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- Alle Fotos: Klaus Scheuer

BAD HERSFELD BAP in der Stiftsruine

BAP Unplugged - Gelungener Auftakt der Bad Hersfelder Festspiele

07.06.14 - Einen besseren Start kann man sich kaum wünschen: zwei Tage hintereinander war die Bad Hersfelder Stiftsruine bis auf den letzten Platz besetzt - und das bereits bevor es überhaupt so richtig losgeht dieses Jahr mit den Festspielen. Im Vorprogramm des renommierten Theaterfestivals hat es sich seit geraumer Zeit bewährt mit einem genreübergreifenden Vorprogramm zu starten und damit die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit nach der Festivalpause wieder in die osthessische Provinz zu lenken. In diesem Jahr war es die Gruppe BAP, die in der Festspielstadt gewissermaßen das Licht einschaltete.

Da das erste Konzert bereits kurz nach der Ankündigung ausverkauft war, schob man noch ein zweites Konzert nach und die Plätze der Rune füllten sich erneut bis auf den letzten Platz. Eigentlich kein Wunder, denn BAP sind ein Phänomen, ebenso wie ihr Publikum; doch dazu später mehr. Die aktuelle Tour der Gruppe steht unter dem Motto "Zieht den Stecker!". Die Theaterakustik der Hersfelder Klostermauern bot somit für ein Unplugged-Konzert eine ungewöhnlich große Bühne bei ungewöhnlich guter Akustik. Wobei "unplugged", wie es Wolfgang Niedecken erklärte, alles andere als Stecker raus bedeute. Das Spiel auf vorwiegend akustischen Instrumenten stelle die Tontechnik vielmehr vor viel größere Herausforderungen als im herkömmlichen Setting.

Es bietet aber auch, davon konnte man sich in Bad Hersfeld überzeugen, viel differenziertere akustische Ausdrucksmittel. Vom sensiblen Piano der akustischen Gitarre, über den voluminösen Sound des guten alten Lesley-Kabinetts an der Hammond bis zum verzerrten Kraftausbruch des verstärkten Cellos: alles findet Raum, greift ineinandervermischt sich und bleibt doch durchhörbar. Vor allem aber: der Weg zum Ohr des Zuhörers ist ein direkter, man ist mehr als nur dabei, man ist mitten drin. Damit wären wir beim Phänomen des BAP-Publikums, denn selten trifft man auf eine solch große heterogene Gruppe von Menschen, die sich zugleich so homogen verhält. Vom Alt-Hippie, bis zum Frührentner ist alles vertreten und alle sind einfach so wie sie sind und wie sie wohl schon damals waren, als "Verdammt lang her" noch verdammt neu war.

Man fühlt sich richtig in dieser Gesellschaft, egal ob man im Anzug oder in Lederjacke aufläuft, und es sind sogar ein paar Junge dabei, die offensichtlich nicht der Gemeration BAP angehören, und die sich mit der Sprache schwer tun. "Englisch kann man sich jedenfalls übersetzen," höre ich als Kommentar aus der Reihe hinter mir, aber sind wir doch mal ehrlich: wer macht das schon. Man versteht eben, was man versteht, und mehr ist eben nicht wichtig. BAP ohne Kölsch oder mit Übersetzung wäre jedenfalls nicht BAP, soviel steht fest. Musikalisch ist die Band gereift, bietet ausgereifte und vielschichtige Arrangements mit zahlreichen Einflüssen. Im Zentrum steht natürlich nach wie vor Wolfgang Niedeckens Stimme, so ist man es gewohnt. Interessanterweise zeigt sich die musikalische Reifung jedoch vor allem bei den alten Titeln.

Hier zeigen sich in der Offenheit der neuen Interpretationen ganz neue Seiten, oder tauchen sogar ganz neue Dimensionen auf, ein Phänomen wie man es oft erlebt, wenn man gelungene Coverversionen hört. Selten erlebt man dieses Phänomen jedoch, wenn eine Band sich gewissermaßen selbst covert, denn selten fehlt dann der Mut und die Distanz, die eigene Schiene zu verlassen und eine neue Perspektive einzunehmen. BAP gelingt es hingegen ausgezeichnet, die eigene Musik völlig neu und zugleich ebenso authentisch zu spielen wie vor 30 Jahren, gerade weil so viel Zeit und Reifezeit dazwischen liegt. Es war also ein ganz modernes Konzert zu erleben in Bad Hersfeld, und zugleich schaffte es die emotionale Kraft der Musik auch die zeitliche Dimension zu erfassen.

Da durfte man hier und da gerne etwas sentimental werden. Und müde macht Alter und Reife offenbar nicht, denn nahezu vier Stunden Konzert vergingen wie im Flug (KLAUS SCHEUER)  +++


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