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Zerfall oder Auferstehung? Die gespenstisch anmutende Villa „Am Weinberg 13" hadert mit ihrem Schicksal. -

BAD HERSFELD Keine schöne Aussicht

Einst majestätisches Bauwerk dem Verfall preisgegeben

24.01.14 - Mächtig und erhaben blickt die Villa auf das Bad Hersfelder Kurviertel herab. „Geradezu gespenstisch", mag so manchem Betrachter in den Sinn kommen, wenn er in der dunklen Jahreszeit entlang der Straße „Am Weinberg" wandelt. Nebelschwaden umwabern den einstigen Prachtbau, an dem unnachgiebig der Zahn der Zeit nagt. Das bloße Erscheinungsbild des Anwesens jagt dem Kurviertel-Besucher einen Schauer über den Rücken. Die Fenster? Zerborsten. Das mit floralen Jugendstilmotiven verzierte Eingangstor? Verrostet. Einzig das Vorhängeschloss lässt auf einen neueren Ursprung schließen. Der schmiedeeiserne Gartenzaun, der früher das Gelände umschloss? Abmontiert. Das Grundstück? Von Gestrüpp überwuchert. Könnte das Anwesen, das ausgerechnet die symbolträchtige Hausnummer 13 trägt, seine Geschichte erzählen – sie würde Romane füllen.

1909 errichtete der Bauunternehmer und Maurermeister Heinrich Bolender die Villa für den Verlagsbuchhändler Mathias Zulauf, die diesem als Wohn- und Geschäftshaus diente. Im Kellergeschoss waren in jenen Tagen Lagerräume untergebracht, während das Erdgeschoss mit Büros bestückt war. Alles in allem ein majestätisch anmutender Komplex in Hanglage, der den Baustil der Jahrhundertwende widerspiegelt(e).

Doch irgendwann entwickelte sich der altehrwürdige Massivbau zu einer regelrechten Problemimmobilie. Insolvenzverfahren, Zwangsversteigerung und ständig wechselnde Eigentümer sprechen für sich. Vor etwa fünf Jahren: die Wende? Ein Döner-Ketten-Betreiber aus Eisenach erwarb die Liegenschaft. „Doch hat sich seitdem in puncto Sanierung nichts getan. Das Bauwerk verfällt zusehends mehr und mehr", berichtet Johannes van Horrick, Fachbereichsleiter der Technischen Verwaltung der Stadt Bad Hersfeld. Fakt sei, dass der thüringische Unternehmer das Objekt mittlerweile an seinen Sohn veräußert habe. „Alle Anläufe, Bewegung in die Sache zu bringen, sind bislang zum Scheitern verurteilt gewesen", bilanziert Johannes van Horrick. „Die Gespräche mit dem Besitzer verlaufen sehr träge."

In unregelmäßigen Abständen stattet der Fachbereichsleiter der denkmalgeschützten Villa einen Besuch ab, um auf dem Areal nach dem Rechten zu sehen. „Der damalige Bauherr war wirklich ein Meister seines Fachs, worauf die Bausubstanz schließen lässt", betont er. „Das sogenannte Mansardwalmdach ist noch immer dicht, und die zerbrochenen Fensterscheiben garantieren eine gute Belüftung der Räumlichkeiten." Besonders ärgert sich van Horrick darüber, dass der jetzige Eigentümer seinen Pflichten nur sporadisch nachkomme. „Im vergangenen Jahr wurde der Winterdienst teilweise nicht gewährleistet."

Zudem werde die Sanierung des Anwesens Kosten in gewaltiger Höhe mit sich tragen. „Da das Haus hoch am Hang liegt, ist es mit schweren Geräten sehr schlecht zu erreichen", stellt Johannes van Horrick klar. „Dessen muss man sich bewusst sein, wenn man sich für den Kauf einer solchen Immobilie entscheidet." Mächtig und erhaben blickt die Villa noch immer auf das Bad Hersfelder Kurviertel herab. Es scheint, als liege ein Fluch über ihr, dem sie zu trotzen versucht. Von den Spuren der Zeit gezeichnet, probiert sie verzweifelt, sich gegen böse Geister zu wehren. So harrt sie ihrem Schicksal entgegen. Ob es ihr den endgültigen Zerfall oder Auferstehung bringen wird, liegt in der Macht des Eigentümers. (Stefanie Harth)+++

Unnachgiebig nagt der Zahn der Zeit an der einstmaligen Zierde des Bad Hersfelder Kurviertels. ...

Betreten verboten: Das rostige Eingangsportal „ziert" eine Kettenschloss neueren Ursprungs. ... Fotos: Stefanie Harth


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