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Erstmals kultureller Abend mit indonesischer Musik am 07. Februar
02.02.14 - Zehn Jahre Angklung (Indonesische Musik) in Bad Hersfeld wird am 7. Februar um 19.30 Uhr mit einem großen Geburtstagsfest im Interkulturellen Zentrum (IKuZ) in der Burggasse 6 gefeiert. Eine Angklunggruppe zu gründen, war die Idee von dem IKuZ-Mitglied Waldemar Kupczak aus Oberschlesien, nachdem er bei einem von Susan und Rüdiger Bernstein initiierten kulturellen Abend zum Thema Indonesien erstmals mit Angklung, einem traditionellen sundanesischen Musikinstrument aus West-Java, in Kontakt kam. Einige Indonesier stellten seinerzeit bereits vorhandene Instrumente vor, weitere wurden von indonesischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus Heimaturlauben mitgebracht oder bestellt. Es war Susan Bernstein, die die Bambus-Instrumente zum Klingen brachte. Sie schreibt die Tonfolge der Lieder in indonesischer Tradition mit Zahlen auf großformatigen weißen Pappkarton und zeigt den Spielerinnen und Spielern ihren Einsatz an.
„Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Musik schon", gibt Rüdiger Bernstein zu, aber trotzdem sehr wohlklingend. In diesem „Orchester" kann wirklich jeder mitspielen, auch ohne irgendwelche musikalischen Vorkenntnisse, da man nur Zahlen lesen muss. „Das Miteinander zählt", versichert Susan Bernstein. Das Miteinander auf Augenhöhe prägt auch das Interkulturelle Zentrum, das im Jahr 2001 von dem Kurden Hamid Tas als Initiator, der Türkin Aysegül Dogan, dem Ehepaar Bernstein und weiteren Migranten und Deutschen ins Leben gerufen wurde. „Wir haben selbst die Schwierigkeiten erfahren, die man hat, wenn man in einem fremden Land lebt. Es war uns wichtig, das gegenseitige Verständnis und die Akzeptanz zu fördern. Einen Ort zu haben, wo Deutsche und Migranten zusammen kommen können, um voneinander zu lernen und gemeinsam aktiv zu werden". Für diese Aufgabe waren und sind Susan und Rüdiger Bernstein geradezu prädestiniert.
Der gebürtige Siegener Rüdiger und Susan, die gelernte Krankenschwester aus London, die sich in St. Goarshausen kennen und lieben gelernt haben, lebten als junges Paar zunächst ein Jahr in Deutschland, anschließend ein Jahr in England, siebzehn Jahre hatten sie ihren Lebensmittelpunkt in Indonesien und seit 1991 sind sie in Deutschland verwurzelt. Immer wieder mussten sie in ihrem Leben Sprachbarrieren überwinden, sich auf verschiedene Kulturen einstellen und flexibel und offen auf die Mentalität anderer Menschen reagieren. Diese Horizonterweiterung schätzen beide! Ihre gemeinsame Basis im Leben - Gott zu dienen - war und ist ihnen in ihrer Freundschaft und in ihrer Ehe sehr wichtig. „Die Bibel lesen wir gemeinsam in indonesischer Sprache, ich bete auf Englisch, Rüdiger auf Deutsch".
Für Rüdiger Bernstein, der als studierter Landwirt von der ÜMG (Überseeischen Missionsgemeinschaft) nach Nord-Sumatra berufen wurde, um bei einem von „Brot für die Welt" finanzierten Projekt als landwirtschaftlicher Berater tätig zu sein, ging ein Wunsch in Erfüllung. Mit 21 Jahren kam er zum Glauben und dachte nach dem Besuch der Bibelschule nicht an Verkündigung, sondern wollte aktiv helfen, da wo Hilfe gebraucht wurde. Unter einfachsten Lebensbedingungen, ohne Strom und fließend Wasser bemühte sich das Ehepaar gemeinsam in einem kleinen Dorf der Bataks (Volksstamm) am Rande des Urwalds tatkräftig um ein landwirtschaftliches Umsiedlungsprojekt, dessen Planung nicht ausgereift war. „Nach fünf Jahren hatten wir das Gefühl, wir kommen hier nicht wirklich weiter", gesteht Rüdiger Bernstein. Ein Umzug nach Padang Sidempuan in Südtapanuli stand an, einer von dreißig Umzügen insgesamt.
Hier arbeitete Rüdiger Bernstein bei einer Angkola-Batak-Gruppe im Pfarrdienst. Acht Jahre später erfolgte ein Umzug nach Bandung auf Java, wo Rüdiger Bernstein als „German-Native-Speaker" an einer Sprachenhochschule arbeiten konnte. In der Millionenstadt sind Bernsteins erstmals mit Angklung in Berührung gekommen, haben aber selbst nicht gespielt. Es war zum Wohle ihrer Kinder, dass sie sich entschieden, nach einem weiteren Heimateinsatz in Deutschland zu bleiben. Rüdiger Bernstein, der in Deutschland seinen theologischen Abschluss erworben hat, bekam eine Stelle als Prediger bei der Landeskirchlichen Gemeinschaft in Bad Hersfeld. Ihr erster Wohnort nach der Rückkehr war Sorga – was auf Indonesisch „Himmel" heißt. Inzwischen leben sie in Bad Hersfeld und bringen sich beide aktiv in das Gemeindeleben und ehrenamtlich und uneigennützig im IkuZ ein. Ihre Besuche in Indonesien sind inzwischen ganz privat.
Die Freundschaften, die dort entstanden sind und ihr Leben geprägt haben, pflegen sie auch über soziale Netzwerke. Gut vernetzt sind sie auch mit ihrer Tochter Hedi, die mit ihrem brasilianischen Ehemann in Amerika lebt und ihrem Sohn Ronald in Berlin. Ihr jüngerer Sohn Rolf-Peter, verheiratet mit einer Albanerin, arbeitet bei der Firma Grenzebach in Bad Hersfeld und ist damit in ihrer Nähe. Natürlich erfreute die Angklunggruppe bei seiner Hochzeit die Zuhörer wie bei vielen anderen Familienfesten, Veranstaltungen im IkuZ, im Buchcafé, in Altenheimen, beim Internationalen Weihnachtsgottesdienst, in der Stadt Bad Hersfeld und über die Kreisgrenzen hinaus auch. Die Angklunggruppe, die aktivste Gruppe des IkuZ, wird immer gern gehört und ist willkommen. „Große Auftritte haben ihren Reiz. Aber für Susan Bernstein sind die kleineren Auftritte schöner.
„Es ist bereichernd, wenn man Kontakt mit den Zuhörern hat und wenn die Leute aus dem Publikum mitmachen und Freude haben". Ausprobieren ist auch am kommenden Freitag möglich. Erstmals wird die Angklunggruppe von einer Klavierspielerin begleitet, was ein ganz besonders Klangerlebnis sein wird. Auch für Susan und Rüdiger Bernstein, die sich auch durch das gemeinsame Musizieren in der Angklunggruppe stark mit Indonesien verbunden fühlen. Informationen und Hörbeispiele unter www.ikuz-hersfeld.de. (Gudrun Schmidl) +++