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Ausstellungseröffnung „Retrospektive Uwe Günther“ anlässlich der Unterfränkischen Kulturtage in Bischofsheim. Das Bild zeigt von links: Kulturmanagerin Dr. Astrid Hedrich-Scherpf, Bürgermeister Udo Baumann, Dr. Claudia Lichte (Mainfränkisches Museum) und Kunsthistorikerin Dr. Karen Schaelow-Weber. - Fotos: Eckert

28.07.13 - BISCHOFSHEIM

Ausstellungseröffnung „Retrospektive Uwe Günther“ anlässlich Kulturtage

Das Festwochenende in Bischofsheim anlässlich der Unterfränkischen Kulturtage, verbunden mit dem diesjährigen Stadtfest wurde mit der Ausstellung „Retrospektive Uwe Günther" und einem anschließenden Vortrag zum Thema „Tilmann Riemenschneider als Holzbildhauer" von Dr. Clauida Lichte (Mainfränkisches Museum) eröffnet.

Bürgermeister Udo Baumann freute sich über das große Interesse an den Kunstwerken des Bildhauers und ehemaligen Leiters der Holzschnitzschule Bischofsheim Uwe Günther. Die Ausstellung bezeichnete er als einen kulturellen Höhepunkt der Unterfränkischen Kulturtage. Seit langem sei es der Stadt Bischofsheim schon ein Anliegen gewesen, die Exponate von Uwe Günther der Öffentlichkeit zu präsentieren. Er dankte vor allem Dr. Karen Schaelow-Weber, die die Ausstellung vorbereitete sowie Kulturmanagerin Dr. Astrid Hedrich-Scherpf.

Vor einigen Jahren habe die Stadt Bischofsheim den Hinweis bekommen, dass in Volkach der Nachlass von Uwe Günther „verramscht" werde. Baumann habe Harald Weidner und Dr. Wolfgang Schneider beauftragt nach Volkach zu fahren und die Kunstwerke in Augenschein zu nehmen. Schnell sei klar gewesen, dass der Nachlass des langjährigen Schulleiters nicht der Beliebigkeit überlassen werden könne. So habe die Stadt Bischofsheim mit Unterstützung des Bezirk Unterfranken und des Landkreis die Exponate erworben. Der heutige Schulleiter der Holzbildhauerschule Rudolf Schwarzer, kannte Uwe Günther, hat ihn in seinem Schaffen erlebt, war mit ihm befreundet.

Anlässlich der Ausstellungseröffnung gab er einen kleinen Einblick in das Leben Günthers. 1979 habe er ihn kennen gelernt, beide kamen in diesem Jahr nach Bischofsheim an die Holzschnitzschule. 1982 übernahm Uwe Günther die Schulleitung, Schwarzer wurde sein ständiger Stellvertreter. Durch die enge berufliche Verbindung ergab sich eine persönlich stille Freundschaft, erinnerte sich Schwarzer. Uwe Günther sei ein Mensch gewesen, der die Stille und die Natur liebte, der in Demut lebte, der sich das Menschsein bewahrt habe. „Er war ein Heimatmensch, der das wandern liebte, er auf leisen Sohlen unterwegs war."

Geboren wurde er in Nordböhmen im Jahr 1931, in den Kuppen der Rhön fand er ein Refugium, dass ihn an seine Heimat erinnerte, wo er dem Alltag entfliehen konnte. Verstehen könne man Uwe Günther, sein Schaffen und sein Menschsein nur vor dem Hintergrund der Zeit, in der er lebte und aufwuchs. Als 13jähriger habe er Hitler erlebt und zugleich sein eigenes Nichtwollen und Nicht-Mitmachen-Können. Er sei Geschichtslos geworden und habe sich daher auf die Natur als Sprache der Schöpfung konzentriert. Mit einem christlichen Gefühl des Gottvertrauens habe er eine kontemplative Art gelebt. „Als Wanderer mit dem Zeichenblock in der Hand ging er über die Kuppen der Rhön." Uwe Günther war aber auch ein einsamer Mensch, kann sich Schwarzer erinnern, nach dem Zerbrechen seiner Ehe sei er alleine geblieben und habe sich ganz der Kunst gewimdet, er verstarb 2005.

Als Schulleiter habe er die Holzbildhauerschule neu belebt und stabilisiert und ihr eine Prägung verliehen, die heute noch spürbar sei. Doch die 16 Jahre als Schulleiter seien ihm auch schwer geworden, die Bürokratie und Verwaltung habe dem Künstler und Freigeist zu schaffen gemacht und ihn eingeengt. Die Natur sei stets seine Fluchtmöglichkeit gewesen. Geliebt habe er seine Aufgabe als Pädagoge, sein Können weiter zugeben, darauf sei er stolz gewesen. „Seine Ausstrahlung ist heute noch in der Schule zu spüren, die Klarheit der Formen haben ihn ausgezeichnet", so Schwarzer. 

Schwarzers Dank galt Bürgermeister Udo Baumann und Dr. Karen Schaelow-Weber, durch die Ausstellung werde dem Leben von Uwe Günther Bedeutung und Sinn gegeben und auch die Schule erfahre eine Wertschätzung. Dr. Karen Schaelow-Weber gab ihrerseits einen Einblick in die Biographie von Uwe Günther, die ausführlich auf mehreren Tafeln, als Bestandteil der Ausstellung nachzulesen ist. Hervor zu heben sei, dass Uwe Günther aus keiner Künstlerfamilie stammt. Sein Vater war Lehrer, die Mutter Tochter eines Fleischhauers und Gastwirts. Er wuchs in Nordböhmen heran, als neunjähriger lernte er 1940 bei einem Lehrgang den Flugmodellbau kennen. Ein Hobby, das er auch als Erwachsener beibehielt.

1947 kam die Familie in den Landkreis Regensbur hier arbeitet Uwe Günther anfangs autodidaktisch als Bildhauer und Zeichner. Von 1949 bis 1952 absolvierte er eine Stein- und Holzbildhauerausbildung, begann ein Studium an der Kunstakademie Nürnberg, was er aber aus Geldmangel vorzeitig abbrechen musste. Nach der Heirat arbeitet Günther freischaffend, er war nicht nur in der Stein- und Holzbearbeitung tätig, sondern auch als Restaurator ein gefragter Mann. 1979 dann der Wechsel als Fachlehrer nach Bischofsheim, einige Jahr später löste er Philipp Mendler als Schulleiter ab und leitete die Schule selbst bis 1996. „Eine schöne und wichtige Aufgabe, die es Günther aber nicht erlaubt, sich als Künstler einen Namen zu machen", sagte Dr. Karen Schaelow-Weber. Größere Ausstellungen habe er nie bestritten. Die Ausstellung, die nun in Bischofsheim gezeigt wird, gebe einen schönen Einblick in sein Schaffen und sein Kunstverständnis, das sich durch klare und zugängliche Formen auszeichne. (me) +++













Schaelow-Weber


Schwarzer






Ein Bild der Ausstellung zeigt Uwe Günther bei der Bearbeitung einer Skulptur.


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