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FRIEDEWALD Infoveranstaltung der Bürgerinitiative

"Wie Waschmaschinen neben dem Bett"

20.03.14 - Entmündigt, von der Politik im Stich gelassen und vor vollendete Tatsachen gestellt - so fühlte sich Sylke Müller-Althauser, als sie vor zwei Jahren 1000 Meter von ihrem Wohnhaus im Hunsrück entfernt 200 Meter hohe Windkraftanlagen vor die Nase gesetzt bekam. Die Informationen über das Bauvorhaben in der Nachbargemeinde blieben an der Gemarkungsgrenze hängen. Sie gründete mit vier anderen Nachbarn eine Bürgerinitiative und ist mittlerweile im Vorstand des länderübergreifenden Bündnisses Energiewende für Mensch und Natur, dem inzwischen 9000 Mitglieder in 36 Bürgerinitiativen in Rheinland-Pfalz und im Saarland angehören. In dieser Funktion gab sie jetzt auf Einladung der Bürgerinitiative für ein l(i)ebenswertes Friedewald etwa 60 interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern einen Einblick in die Arbeit der Bürgerinitiativen.

"Sie haben die Möglichkeit, Korrekturen vorzunehmen - die Anlagen stehen noch nicht", machte sie den Anwesenden Mut. Wichtig sei dabei sich zu vernetzen, Informationen zu sammeln, diese auch einzufordern und für Transparenz und Öffentlichkeit zu sorgen. Der Kampf um das Bahnbauprojekt Stuttgart 21 habe gezeigt, dass man die Bürger mitnehmen und beteiligen muss. "Die Menschen müssen wieder das Mandat für ihre Heimat bekommen", forderte sie denn auch die Abschaffung der privilegierten Bauvorhaben von Windkraftanlagen. Die privilegierten Baugenehmigungen nach den Bundesimmissionsschutzgesetz seien eine Katastrophe für die Menschen.

Und wie diese Katastrophe aussieht, das zeigte die Referentin eindrucksvoll an einigen Fotos aus ihrer Heimat. 200 Windräder drehen sich im Hunsrück, Sylke Müller-Althausers Wohnhaus ist inzwischen von 16 Windrädern umzingelt: "Bei ungünstigen Windverhältnissen können wir nicht mehr in unserem Haus übernachten, dann gehen wir zu Freunden oder ins Hotel. Es ist, als laufe die Waschmaschine die ganze Nacht direkt neben dem Bett", berichtete Sylke Müller-Althauser. Das mache auf Dauer einfach krank.

Schneisen, breit wie Autobahnen, wurden als Zuwegungen in den Wald geschlagen. Über 1000 LKW-Fahrten waren nötig, um die Baumaterialien für eine einzige Windkraftanlage zu transportieren. Die Folgen für Flora und Fauna ließen nicht lange auf sich warten, Fledermäuse, Wildkatzen und Luchse, die man in diesem Teil des Hunsrücks antreffen konnte, wurden nach dem Bau der Windräder nicht mehr gesichtet. Doch nicht minder schwer waren die Folgen für den Menschen in der Region: Ganze Dörfer seien entfremdet, innerlich zerrissen und gespalten, in die große Masse der Kritiker und die wenigen, die davon profitieren - und durch Pachteinnahmen ihre Privatkassen aufzubessern und Haushaltsdefizite zu mindern versuchen. Mittlerweile kämen auch Besuchergruppen, um sich dieses Ausmaß der Katastrophe zu verdeutlichen: "Die Dimensionen, die diese 200 Meter hohen Windkraftanlagen haben, sind nur schwer nachzuvollziehen, wenn man sie nicht selbst gesehen hat" erläuterte sie.

Dennoch hält die Referentin aus dem Hunsrück die Energiewende für alternativlos: "Es ist allerdings die Frage, wie wir den Weg beschreiten. Das muss mit Mensch und Natur im Einklang gehen und auch Sinn machen. Allzu oft drehten sich Windrädern an Standorten, an denen die Windhöffigkeit eigentlich alles andere als rentabel ist", sagte Sylke Müller-Althauser unter dem Beifall der Zuhörer. Aktuelle Informationen über das weitere Vorgehen der Bürgerinitiative und immer auch zu aktuellen Themen finden Interessierte auf www.friedewalder.info +++


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