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Prominente märchenhaft bodenständig
03.06.14 - Er ist ein romantischer Poet, ein Schöngeist, der sich für Musik und Kunst interessiert. Die eine besitzt eine Schönheit, die sie versteckt, um nicht auf ihre äußeren Werte reduziert zu werden und die andere ist ein oberflächliches Mädchen mit Starallüren, das nur auf sein Äußeres achtet. Die Rede ist nicht von einer modernen Daily Soap oder einer Bravo-Fotolovestory, sondern von einem Märchen aus dem 19. Jahrhundert, das mit seinem Plot immer noch eine immense Aktualität in sich trägt. Es geht um Ludwig Bechsteins „Siebenschön“, das von wahrer Liebe, echter Schönheit und der Macht des Wissens erzählt. 16 Tage lang dreht der HR seine erste Eigenproduktion für die ARD in der Rhön, der Ronneburg, dem Freilandmuseum Fladungen, Fulda und am heutigen Montag arbeitete das 43-Mann-Team und die sieben Komparsen auf Schloss Fasanerie.
„Natürlich schmückt das Produktionsteam das Märchen etwas aus, schließlich müssen wir 60 Minuten füllen“, erklärte Redakteurin Patricia Vasapollo vom Hessischen Rundfunk. Das ursprüngliche Märchen ist nämlich kaum länger als zwei Seiten, so dass für Regisseur Carsten Fiebeler („Sushi in Suhl“, „Die Goldene Gans“), die Drehbuchautoren Thomas Brinx und Anja Kömmerling („Rotkäppchen“, „König Drosselbart“) viel Raum zum Ausschmücken blieb. „Man schafft eine eigene Welt, was einen großen Reiz, aber auch eine große Herausforderung ist“, so Fiebeler. „Der Look des Films richte sich dabei nach der Märchenwelt. Man muss die Geschichte ja glaubhaft erzählen“. Dabei wolle er nicht die pädagogische Keule raushängen lassen, aber biete mit dem Film zumindest eine Moral und gewisse Werte an, die der Zuschauer sich annehmen könnte.
Es ist die Welt, in der die arme Bauerstochter „Siebenschön“ (Xenia Assenza) ihr Antlitz mit einem Schleier versteckt, da sie nicht auf ihre immense Schönheit reduziert werden will. Prinz Arthur (Franz Dinda) entdeckt jedoch ihre Tugend und ihr liebevolles Wesen, so dass er sich unsterblich in sie verliebt. Er will sie heiraten, was seinem Vater König Richard (Michael Kind) gar nicht gefällt. Er und der intrigante Baron von und zu Wildungen (Florian Panzner) wollen den Prinzen mit der oberflächlichen Prinzessin Zilly (Teresa Weisbach) vermählen. Um „Siebenschön“ von der Heirat abzubringen stecken die Intriganten den Hof der Eltern in Brand. Das verzweifelt die junge Schönheit so sehr, dass sie sich die Haare abschneidet und als Mann verkleidet am Hof des Königs als Diener arbeitet. Sie nennt sich „Unglück“, wird aber bald von ihrem geliebten Prinzen erkannt, der sie trotz aller Widrigkeiten zur Frau nimmt.
Die beiden Hauptdarsteller wurden laut Vasopollo auch ein wenig nach ihrem natürlichen Wesen ausgesucht. So wundert es nicht, dass die wunderschöne Xenia Assenza („Das finstere Tal“, „Inside WikiLeaks“) nicht mit ihrer Schönheit hausieren geht und Franz Dinda ("Die Wolke", „Der Medicus“, „Die Spiegel-Affäre“) neben Theater und Film ein Faible für Jazzmusik hat und schon einen eigenen Gedichtband herausgab. „Die Besetzungsstrategien gehen sicher in eine bestimmte Richtung und spielen da eine besondere Rolle. Die haben sich vielleicht gedacht: ‚mmh, wer könnte denn diesen romantischen Prinzen spielen‘ und sind dann irgendwie auf mich gekommen“, erzählte Dinda schmunzelnd im Interview mit osthessen-news.de.
Florian Panzner, bekannt aus zahlreichen deutschen Produktionen, wie „Luther“, „Der Tunnel“, „Tatort“ usw. spielt den intriganten Baron und hat einen „Riesen-Spaß an der Sache“. „Das ist einfach eine tolle Figur und ich bekomme herrliche Kostüme, die mir helfen, mich noch besser in diesen Charakter einzufühlen“, so Panzner. Ein bisschen orientiert sich der gebürtige Bielefelder dabei an dem Verhalten von Politikern, an deren Machtspielchen und der Art und Weise, sich in bestimmten Situationen zu verhalten.
Am Montag war der vorletzte Drehtag für „Siebenschön“, das voraussichtlich am 25.12.2014 um 14:10 Uhr im Fernsehen zu sehen ist. (Anne Baumann) +++