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NACHGEDACHT (55) NACHGEDACHT (55)

Lohnt sich eine Beziehung? - Gedanken von Christina LEINWEBER

19.01.14 - „Warum hast du keine Freundin?" – „Eine Freundin kostet Zeit und Geld." Ist die Begründung zu dieser Frage nicht herrlich ehrlich? Ich habe sie zuerst mit einem Augenrollen und Schnaufen kommentiert, dann jedoch habe ich der Antwort recht gegeben: Ja – nicht nur eine Freundin – eine Beziehung an sich kostet beides. Zeit kostet sie natürlich reichlich, wenn man die Partnerschaft ordentlich pflegen will. Wobei man dabei nicht die Rechnung ohne den Zeitaufwand machen sollte, den man für sich selbst braucht. Jeden Tag 24 Stunden aufeinander hängen lässt das eigene Ego doch etwas schrumpfen. Deswegen ist der Zeitaufwand wohl so einzupendeln, dass es ein Wir, ein Dich und ein Mich weiterhin gibt – und man für alles gleichermaßen Zeit findet.

Und wie schaut´s mit dem Geld aus? Naja, das ganze Leben kostet Geld und es ist zumeist immer schneller weg, als man es verdient hat. Dass Geld also fehlt, liegt in der Natur der Sache, da braucht man fast keinen Partner mehr. Und wenn man einen Partner hat, der teure und besonders zu teure Dinge fordert, dann sollte man ihn vielleicht tatsächlich schnell loswerden.

Aber wo könnte noch ein Punkt stecken, warum Menschen eine Partnerschaft kategorisch ablehnen? Ich glaube es liegt nicht am Zeit- oder Geldfaktor. Des Pudels Kern ist dabei unser lieber Kern – unsere Seele. Der Mensch, der uns am besten kennt und den wir am nächsten an uns ran lassen, kann uns am meisten verletzen. Na, wer will denn so was? Niemand will verletzt werden. Also lieber schnell abschotten vor solcher Verletzung, oder?

Nein, das ist nicht der Königsweg – jedenfalls kann ein Christ so etwas nicht ernst meinen. Dann hat man den Sinn nicht verstanden. Gerade auf solch einer Erde, die oft voller Hass und Gleichmut ist, braucht man solch einen starken Gegenpol wie die Liebe. Dabei bleibt zu wünschen, dass man eine gute und wahre Liebe findet, die tatsächlich stark ist, solchen Widrigkeiten zu trotzen.

An Weihnachten wird in der Kirche immer „Zu Betlehem geboren" gesungen. Ein bis zwei Zeilen geben an, was man tut, wenn man wirklich liebt: „Mein Herz will ich ihm schenken und alles, was ich hab." Das ist doch sogar mehr – mehr als Zeit und Geld – das ist tatsächlich alles. Wow, ein starkes Stück. Man muss aber sagen: Im Lied ist auch von göttlicher Liebe die Rede. Und in der zwischenmenschlichen Liebe? Sollte man da wirklich alles schenken und geben? Ich kenne keine Kosten-Nutzen-Rechnung, die mir angibt, wie viel man ausgeben sollte. Aber ich glaube, wenn man wirklich und wahr liebt, gehört es dazu, dass man gerne etwas von sich gibt - ohne zu berechnen. (Christina Leinweber) +++

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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - hat inzwischen ihr 1. Staatsexamen in der Tasche und ist seit Anfang November im Schuldienst des Landes Hessen. Ihre Tätigkeit als Kolumnistin bei osthessen-news.de möchte sie auch in Zukunft fortsetzen. Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (seit 55 Wochen) in der Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht. +++


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