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Vernissage von Isolde EBERT im Alsfelder Zentrum
27.05.14 - Der Marktplatz mal ganz anders! „Ein Platz stellt sich vor“ lautet das Thema der Ausstellung. Es ist aber nicht das Bild des Marktplatzes mit seinem weltbekannten städtebaulichen Ensemble, dem über 500 Jahre alten Rathaus, der Walpurgiskirche, den Fachwerkhäusern, die vorgestellt werden. Es sind die Menschen, die diesen Platz bestimmen, und aus der Sicht der Fotografin Isolde Ebert das besondere Gesicht geben. Ohne die Menschen sind alle Plätze nur Urbanität, ohne Leben. Erst die Menschen, die Bürger, und besonders diejenigen, die in den Häusern am Marktplatz leben, wohnen, arbeiten – und diesen Marktplatz jeden Tag mit Leben erfüllen, so bekommt der Marktplatz in Alsfeld sein besonderes „Gesicht“.
Die Idee dieser „besonderen Lebendigkeit“ des Alsfelder Marktplatzes, dem Herzen unserer Stadt, wurde, so erwähnte Isolde Ebert bei der Begrüßung anlässlich einer kleinen Vernissage in dem Fotoatelier im Hause Nummer 11 am Marktplatz, bei der Betrachtung einer Sendung im hr-Kultur deutlich. Ohne die Menschen in dem Innern der Bauten sind alle Plätze eigentlich leer, sind nichts.
Zu den Menschen, die auf dem Marktplatz wohnen gehören auch Otto und Marianne Leidner. Sie wohnen im Haus Nummer 11. Otto Leidner wurde hier geboren; seit 66 Jahren kennt er nichts anderes als sein Elternhaus. Bereits seine Großeltern hatten hier ein Geschäft. Sie verkauften Porzellan, Haushaltswaren und Spielwaren. Auch Otto Leidner stand in seiner Kindheit des Öfteren „hinter der Verkaufstheke“. „Ja hier fühle ich mich nach wie vor zuhause“, sagte Otto Leidner im Gespräch mit der OZ. Von den ehemaligen Nachbarn gibt es nur noch Ramspecks. Die Häuser sind geblieben; die Menschen weggezogen, der Arbeit gefolgt oder verstorben. Das alles ist eben der Zeit geschuldet, meinte Otto Leidner.
Dafür sind andere Bürger auf den Marktplatz gezogen. Weil wir es etwas lebendiger wollten, haben wir uns ein Haus auf dem Marktplatz erworben, erzählte Bernd Hombergs, seit 25 Jahren Bürger in Alsfeld. Zusammen mit seiner Ehefrau Jutta Hombergs wohnen sie jetzt fast 10 Jahre im Haus Marktplatz 5. Mittlerweile ist auch Schwiegermutter Inge Biermann zugezogen. Oder Helmar Bünnecke. Das Alsfelder-Urgestein, schlug es von der Obergasse über die Obere Fulder Gasse auf den Marktplatz. Hier betreibt Helmar Bünnecke seit 1989 ein Buchgeschäft, direkt neben dem Rathaus. Das ist gut so – das stimmt – der Marktplatz lebt – jeden Tag und jeden Tag anders!
Seit hunderten von Jahren war und ist der Marktplatz aber immer Standort der Stadtregierung. Rathaus, Weinhaus, Hochzeitshaus sind Zeugnis. Erster Stadtrat Jürgen-Udo Pfeiffer zeigte sich erfreut darüber, dass nicht nur Häuser und Pflastersteine als „stumme Zeugen“ abgelichtet werden, sondern die Menschen sich in die Darstellung des „ersten Platzes in Alsfeld“ eingebracht haben. Interessant dabei auch das Bild mit „Schlüsselübergabe auf dem roten Teppich“; mit Bürgermeister Ralf Becker, dem neu gewählten Bürgermeister Stephan Paule und dem Ersten Stadtrat Jürgen-Udo Pfeiffer, das den demokratischen und politischen Wechsel im Rathaus verdeutlicht. Wieviel Menschen am Marktplatz wohnen, arbeiten und damit täglich das menschliche Gesicht dieses Platzes prägt, war Isolde Ebert nicht bekannt. Es sind viele – und alle, die Isolde Ebert in der Umsetzung ihrer Idee – die immerhin 18 Monate gedauert hatte - angesprochen hatte, waren bereit sich zu öffnen, mitzumachen, dabei zu sein.
Das wurde auch bei der Eröffnung der Ausstellung deutlich. Es wurde eng in dem Fotogeschäft am Marktplatz. Alle hätten auch keinen Platz gefunden, aber diejenigen, die gekommen waren, zeigten sich zufrieden und erfreut. Das fördert die Gemeinschaft, den Gemeinschaftssinn und das Zusammengehörigkeitsbewusstsein. Denn: auch wir sind Marktplatz! An dem Projekt „Ein Platz zeigt Gesicht“ mit 16 Häusern und den Menschen, haben sich die Fotografen Axel Pries, Frank Solf, Juri Auel, Kae Hall, Rafael Hinkel, Tina Schüssler und Timon Fischer beteiligt. – Bis Ende September 2014 werden die Bilder im Fotoatelier Ebert ausgestellt. Danach wird die Ausstellung auch im Regionalmuseum zu sehen sein.(als)+++