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Der Kirmesbaum von Abtsroda... -

ABTSRODA

"Kirmes hi, Kirmes hä, Kirmes muss gefeiert wä!" - Viel HINTERGRÜNDIGES

20.10.13 - „Kirmes in ..." „Kirmes in ..." „Kirmes in ..." Bereits seit Wochen sieht man wieder überall die großen bunten Plakate hängen auf denen steht: „Kirmes in ...". Meistens geht das Programm über mehrere Tage und ist individuell von der jeweiligen Kirmesgesellschaft gestaltet. Doch was ist Kirmes eigentlich und wo kommt dieses traditionelle Volksfest her? Schaut man einmal im Duden nach so steht hinter Kirmes nur die Bedeutung Kirchweih. Doch Kirmes ist viel mehr als nur eine einfache Kirchweih. Egal ob Zeltkirmes oder Halle, egal ob 2 Tage oder eine ganze Woche, egal ob kleiner oder größer eins ist sicher: es steckt jede Menge Arbeit dahinter und es bedarf sehr viel Organisation. Kirmes ist überall etwas anders. Es ist für Jung und Alt etwas dabei. Fast jedes Dorf hat seine eigene Kirmes, dadurch ist jede Kirmes so individuell. In manchen Gebieten erinnert sie eher an einen Rummel oder ein Oktoberfest. In kleineren Regionen ist sie meistens ein Fest bei dem das ganze Dorf zusammen kommt, tanzt und gerne beisammen sitzt.


Nimmt man einmal die Kirmesgesellschaft Abtsroda am Fuße der Wasserkuppe die an diesem Wochenende (18.10 – 21.10.13) ihre Zeltkirmes feiert, so lässt sich leicht zeigen wie viel Arbeit hinter einer perfekt funktionierenden Kirmes steckt.

Die Planung beginnt bereits im Jahr zuvor. Im Laufe des Jahres wird ein neuer Vorstand gewählt und gewürfelt und die einzelnen Aufgaben werden verteilt. Dazu gehört nicht nur Essen und Getränke sowie Musik, sondern auch Zelt, Zeltabnahme, Straßensperrung, Finanzierung, Toilettenwagen, Flyer und Werbung, Tanzproben, Helfer suchen, Rede schreiben und viele weitere kleine und große Dinge an die gedacht werden muss. Dafür gibt es natürlich auch Chef und Chefin. In Abtsroda ist das das Ploatzpaar. Sie tragen die Verantwortung für die komplette Kirmes und kümmern sich hauptsächlich um alles Organisatorische. Unterstützung bekommt dabei der Ploatzknecht von dem Vize Ploatzknecht. Er und seine Vize-Ploatzmoad kümmern sich mit um die Organisation und vertreten Notfalls das Ploatzpaar. Zudem gibt es noch ein Schnapspaar, welches Verantwortlich für die Getränke ist. Nicht nur am eigentlichen Kirmeswochenende sondern auch während der Vorbereitung.

Ab etwa vier Monaten vor der Kirmes gibt es wöchentlich eine Kirmesprobe. Bei dieser Kirmesprobe werden vor allem drei Tänze intensiv geübt. In Abtsroda sind das traditionell der Walzer, die Polka und der Reinländer. Diese drei Tänze werden Kirmessonntag um den Baum getanzt. Dabei sind jedes Jahr das ganze Dorf und viele Besucher um den Baum versammelt, schauen gespannt den Tänzen zu und lauschen der Kirmesrede, in der das Dorfgeschehen auf Platt in einer sehr lustigen Weise wiedergegeben wird. Zu den Pflichttänzen gehören außerdem der Disco Fox und der Lambada. Diese werden zwar nicht unter dem Baum getanzt dafür aber oft bei den Einmärschen auf fremden Kirmessen.

Jedes Wochenende wird die Kirmesgesellschaft zu einer anderen Kirmesgesellschaft auf Kirmes eingeladen, dafür wird diese Kirmesgesellschaft dann auch wieder eingeladen und kommt natürlich auch zur eigenen Kirmes. Dadurch entstehen jahrelange Freundschaften und ein gutes Verhältnis. Etwa 2 Monate vor der Kirmes trifft sich ein Teil der Jungs das erste Mal zum Rede und Sprüche schreiben. Beides wird auf Platt geschrieben und auch vom Ploatzknecht auf Platt Kirmessonntag unter dem Kirmesbaum vorgetragen. Die Kirmessprüche werden individuell für jedes Kirmespärchen verfasst, sie sollen die Person wiederspiegeln.

Etwa vier Wochen vor der Kirmes wird ein gespendeter Baum aus einem Wald geholt. Er wird an den kommenden Samstagen bis zur Kirmes mehrfach gehobelt und gekürzt. 2 Wochen vor der Kirmes heißt es wieder mal alle Männer in den Wald und eine schöne Spitze für den Baum suchen. Diese wird ebenfalls gehobelt und durch eine Schäftung mit dem eigentlichen Baum verbunden. Dadurch wird der Kirmesbaum mehrer Meter hoch. In Abtsroda hat er diesmal eine beachtliche Höhe von 34 Metern. Zeitgleich umwickeln die Mädels zwei Kränze mit Fichtenzweigen und behängen diese mit bunten Bändern. Die Kränze kommen später an den fertigen Kirmesbaum. Den Samstag vor der Kirmes kommt das Zelt in unzählig vielen Einzelteilen. Bis in die späten Abendstunden werden diese Einzelteile zusammen gebaut bis schließlich ein Zelt inklusive Fußboden steht.

In Abtsroda hat das Zelt eine Größe von 450 m² für 500 Personen. „Wer einmal ein Zelt mit aufgebaut hat weiß andere Zeltfeste erst richtig zu schätzen", sagte mir eine junge Frau der Kirmesgesellschaft Abtsroda. Die Woche vor der Kirmes wird für den Innenausbau des Zeltes und viele Kleinigkeiten genutzt. So werden zum Beispiel die Bühne und die Theke aufgebaut und eine Sektbar und eine Willibar hinein gebaut. Im laufe der Woche kommen die Kühlwägen und der Toilettenwagen. Die direkt davor verlaufende Straße wird über die Kirmes gesperrt und im Zelt werden die Tische und Bänke aufgestellt. Donnerstag ist soweit alles fertig. Die neuen Mitglieder werden das erste Mal auf ihre Trinkfestigkeit getestet, die Theke wird eingeweiht und die Kirmeslieder werden geprobt.

Freitag beginnt das eigentliche Kirmeswochenende. In Abtsroda ist es Tradition, dass Freitagabend die Kirmesgesellschaft selbst Dienst macht. Das bedeutet: Alle Männer und Frauen hinter die Theke und ran an die Kasse. Für die übrigen Tage wurden vorher Helfer gesucht, die freiwillig Schichten hinter der Theke, in der Sektbar, in der Willibar und in der Würstchenbude übernehmen. In diesem Jahr kommt die Musik Freitagabends von den Finkenbergern. Sie werden sicherlich für gute Stimmung sorgen und der erste Abend kann bis in die frühen Morgenstunden andauern. Für die Jungs und Mädels der Kirmesgesellschaft Abtsroda heißt es dann jedoch wieder früh raus. Das Zelt muss aufgeräumt werden, die ersten Einnahmen gezählt werden und die Kühlschränke wieder aufgefüllt werden. Schließlich muss für den Abend wieder alles ordentlich sein.

Doch Samstagabend ist erst mal ein kleines Highlight. In Sieblos findet um 18:00 Uhr die Messe in der St. Laurentius Kirche statt. Selbstverständlich geht die komplette Kirmesgesellschaft an diesem Samstag in die Kirche. Schließlich ist Kirmes ein ursprünglich kirchliches Fest. Anschließend wird Magic für eine gute Unterhaltung sorgen und auch der zweite Abend wird mit viele Freude zu ende gehen. Sonntagmittag kommt auch schon das nächste Highlight: der Dreireihentanz um den Kirmesbaum. Hier werden die lange und hart einstudierten Tänze vorgeführt, die Kirmesrede wird vorgetragen und jedes Kirmespärchen bekommt seinen individuellen Kirmesspruch. Danach gibt es den so genannten Publikumswalzer.

Dafür sucht sich jedes Kirmesmitglied einen Zuschauer und tanzt mit ihm gemeinsam einen Walzer. Anschließend geht es gemeinsam in das Kirmeszelt, wo der Nachmittag gemütlich mit Kaffe & Kuchen, Unterhaltung mit Magic und einem Kinderprogramm ausklingt. Montagabend ist der letzte Tag. Ab 17:00 Uhr gibt es Dämmerschoppen und den Ausklang mit Dieter Jörges. Als köstliches Highlight gibt es ab 18:00 Uhr Kesselfleisch. Der Kirmesgesellschaft wird sicherlich auch diese Jahr wieder anzumerken sein, wie die Anspannung der letzten Tage von ihnen fällt und der letzte Abend geht meistens bis zum nächsten Morgen. Dienstag und Mittwoch werden alle Spuren des Wochenendes beseitigt. Das Zelt wird wieder  abgebaut, die Straßensperrung aufgehoben und alles nimmt wieder seinen gewohnten lauf.

Auffällig ist nach dem Kirmeswochenende auch die Kleidung der Kirmesgesellschaft. Vorher werden zu den Einmärschen meistens die einheitlichen T-Shirts angezogen oder es geht in „schwarz – weiß". „Schwarz – Weiß" bedeutet in diesem Fall Schwarzer Rock/ Hose und weiße Bluse/ Hemd. Nach der Kirmes darf Abtsroda rot tragen. Das heißt, die Frauen bekommen ein rotes Tuch zu ihrem „schwarz – weiß" und die Männer einen roten Schlips sowie einen Hut, den die Frauen vorher für sie mit drei Bändern und einer Rose geschmückt haben. Die Bänder um den Hut werden von dem Ploatzpaar ausgesucht und haben somit jedes Jahr andere Farben. Und wenn dann alles mal vorbei ist, heißt es wieder: "Nach der Kirmes ist vor der Kirmes - und die Vorbereitungen fürs kommende Jahr laufen bereits". (Vanessa Meiss)  +++


Die Kirmesburschen und -mädchen kommen

Tanz unterm Kirmesbaum Alle Fotos: Vanessa Meiß

Wochen vorher: Vorbereitungen für die Kirmes

Der Kirmesbaum wird ausgesucht und vorbereitet...


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