foyer und hatten Gelegenheit, zahlreiche Ausstellungsdokumente aus der Gründerzeit des Bades zu bewundern. Auch die neue Ausschankstelle des Bonifaziusbrunnens fand reges Interesse. Stellvertretend für viele bemerkte Michael Brand (MdB CDU) „Das Wasser ist ganz schön salzig".+++


Landrat Woide

Von Michael Brand gibt es ein Stück Berliner Mauer


Dr. Walter Arnold

Pfarrer Mavungu und Michael Passarge


Gersfelds Bürgermeister Peter Wolff als Pfarrer Sebastian Kneipp hat ein edles Tröpfchen mitgebracht



Singkreis St. Vitus


Almut Boller

Quellenkönigin Elena


Der Graf von Schlitz und sein Diener

Brigitte Hesseldieck als Erzählerin


Emma und Auguste

Der junge Dr. Martiny mit Freund


In Verhandlung mit einem Gewerkschaftler

Dr. Martiny hadert mit seinem Schicksal


Am Grab

Das gesamte Ensemble


Jugendstildamen mit Kurmusiker Alexey

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