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Das gute Wetter zog Tausende in das Spessartdorf

Holzrücken mit süddeutschen Kaltblütern.
15.07.13 - BS-SALMÜNSTER
Stehender Festzug zur 700-Jahr-Feier – Alsberg zeigt früheres Leben und Arbeiten
Am Sonntag hat das Spessartdorf Alsberg mit einem Stehenden Festzug seinen 700. Geburtstag gefeiert. Und das halbe Kinzigtal feierte mit. Tausende pilgern zu Fuß, mit dem Rad oder dem Auto zum 160-Seelen-Ort und lernten im Müller Wäldchen und an der Alten Schule die Arbeit in der Land- und Forstwirtschaft, Brauchtum und die Geschichte des erstmals 1313 urkundlich erwähnten Dorfes näher kennen. Historisch gewandet zeigten viele Alsberger Bürger, wie die Menschen früher dort gelebt haben. Gerold Großer bereitete Stockbrot vor. „Früher hat man den Teig, meist einen Hefeteig, mit genommen, ihn um einen Stock gewickelt und über der Glut eines offenen Feuers gebacken", erzählte er interessierten Kindern, die so etwas noch nie gesehen haben. Wie mühsam die Getreideernte von Hand mit Sense und Sichel sein kann, demonstrierte Ludwig Eckert. Margarete Pfahl stellte die Gaben mit anderen Bäuerinnen die Gaben auf. „Den Langstrohroggen haben wir extra für das Fest angebaut", berichtete die Frau des ehemaligen Ortsvorstehers Franz Pfahls, der zeigte, wie man früher die Sensen schärfte.
Die Garben kamen dann zur Dreschmaschine der Sinntaler Oldtimer- und Schlepperfreunde Sinntal. Die hatten nicht nur ihre alten Traktoren, sondern demonstrierten auch die Transmissions, die früher gerne eingesetzt wurden, wenn keine Dieselmotoren im Einsatz waren. „Die Transmission ist ein altes Riemengetriebe. Die Scheiben wurden mit Riemen aus Leder verbunden . So kann die Antriebsmaschine einen optimalen Wirkungsgrad erzeugen", berichtete Bernd Süßmann, Vorsitzender der Schlepperfreunde.
Auf zwei Pferdestärken verlassen sich dagegen Markus Adrian und Luisa und Antonia Fath, die das historische Holzrücken mit zwei süddeutschen Kaltblütern vorführten. Im waldreichen Spessart hat die Holzwirtschaft seit Jahrhunderten einen hohen Stellenwert. Manfred Essel zeigte, wie Holzscheide maschinell und per Hand gespaltet werden. Die Schneidemaschine von Albert Korn aus Salmünster schafft mit ihrem Dieselmotor am Tag locker 50 Raummeter. Ein Blick in die Spinnstube und auf das Weben von Leinen war für viele ebenfalls ein unvergessenes Erlebnis wie das Korbflechten und ein Waschtag mit Rubbeln, Kochen, Waschen und Stampfen, für das sich das Fernsehteam des hessischen Rundfunkes besonders interessierte. Den Höhenzoll von einem Euro zahlten die Gäste aus nah und fern gern.
Im Backhaus und an der Alten Schule wartete Kulinarisches wie Wildschwein am Spieß, Kartoffelpfannekuchen, Holzbackofenbrot, Flammkuchen, Grillhähnchen und Kochkäse auf viele hungrige Mäuler. Ein weiteres Glanzlicht war die Öffnung des Kohlenmeilers, den die früheren Bewohner des Bergdorfes Alsberg für die Herstellung von Holzkohle verwendeten. Dass Alsberg im Mittelalter wegen der Kohlenmeiler „Meilersberg" genannt wurde, hatte tags zuvor der Historiker Dr. Florian Betz bei einem Kurzreferat beim Festkommers tags zuvor als rein hypothetisch in Frage gestellt. Ein 50er Jahre Cafe, eine Ausstellung über die Wallfahrtkirche, Löschen mit der historischen Spirtze, Bogenschießen, Golf spielen, Schmiedekunst, Tiergehege und Ponyreiten waren weitere Glanzlichter des Dorffestes „700 Jahre Alsberg" . (kel)+++

Ludwig Eckert beherrscht die Kunst, mit der Sense zu mähen

„Bäuerin" Margarete Pfahls bei der Roggenernte

50 Raummeter Holz schafft Albert Korn alte Schneidemaschine locker am Tag

Stockbrot war auf der Wanderschaft ein beliebtes Verpflegungsmittel.

Die Traktorenausstellung der Sinntaler Oldtimer- und Schlepperfreunde war immer gut besucht.

Transmission und Drescharbeiten anno 1900

Das Fernsehen interessierte sich für einen ganz normalen Waschtag in Alsberg.