„Like it?" STEFFEN HENSSLER berichtet von "schlafender Bestie"

05.05.14 - Hungrig sollte man ihn auf keinen Fall besuchen. Nicht etwa, weil er nicht kochen könnte. Aber bei den Dingen, die Steffen Henssler am Samstagabend in Fulda so alles  in die Pfannen warf, drohten akute Heißhungerattacken. Seine kulinarische Reise um die Welt sollte die Zuschauer nach Hamburg, New York und Tokio führen - und natürlich nach Fulda. Er selbst bezeichnet sich als den Mann, der Rocky die Steaks weichgekloppt hat. Selbstsicher und gekonnt fliegen die Sprüche von der Bühne in die Ränge. Der Wahl-Hamburger ist Medienprofi: Keiner der Witzchen (und sorry, der ein oder andere war schon etwas flach) verfehlte seinen Zweck, er heizte an, er kochte und bezirzte die Fans im Publikum mit gewohnt beißender Situationskomik.

Via übergroßer Leinwand war beste Sicht auf den Koch und in die Pfannen garantiert. Der sich ausbreitende Duft der süßen Apfel-Pizza, dessen Rezept Henssler von einem der weltbesten Pizzabäcker aus New York mitgebracht hatte, flüssige Schokolade über dicken Streuseln und zart schmelzendes Kirscheis: Vollkommen gebannt fragten sich die meisten Zuschauer, wie das denn wohl schmecken könne. Meine mitgebrachten schlummernden Gabeln hüpften schon fast aus der Handtasche, als der sympathische Assistent Clemens Maiwald den einzig richtigen Weg mit pizzabeladenen Tellern einschlug - nämlich den zu meinem Platz.

So stellte sich, nachdem das Wasser im Munde bereits zu kleinen Sturzbächen angeschwollen war, ein dankenswerter Appetitzügler bei der Reise nach Peking ein: Gebratene Hühnerkrallen - dem europäischen Auge ein ungewohntes Bild. Das hatte selbst Hensslers Geschichte von der Hot-Stone-Massage im wohlduftenden Thaitempel nicht geschafft. Die „schlafende Bestie", die in eine Art Slip gezwängt wurde, trieb den Zuschauern die Lachtränen in die Augen. Der 41-Jährige ließ nicht locker, seine hemmungslosen Schilderungen („Bis dahin kannte ich nur so einen Massage-Thaifrikadellenpuff in Hamburg" oder „Ich merkte: Ich muss tierisch furzen!") taten der Verklärung des spöttelnden Kochs keinen Abbruch. Denn obwohl er ausführlich über seine – vollkommenen kontraproduktiven und definitiv überflüssigen – Darmaktivitäten sprach, konnte man ihm nicht böse sein. Die Imitation der fortwährend besorgten Thailänderin („Like it?") brachte auch Fäkal-Humorlose zum Schmunzeln.

Mit ihm da oben in der schmucken Show-Küche zu stehen, davon träumten zu Beginn des Events wohl viele Zuschauer. Christian, ein Mann der nach Handzeichen seiner Freundin nie für sie kocht, wurde diese Ehre zuteil. Doch der Auftritt des Pärchens nahm eine ganz unvorhergesehene Wendung. Statt kochen zu lernen, erzählte Christian frei von der Leber weg – wie es so ist, bei Mutti zu wohnen, warum er eigentlich nie kocht und warum er Fisch nicht mag. Schade, gerade einen solchen musste er filetieren und in feine Scheiben schneiden. Nach dem Geschmackstest bemerkte der Küchenneuling trocken: „Na ja, es geht. Fischig halt". Kein Wunder bei Sashimi vom Loup de Mer. Zu guter Letzt gab es „Hensslers schnelle Nummer": In zweieinhalb Minuten haute der TV-Koch mit viel Effekthascherei noch ein Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln in die Pfanne.

Ein kleiner Wermutstropfen blieb nach der Show: Wäre Henssler eine Frau, wäre mehr Kochen beim Reden möglich gewesen. So war es ein entweder oder, die Neugier nach dem "wie-macht-denn-der-Henssler-das" konnte (vielleicht auch wegen der hohen Erwartungen) gar nicht gestillt werden. Für weniger ambitionierte Hobby-Köche war die Mischung aus Unterhaltung und Koch-Lehrgang gelungen.

„Like it!" (Anna Medlin) +++