Dekan Dr. Frank HOFMANN mit "Scharnierfunktion"

21.02.14 - Sehr freundlich aufgenommen im Kirchenkreis Hersfeld fühlt sich Dekan Dr. Frank Hofmann, der am vergangenen Sonntag in sein Amt eingeführt wurde. Die vielen Begegnungen, die zurzeit seine „Entdeckungsreise" prägen, empfindet der Theologe „als sehr erfrischend". „Ich befinde mich momentan in einer Orientierungsphase – in einer neuen Lebenswelt", erläutert der 49-Jährige, der zuletzt persönlicher Referent von Bischof Prof. Dr. Martin Hein war. „Aus diesem Grund habe ich jetzt keinen Plan vom grünen Tisch in meinem Gepäck, sondern möchte zunächst die Region und deren Menschen kennenlernen." Das erste Vorhaben für sein erstes Jahr? „Ich habe mir das Ziel gesteckt, alle Pfarrerinnen und Pfarrer des Kirchenkreises Hersfeld aufzusuchen", beteuert Dr. Hofmann.

Ähnlich, wie Gott sich auf die Menschen zubewege, möchte auch er sich auf die einzelnen Gemeinden zubewegen. Sinnbildlich dafür stehe sein Ordinationsspruch, der ihm 1995 in Bad Hersfeld mit auf den Weg gegeben wurde und mit dem er sich wiederum bei seiner Einführung vor wenigen Tagen in der Stadtkirche konfrontiert sah: „So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott vermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Lasset euch versöhnen mit Gott!" (2. Korinther 5: 20).

Seinem Aufgabenfeld als Dekan schreibt er eine Scharnierfunktion zu: „Dank meiner beruflichen Lebensstationen kenne ich alle Ebenen, in denen Kirche gestaltet wird." Jetzt sei er auf der mittleren Ebene angelangt, was bedeute, dass er die Entscheidungen der evangelischen Landeskirche von Kurhessen-Waldeck in die Gemeinden und die Probleme der Region nach Kassel tragen muss. Ein großes Thema ist die demografische Entwicklung: „Wir haben im Bereich unserer Landeskirche etwa 10.000 Gemeindemitglieder verloren – davon sind 8.500 auf den demografischen Wandel zurückzuführen, sei es durch Wegzüge aus den ländlichen Gegenden oder durch Sterbefälle", erörtert der Geistliche, der sich bereits in der Vergangenheit intensiv mit der kirchlichen Regionalentwicklung auseinandergesetzt hat.

„Aus historischer Sicht betrachtet ist dies nichts Neues, da sich der Kirchenbestand schon immer parallel zum Bevölkerungsstand entwickelt hat. Als Exempel dienen hierbei die Reformation und der Dreißigjährige Krieg. Wir müssen uns den Veränderungen stellen, und gestalten – dafür ist der Blick auf die Geschichte sehr hilfreich." Schließlich gelte es, Gemeinden zu erhalten, um eine flächendeckende Präsens gewährleisten zu können. „Zumal Dorfkirchen einen hohen Stellen- und Identifikationswert genießen", betont der Dekan. „Es wird deshalb vermehrt darüber nachgedacht, die Kirchengebäude vielfältiger zu nutzen, indem dort beispielsweise Gemeinderäume integriert und in die Gotteshäuser vermehrt Veranstaltungen, wie Lesungen oder Konzerte, hineingetragen werden."

Sein neues Arbeitsgebiet stehe ganz im Einklang mit seiner Biographie. „Es war schlicht und ergreifend ein attraktives Angebot; sowohl das Anforderungsprofil als auch die private Situation haben zusammengepasst." So werde er im Sommer gemeinsam mit seiner Familie die Zelte in Kassel abbrechen und in die Lullusstadt ziehen, wobei das stark sanierungsbedürftige 300 Jahre alte Dekanatsgebäude als Wohnsitz nicht in Frage komme. „Der Statiker konnte nur noch für die Dauer von vier bis fünf Jahren die Standsicherheit garantieren", erklärt er.

Während des Gesprächs nimmt der passionierte Fliegenfischer  fasziniert die Buntglasfenster der Stadtkirche in Augenschein. „Als ich von 1996 bis 2006 Pfarrer in Wetter war, arbeitete ich eng mit Hans Gottfried von Stockhausen zusammen, der die dortige Kirche mit seinen Fensterkreationen bestückt hat", erzählt Dr. Frank Hofmann. „Und jetzt begegne ich ausgerecht an meiner neuen Wirkungsstätte dem Frühwerk des Glaskünstlers." Der Kreis schließt sich, obgleich der Weg des neuen Dekans noch von vielen Zufällen und Begegnungen geprägt sein wird. (Stefanie Harth)+++