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(v.li): Schagerl, Jung und Lautenschläger -

WARTENBERG Thema "Kirche und Geld" medial sehr aktuell

Kirchenpräsident Dr. Volker JUNG bei Volksbank Lauterbach-Schlitz

13.02.14 - „Das Thema „Kirche und Geld" ist zurzeit medial wieder sehr aktuell. Der Untersuchungsbericht zu den Bauprojekten des Limburger Bischofs wird mit Spannung erwartet. Das könnte einen Protestanten eigentlich kalt lassen. Tut es aber nicht. Das vergangene Jahr hat gezeigt: Wegen des Finanzgebarens des Limburger Bischofs sind auch Protestanten aus der Kirche ausgetreten", so der Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Dr. Volker Jung bei der Mitgliederversammlung der Volksbank Lauterbach-Schlitz im Wartenberg-Oval. Als Gastredner nahm der aus Schlitz stammende Kirchenpräsident vor über 750 Mitgliedern Stellung zu „Kirche, Wirtschaft, Geld". In Teilen der Kirche, bei Laien ebenso wie bei Amtsträgern, breite sich eine diffuse und unreflektierte Ablehnungshaltung gegenüber der Wirtschaft aus. Vorrangig Banker, dann Manager, ja letztlich die gesamte Marktwirtschaft würden quasi mittelalterlich an den Pranger gestellt und in einem Aufwasch für die weltweite Finanzkrise, für Umweltverschmutzung und Klimawandel, für soziales Elend und Hunger, für Wassermangel und Konsumexzesse verantwortlich gemacht.

Mittlerweile stehe die evangelische Kirche allerdings in der Debatte nicht mehr allein in der Kritik. Papst Franziskus sei mit seiner grundsätzlichen Kapitalismuskritik noch viel weitergegangen. Er fordere grundlegende Veränderungen – auch in der katholischen Kirche, der er insgesamt mehr Orientierung am Armutsideal nahelege. Eine solche Orientierung am Armutsideal habe ganz starke biblische Argumente für sich, stellte Jung fest und ging auf die Forderung von Jesus ein, den Armen zu helfen. Als Beispiel führte er die Geschichte vom „reichen Jüngling" an. Nachdem dieser es abgelehnt habe, seine Güter zu verkaufen und das Geld den Armen zu geben, habe Jesus seinen Jüngern dargelegt, wie schwer es für die Reichen werde, in das Reich Gottes zu kommen: Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.

Hier stelle sich nun auch die Frage, wie man den Armen helfen könne, wenn man selbst arm sei, oder gehe es nicht auch so, dass man das anvertraute Geld einsetze, um für Menschen da zu sein? Die Kirchen seien überwiegend diesen Weg gegangen, in Deutschland mit der besonderen Variante der Finanzierung der Kirchensteuer, die ja so etwas ist wie ein am Einkommen orientierter Mitgliedsbeitrag sei.

Nach diesem ausführlichen Vorspann ging Dr. Jung auf die gemachten Vorwürfe einer Kritik der Kirche an der Wirtschaft ein und betonte, dass die Soziale Marktwirtschaft, wie sie nach 1945 im damaligen Westdeutschland entstand, die Wirtschaftsordnung sei, die die Anliegen evangelischer Ethik am besten aufnehme. Die Soziale Marktwirtschaft verknüpfe liberale, ordnungspolitische und sozialstaatliche Motive. Ihr Ausgangs- und Zielpunkt sei Sicherung der individuellen Freiheit. Aber eben Freiheit als verantwortete Freiheit. „Freiheit ohne Verantwortung verkommt", so der Kirchenpräsident. Die soziale Marktwirtschaft korrigiere den klassischen Wirtschaftsliberalismus, indem sie die gewissermaßen paradiesische Vorstellung ablehne, es gäbe ein ursprüngliches wirtschaftliches Gleichgewicht.

Dr. Jung forderte eine globale, soziale und ökologische Weiterentwicklung der sozialen Marktwirtschaft. Dies eröffnet ärmeren Ländern die Möglichkeit, von Investitionen ausländischer Unternehmen zu profitieren, offene Märkte zu nutzen und ihr Sozial- und Wohlstandsniveau zu verbessern. Soziale Ausgrenzung müsse im ureigensten Interesse vermieden werden. Denn wo die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergehe, dort gebe es kein positives wirtschaftliches Umfeld, zu wenig qualifizierte und motivierte Mitarbeiter und dort gebe es auch keine hohe Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen: „Die ökologische Weiterentwicklung unserer Sozialen Marktwirtschaft, sei es hier bei uns durch die Energiewende oder sei es global durch ein neues Klimaschutzabkommen, ist ethisch besonders anspruchsvoll."

Dr. Volker Jung schloss seinen Vortrag mit dem Zitat von Erich Kästner: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es". Mit diesem einfachen Satz bringe Kästner das Besondere von ethischen Grundsätzen auf den Punkt: Sie müssen mit Leben erfüllt werden, nicht mehr und nicht weniger: „Das ist allerdings alles andere als einfach. Aber dazu können wir alle unseren Beitrag leisten: Politik, Wirtschaft und auch Kirchen, und eben auch die Volksbank Lauterbach-Schlitz". Statt eines Honorars für seinen Vortrag, wünschte sich der Kirchenpräsident eine Spende an die Lauterbacher Tafel.

Volksbankchef Norbert Lautenschläger versprach diesem Wunsch zu entsprechen und hatte aber auch einen Präsentkorb für den Gastredner, den er mit seinem Kollegen Alexander Schagerl überreichte. Zu Beginn der Mitgliederversammlung hatten beide zunächst das „Volksbank-Jahr 2013" in Bildern und Zahlen präsentiert. So betrug die Bilanzsumme 434 Millionen Euro, die bilanzwirksamen Kundeneinklagen bezifferten sie mit 304 Millionen Euro und betreut wurden Kundenanlagen in Höhe von 478 Millionen Euro. Ausgezahlt werden soll eine Dividende von sechs Prozent.

In den Beirat wählten die Mitglieder: Stefan Kunst, Holger Marx, Arnim Ortmann, Renate Betz, Norbert Dietz, Thomas Schäfer,, Hans Bernhardt, Nicole Gerbig-Wuttig, Jürgen Stullich, Daniele Unger, Willi Boss, Manfred Ruhl, Frank Schaub, Karl Josef Michel, Herbert Lang, Edeltraud Greff, Kurt Greb, Bernd Wahl, Heiko Wahl, Gerhard Schmelz, Thomas Maul und Willi Hofmann.

Abschluss der Mitgliederversammlung war ein Liedvortrag mit A-Capella-Gesang der Gruppe „Jazz hat’s". (gr)+++

Blick in die fast volle Halle

Dr. Volker Jung

Der Geschäftsbericht wurde von Norbert Lautenschläger und Alexander Schagerl vorgetragen ...

Fotos: gr

Mit A-capella-Gesang der Gruppe „Jazz hat`s“ endete die Mitgliederversammlung ...

Volksbankchef Norbert Lautenschläger (rechts) und Alexander Schagerl (links) überreichen ...

Kirchenpräsident Dr. Volker Jung mit den Bürgermeistern Hans-Jürgen Schäfer (Schlitz) ...


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