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Sommerliche Temperaturen, wie hier bei der Hersfeldpreis-Verleihung, herrschen eher selten in der Stiftsruine. - Archivfotos: Stefanie Harth

Magischer Ort: Mit einer der schönsten Freilichtbühnen der Welt trumpft die Bad Hersfelder Stiftsruine auf.

11.06.13 - BAD HERSFELD

Das große Spiel beginnt – Bestens gewappnet für faszinierendes Theater

„Es geht uns darum, von der Bühne an die ganze Weite und Tiefe der Welt zu erinnern und an den ganzen Menschen zu appellieren." (Johannes Klein, Gründer der Bad Hersfelder Festspiele) Sie ist ein magischer Ort, an dem Zeit völlig bedeutungslos zu sein scheint. Eine Spielstätte, die in Europa – nein, in der ganzen Welt – Ihresgleichen sucht. Großes Theater auf sich wirken lassen dürfen die Zuschauer, wenn vom 15. Juni bis 11. August die Bad Hersfelder Festspiele Einzug in das Gemäuer der altehrwürdigen Stiftsruine halten. Das „Abenteuer Leben" bildet in dieser Saison den Kernpunkt der Inszenierungen. „Theater ist immer eine Bühne des Lebens. Theater reflektiert das Leben vielschichtig, subtil und manchmal verblüffend zeitlos", philosophiert Festspielintendant Holk Freytag.

Ein folgenreiches Abenteuer muss gelegentlich so mancher (festspielunerfahrene) Besucher überstehen: Da es in der Stiftsruine recht zugig ist, sei allen Festspielgängern empfohlen, sich mit wärmenden Decken und molligen Jacken zu wappnen. Selbst wenn in freier Natur sommerliche Temperaturen herrschen sollten, sind luftige Sommerkleidchen, Spaghettiträger-Tops oder offenes Schuhwerk tabu. So gilt sogar am Premierenabend: Hände weg von leichter Abendrobe – Funktionskleidung an die Macht! Denn welcher Zuschauer ist, wenn er vor Kälte bibbert, dazu in der Lage, komplizierten Handlungssträngen zu folgen? Am Ende siegt immer die Vernunft... Wie auch bei Gotthold Ephraim Lessings Ideendrama „Nathan der Weise", das Eröffnungsstück der Bad Hersfelder Festspiele.

Angst vor Regen müssen die Theaterliebhaber – im Gegensatz zu den Darstellern – allerdings nicht haben: Die Ränge sind vor Niederschlag geschützt. 1968 fügte der Architekt Frei Otto, der später für seine Konstruktion des Daches im Olympiastadion München berühmt wurde, der Kirchenruine ein mobiles Dach hinzu, das innerhalb weniger Minuten ausgefahren werden kann. Die Schauspieler hingegen bleiben Spielball des Wetters, müssen im Fall des Falles dem einen oder anderen nassen Tropfen trotzen.

Bleibt zu hoffen, dass der Wettergott ein Schöngeist ist und der Lullusstadt am kommenden Samstag, 15. Juni, sonnige Momente schenkt. In den späten Nachmittagsstunden bricht der Bad Hersfelder fünfte Jahreszeit an, wenn die Festspiele um 17 Uhr mit einem fulminanten Festakt in der Stiftsruine eingeläutet werden, bevor um 21 Uhr „Nathan der Weise" (Regie: Holk Freytag) seine Premiere feiert. Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert wird in diesem Jahr die Festansprache halten. Die Gäste erwartet eine abwechslungsreiche und kurzweilige Mischung aus Reden, Musik und Auftritten von Ensemblemitgliedern der 63. Bad Hersfelder Festspiele. Vor und nach dem Festakt sorgen in der Innenstadt Künstler mit ihren Straßentheaterdarbietungen für Kurzweil – bis sich der Vorhang zum ersten Mal hebt und das große Spiel beginnt.

Zum Schluss eine kleine Bitte an alle Festspielgänger: Erfahrungsgemäß treffen oftmals diejenigen, die Karten für die mittig gelegenen Plätze besitzen, erst wenige Minuten vor dem Auftakt der Aufführungen in der Stiftsruine ein. Die Folge: Es entsteht eine gewisse Unruhe, wenn sich diese „Kurz-vor-knapp-Kommer" hektisch ihren Weg durch die Menschenmenge und die recht engen Reihen bahnen. Deshalb: Kommen Sie frühzeitig und genießen Sie zauberhafte, stressfreie Stunden vor einer traumhaften Kulisse.

Tickets sind in der Kartenzentrale in Bad Hersfeld (Am Markt 1) oder telefonisch unter 06621/640200 sowie im Internet auf www.bad-hersfelder-festspiele.de erhältlich. (Stefanie Harth)

Hintergrund: Ein kleiner historischer Abriss

BAD HERSFELD. Die Idee, in der Bad Hersfelder Stiftsruine Theater zu spielen, reicht in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Die ersten Festspiele konnten jedoch erst 1951 stattfinden. Mysterienspiele – nach dem Vorbild von Salzburg – wollte man hier aufführen, und kein Geringerer als Johannes Klein, Schüler des großen Max Reinhard, setzte sich dafür ein. Zusammen mit kulturinteressierten Hersfelder Bürgern gehörte er zu den Begründern der Festspiele, deren Schirmherrschaft 1952 Bundespräsident Theodor Heuss übernahm. Johannes Klein hatte beste Beziehungen zum Wiener Burgtheater, und was lag näher, als die großen Schauspieler dieser berühmten Bühne während der Sommerpause zu engagieren. Lil Dagover, Paula Wessely, Hans-Georg Laubenthal, Albin Skoda, Attila Hörbiger, Elisabeth Flickenschildt, Ida Ehre – unvergessene Schauspieler, sie alle standen auf der größten Bretterbühne Deutschlands. In den 60er Jahren kam der Hollywood-Regisseur und Mitarbeiter von Max Reinhard, William Dieterle, als Intendant in die Lullusstadt. Mit seiner berühmten Inszenierung von Shakespeares „Ein Sommernachtsraum" setzte er neue Maßstäbe und bereicherte den Spielplan um Komödien und zeitgenössisches Theater. Hilde Krahl, Klaus Jürgen Wussow und Erika Pluhar waren die herausragenden Künstler der Ära Dieterle, die bis 1965 dauerte. Es folgte die zehnjährige Intendanz des Ulrich Erfurth.

Erfurth behauptete, dass man auf der Hersfelder Bühne alles darbieten könne – man müsse es eben können. Erstmals wurde Bertolt Brecht zum Besten gegeben, auch Zuckmayers „Die Rattenfänger" und „Der Tolle Tag" von Beaumarchais. Auf der Bühne der Stiftsruine agierten Theo Lingen, Götz George, Walter Giller, Volker Lechtenbrink, Will Quadflieg. Auch die folgenden Intendanten Günther Fleckenstein, Reinhold K. Olszewski, Karl Vibach, Volker Lechtenbrink, Dr. Ingo Waszerka und Dr. Peter Lotschak setzten diesen Usus fort. Bekannte Protagonisten der letzten Jahre waren: Helen Schneider, Ingve Gasoy-Romdal, Nicole Heesters, Manfred Zapatka, Tatjana Seibt, Sona MacDonald, Axel Prahl, Rufus Beck, Horst Sachtleben und Martin Reinke. Bis 2009 stand mit Intendantin Elke Hesse erstmals in der über 50-jährigen Festspielgeschichte eine Frau an der Spitze der Bad Hersfelder Festspiele. Unter dem Motto „Europa" möchte seit 2010 Holk Freytag die einzigartige Tradition von großem Theater unter freiem Himmel erblühen lassen.+++

 

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