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JHV des NABU-Kreisverbands: Unterstützung Rückkauf Vogelsbergteiche - Umfangreiche Arbeit in AGs
01.04.14 - NABU-Kreisvorsitzender Karl-Heinz Zobich (Homberg-Schadenbach) zog jetzt im Rahmen der Hauptversammlung des Kreisverbandes Romrod eine positive Bilanz für das Jahr 2013. So habe man sich intensiv am landesweiten Artenhilfskonzept für die Gelbbauchunke beteiligt. Im Vogelsbergkreis gebe es nur noch gute Bestände in der Sandgrube Rysse in Homberg/Ohm und dies nur weil der Besitzer seit vielen Jahren auf eigene Kosten durch die Anlage von Pfützen geholfen habe. Die Vernetzung der Sandgrube Rysse mit dem Gelände des Basaltsteinbruches der MHI sei jetzt als Ausgleich für die Ausweisung eines Gewerbegebietes in der Stadt Homberg genehmigt worden und im letzten Jahr neue Tümpel von der NABU-Jugend angelegt worden.
In seinem Rückblick ging er dann auf die Wildkatzensuche ein und bedauerte, dass man dafür im Berichtsjahr keinen Nachweis erbringen konnte. Als beispielhaft für die Zusammenarbeit von Behörden und Verbänden nannte der Vorsitzende das Wiesenbrüterprojekt Crainfeld. Gemeinde, NABU-Stiftung und NABU-Kreisverband hätten hier insgesamt 56 Hektar Fläche erworben. Mit Landwirten seien Bewirtschaftungsvorgaben vereinbart und Pachtverträge mit einer fünfjährigen Pachtzeit abgeschlossen worden.
Ausführliche Informationen erhielten die Mitglieder auch über das Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg. Die Planungsphase sei beendet und der Antrag des Pflege- und Entwicklungsplanes liege dem Land Hessen und dem Bundesamt für Naturschutz Bonn zur Prüfung vor. „Wir haben aber noch keine Zustimmung des Landes Hessen, obwohl das Planwerk mündlich einvernehmlich abgestimmt wurde. Grund hierfür sind die sich permanent ändernden Entgeltforderungen und Flächengrößen für die Ausweisung von Flächen für die natürliche Waldentwicklung", so Zobich. Das Land Hessen seit nach den direkt betroffenen Akteuren im Vogelsberg der größte Nutznießer des Naturschutzgroßprojekts.
Zu Beginn der Hauptversammlung hatte bereits der jetzige Projektleiter Joachim Schönfeld auf die äußerst umfangreichen Planunterlagen hingewiesen und angeboten, dass diese in der Geschäftsstelle in Lauterbach eingesehen werden könnten. Einen breiten Rahmen nahmen danach die Vogelsbergteiche ein. So kam beim Ankauf der Teiche in 2000 eine Großspende über fast 40.000 Euro von einer privaten Stiftung zum Einsatz. Die Stiftung konnte aufgrund ihrer Satzung aber kein Geld verschenken, daher wurden bestimmte Flächen gekauft und im Grundbuch eingetragen. Die Stiftungsaufsicht verlangt jedoch jetzt den Verkauf dieser Grundstücke.
Der Landesverband hat ein Angebot in Höhe des Kaufpreises aus dem Jahr 2000 unterbreitet. Die NABU-Stiftung kauft nun die Weiherwiese für rund 17.500 Euro und der Restbetrag von über 30.000 Euro müssen vom NABU-Kreisverband finanziert werden. Vorgeschlagen wurde, dass die NABU-Ortsgruppen bei der Finanzierung des Ankaufes der Vogelsbergteichflächen mit der Hälfte des Betrages von acht Euro pro Mitglied, also mit vier Euro unterstützen. Die Ortsgruppe Freiensteinau habe bereits 3.000 Euro bereitgestellt. Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen.
Nachwuchswerbung wichtig
Für die Arbeitsgemeinschaft Avifauna stellte deren Leiter Axel Rockel den Bericht vor. Er wies auf die Frühjahrs- und Herbstveranstaltungen mit Exkursionen hin und bat dringend um Nachwuchswerbung. Die meiste Zeit benötige man inzwischen für die vielen Stellungnahmen zur Windkraft. Hier müsse man sich mit Gut- aber auch mit „Schlecht"-achten beschäftigen.
Die Aktivitäten der Biber an der Fulda haben nach Beobachtungen des Biberbeauftragten Heiner Müller zugenommen. So seien zwei feste Quartiere mit vier bis fünf Tieren vorhanden. Von der Fulda her kommend erobere der Biber jetzt offenbar auch die Schlitz. So seien sechs bis acht Tiere oft wochenlang da, dann aber plötzlich wieder verschwunden.
Über das Ausbildungs-Zentrum für Naturschutz im Vogelsbergkreis (AZN) berichtete deren Leiter, Dr. Martin Jatho, dass an 115 Veranstaltungen fast 2.100 Teilnehmern teilnahmen. 70 Prozent der Gruppen seien Schulklassen. Die Pädagogische Mittagsbetreuung „Naturerkundungen" an der Erich-Kästner-Schule in Alsfeld sei fortgesetzt worden und das Kooperationsprojekt mit der Max-Eyth-Sule Alsfeld „Lernort Natur" feiere in diesem Jahr das zehnjährige Bestehen. Ein Geländespiel zum Thema Hecke habe es bei einer Projektwoche an der Schlossbergschule in Ulrichstein gegeben und die Ferienspielveranstaltungen seien von 100 Kindern besucht worden.
Carmen Schramm gab anschließend einen Einblick über die Arbeit in der Arbeitsgemeinschaft Eulen die seit dem Vorjahr besteht. Hier bemühe man sich die Eulenarten und deren Anzahl in den einzelnen Großgemeinden festzustellen und bei der Herstellung von Brut- und Nisthilfen zu unterstützen.
Ausführlich ging dann Maik Sommerhage vom NABU-Landesverband auf das Rotmilanprojekt ein. Hessen habe mit aktuell 1200 bis 1350 Brutpaaren zehn Prozent der deutschen und fünf Prozent der Weltpopulation. Im Vogelsbergkreis sei mit etwa 150 bis 170 Brutpaaren das beste Gebiet für den Rotmilan in Hessen und eines der Besten in Deutschland. Den Bestandsrückgang im Zeitraum von 1998 bis 2008 bezifferte er deutschlandweit mit 35 Prozent. Als Gründe nannte er Habicht, Uhu, Waschbär und Marder als natürliche Feinde und menschliche Störungen am Brutplatz, illegale Verfolgung durch Abschuss und Vergiftung. Außerdem Stromleitungen, Straßenverkehr und Windkraftanlagen. Sommerhage stellte verschieden Schutzmaßnahmen vor. Finanziert würden die Schutzmaßnahmen für den Rotmilan aus den 500.000 Euro, die aus einem Kompromiss mit OVAG, Hessen-Energie und Bürgerwind Ulrichstein bezüglich der Stilllegung von fünf Windkraftanlagen, erstritten wurden.
Der Tagesordnungspunkt „Biodiversität in Hessen und im Vogelsbergkreis mit Schwerpunkt „Kernflächenausweisung" im Rahmen der „Naturschutzrichtlinie für den Hessischen Staatswald" wurde aus Zeitgründen auf eine der nächsten Versammlungen vertagt. (gr)+++