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Nominierung verhalf SV Ehringshausen zu Umzug
28.05.14 - Jetzt hat es auch den Vogelsbergkreis mit einer Sommerfastnacht-Challenge-Aktion erwischt. In Gemünden-Ehringshausen tobte mitten im Regen der Bär, auf der Hauptstraße setzte sich ein Faschingsumzug in Bewegung. Die Bevölkerung traute ihren Augen nicht, Autofahrer konnten es kaum fassen. Und selbst die „hartgesottenen Narren“ aus Köln, die seit Jahren die karnevalistische Szenerie in Ehringshausen beherrschen und fest im Griff haben, waren von der Rolle: "In Köln haben wir so etwas noch nicht erlebt". Helau und Alaaf am 26. Mai.
Aber eine gewisse Vorahnung konnte man schon haben, denn seit einigen Wochen laufen ähnliche Aktionen schon mit den Feuerwehren. Jetzt ist der Kettenbrief, sozusagen im Schneeball-System, auch in den Carnevals-Vereinen ganz offensichtlich angekommen. Als Mail erreichte die Nominierung dieser „verrückten Aktion“ Uwe Diegel vom SV Ehringshausen am Sonntag gegen 21.20 Uhr. Binnen 24 Stunden musste der Inhalt des Kettenbriefes angenommen werden; ansonsten drohte ein „Strafe“ in Form einer Grillfeier mit 50 Liter Bier für den CC Ruppertsburg, der den SVE in Vorschlag gebracht hatte. Auf eine solche Idee muss man erst mal kommen.
Am Montagabend, 19:30 Uhr setzte sich der Faschingsumzug der Karnevalsabteilung des SV Ehringshausen bei strömendem Regen in Bewegung. Das Prinzip zu diesem Sommerfaschingsumzug ist mehr als einfach: Gruppe A macht eine verrückte Aktion, „nominiert“ Gruppe B zum Nachmachen und diese machen mit und „nominieren“ dann weiter. Es geht weiter und weiter und weiter. Uwe Diegel hatte die „Nominierung“ durch den CC Ruppertsburg entgegengenommen und leitete sie an die Mitglieder Narrenabteilung des SVE weiter. Denn innerhalb von 24 Stunden muss die Nominierung angenommen und umgesetzt werden. Selbst die eingefleischtesten Karnevalisten, darunter Trudi Seipp und Karl-Heinz Beckmanns aus Köln, seit Jahren in Ehringshausen wohnend, konnten es fast gar nicht glauben. Aber es wurde nicht weiter geredet, sondern gehandelt.
Schnell war klar, dass Ehringshausen die Wette annimmt. Die Zeit drängte, bis um 21.20 Uhr am Montagabend musste der Nachweis der Umsetzung der Nominierung per Video auf You Tube eingestellt sein. Dazu auch noch die Nominierung von drei weiteren Carnevalsvereinen erfolgen. Nur so kann die Aktion fortgesetzt werden.
Womit allerdings keiner der Aktiven des SV Ehringshausen gerechnet hatte: Dauerregen am Montag. Aber auch das ließ die Karnevalisten aus Ehringshausen mehr als kalt. Und so kamen sie aus allen Ecken von Ehringshausen und den Nachbardörfern und stiegen bereits in ihren Kostümen aus dem Auto, sprangen unter den Regenschirm und versammelten sich im Sportheim. Auch wenn sich einige selbst für verrückt erklärten, ging es nach den ersten Bierchen gleich locker zu. An der Spitze „Trudi“, der Ehrenprinz der Ehringshäuser Fassenacht. Schnell hatte man eine gute Stimmung. „Die Vögelein, die Vögelein vom Titicacasee“ klang es aus den Lautsprechern, draußen fuhren der Prinzenwagen und der Wagen des „Zoochleiters“ vor. Die Ehrengarde und die Tanzgarde übten schon mal die Schritte, das Dreigestirn mit Prinz, Bauer und Jungfrau sammelte sich. Man trank sich ein wenig Mut an und wartete darauf, dass der Regen aufhörte. Aber genau das Gegenteil trat ein. Der Regen wurde immer stärker – die Zeit der 24-Stunden-Aufgabe rückte immer näher. Also entschloss man sich, nach dem Motto „gewaschen werden wir sowieso“ zum Faschingsumzug durch Ehringshausen.
Vom Sportheim zur Dorfmitte, zum Lindenplatz und zurück. Die Ehringshäuser Bürger, die an den Fenster standen, trauten ihren Augen nicht, als sie die Narren durch das Dorf – mitten im Regen – und völlig abseits jeglicher karnevalistischer Zeit laufen und fahren sahen. Auch zahlreiche Autofahrer, die sich zudem noch auf der Umleitungsstrecke der aktuell gesperrten B 49 befanden, schüttelten nur den Kopf. "Was ist denn hier los – seid ihr verrückt?" - war noch einer gelinder Ausdruck.
Es waren fast 50 Karnevalisten, die sich an dem Umzug beteiligten. Die Stimmung stieg mit jedem Meter des Umzugs an und erreichte zum Finale bei der Rückkehr am Sportheim ihren Höhepunkt. Im Sportheim selbst fand dann noch eine spontane Faschingsparty statt, zu der man noch die Eisbären, Mickie Krause und als Stargast Helene Fischer mit einem Auftritt begrüßen durfte.
Die Nominierung war erfolgreich bewältigt. Und Ehringshausen nominierte für die Fortsetzung der Aktion Sommerfastnacht-Challenge die Karnevalsfreunde aus Leusel, Angenrod und Alach aus Thüringen. Jetzt darf man gespannt sein, ob die Karnevals-Karawane in Leusel beim LCC oder in Angenrod beim CCA - oder vielleicht sogar in Alach in Thüringen in den nächsten 24 Stunden sich in einem Faschingsumzug weiter bewegt.(als)+++