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Damit Bilderbücher nicht aus dem Leim gehen: Beate Jung repariert und näht
21.11.13 - Bilderbücher, Puzzle und Gesellschaftsspiele gehen in Kindertagestätten durch viele Hände und müssen einiges mitmachen. Beate Jung sorgt dafür, dass sie möglichst lange erhalten bleiben. Sie bindet sie vor dem Gebrauch in Folie ein und repariert sie bei Bedarf - und zwar für alle 26 Einrichtungen des städtischen Eigenbetriebs Kindertagesbetreuung. "Beate Jung lebt den Kinder vor, was nachhaltiges Handeln bedeutet", lobt Stadtrat Axel Weiss-Thiel. Nicht zu vergessen die Tatsache, dass sich die Lebensdauer der Spielsachen um bis zu drei Jahre verlängert, was Einsparungen von mehreren 1000 Euro im Jahr mit sich bringe. Vor Beate Jung liegt ein Stapel mit neuen Kinderbüchern. Mit selbstklebender Plastikfolie gibt sie ihnen Stabilität. "Zuhause blättern zwei, drei Kinder in einem Bilderbuch, in einer Kita sind es 30 und mehr", erzählt Kerstin Atas.
Sie leitet die Margareten-Kita, in der Beate Jung ihren Arbeitsplatz hat. Als Kinderpflegerin begann die heute 60-jährige vor vier Jahrzehnten in der Einrichtung in der Karl-Bierschenk-Straße ihren Dienst bei der Stadt Hanau. "Ich habe mich hier immer sehr wohl gefühlt", sagt sie. Als gesundheitliche Gründe sie zwangen, die Arbeit mit Kindern aufzugeben, weil sie nur noch an Krücken gehen kann, war sie sehr traurig. Doch der Eigenbetrieb fand gemeinsam mit dem Personalrat und dem Personalamt eine Lösung, die beide Seiten glücklich macht. Seit dem Jahr 2006 ist Beate Jung die gute Seele aller Kitas. Sie bindet nicht nur Bücher und Spiele ein, sondern geht auch flink mit der Nähmaschine um. Die Kostüme für den Märchenkoffer der Brüder-Grimm-Kita sind ihr Werk.
Das Rüstzeug für diese Tätigkeit hat sie sich in einem Nähkurs geholt. "Was ich früher in der Schule im Handarbeitsunterricht gelernt habe, war nicht genug." Besonders Hosen mit Zwickel zu nähen sei nicht leicht gewesen, erinnert sie sich. Weitere Aufträge blieben nicht aus. Fünf Kitas bestellten Wandtücher mit kleinen Taschen als Halterungen für Zahnputzbecher. Beate Jung mag das selbständige Arbeiten und die Besuche der Kinder und ihrer Kolleginnen und Kollegen. Darunter sind manche, die die Margareten-Kita als Kind besuchten und nun als Erzieherin zurückgekehrt sind. "Ich bin mit dem Haus groß geworden", sagt sie und strahlt. Sie schätzt die Vielfalt der Kinder aus 16 Nationen und den "respektvollen Umgang miteinander". +++