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Zähne zusammenbeißen: Luisa lässt sich von Dome einen Drachen tätowieren. - Foto: Konstantin Müller

FULDA Geht unter die Haut

DOME vermischt Farbe mit Emotionen - "Lebendige" Tattoos

04.07.14 - „BRRRRRRRT… BRRRRRRT… BRRRRRRRRRRRT“ – Wenn in Dome’s Studio dieses Geräusch ertönt, dann gibt’s meist kein Zurück mehr. Der 29-Jährige hat es sich zur Aufgabe gemacht, blasse Haut in grellen Farbtönen erstrahlen zu lassen. „Neotraditional“, „Old- und Newschool“ und „Comic“ nennen sich die unterschiedlichen Stile, mit denen Dome diverse Körperteile seiner Kundschaft verziert. Harte Schattierungen, viele Farbverläufe und „Lebendigkeit“ zeichnen das künstlerische Schaffen des gebürtigen Berliners aus. Er selbst hält sich für „einen totalen Spießer“ - die Tattoos, die seinen Körper zieren sprechen allerdings eine ganz andere Sprache: Ein buntes Durcheinander bahnt sich seinen Weg von seinen Füßen bis zu seinem Gesicht. Ein Schwan erstreckt sich auf seinem Hals, ein kleines Herz befindet sich direkt unter seinem Auge. Dome Hermessen ist Tätowierer in der Domstadt und möchte mit seinem neu eröffneten Studio „Green Swan“ nun Berliner Körperkult nach Fulda transportieren.

Diskrepanz zwischen „Kunst“ und „Handwerk“

Am 31. Mai 2014 eröffnete Dome gemeinsam mit seiner Freundin das Tattoo-Studio in der Fuldaer Löherstraße. Kunden können sich hier gratis beraten lassen. Dome verfeinert mitgebrachte Bilder und trägt sie auf die Haut von Tattoo-Begeisterten auf. Am liebsten entwirft er allerdings eigene Motive. Schon damals habe er viel „rumgeschmiert“, als Graffiti-Sprayer habe er sich in seiner Jugend versucht. Durch einen Kumpel in Berlin wurde er auf die Körperkunst aufmerksam und begann erste Skizzen zu zeichnen, vollständige Tattoos zu entwerfen und schließlich erste Kunden zu „bemalen“. „In erster Linie ist meine Arbeit ein Handwerk“, so Dome. „Ich vergleiche das Ganze immer mit der Tätigkeit eines Tischlers. Erst wenn man das Handwerk beherrscht, kann man anfangen sich künstlerisch auszutoben und wirklich etwas Kreatives schaffen. Beim Tätowieren ist das genauso.“ Viele verbinden den Beruf des Tätowierers mit einem Rockstarleben, im Endeffekt müsse Dome jedoch 14 Stunden am Tag „ackern“. „Am Ende des Tages zahlt mir das Handwerk die Miete, nicht die Kunst“, so der 29-Jährige.

Das „Fuldaer Tattoo-Volk“

Den Großstädter zog die Liebe nach Fulda. Hier freut er sich über die starke Mundpropaganda in der verhältnismäßig kleinen Stadt. Die Nachricht über die Eröffnung seines Ladens verbreitete sich wie ein Lauffeuer, Resonanz gebe es genug. „In Berlin oder Hamburg sind die Leute beratungsresistenter und haben ihren eigenen Kopf, - hier mach‘ ma‘ Arm - sagen die da.“

Dome kritisiert allerdings auch die krankhafte Sinnsuche in der Körperbemalung. „Hier den Stern widme ich meiner Oma, den meinem Bruder... usw.“, sowas habe er schon oft stechen müssen. Viele Kunden scheinen auf der Suche nach einer Rechtfertigung für ihr Tattoo zu sein. Den bloßen Wunsch nach Verschönerung und einer Stiländerung äußerten die Wenigsten.

„Ein wirklich schönes Beispiel für ein bedeutungsvolles Tattoo lieferte eine gute Freundin von mir aus Berlin. Sie wurde von ihrem Mann betrogen, mit dem Sohn alleine gelassen und von ihrer eigenen Schwester hintergangen. Sie wollte von mir ein persönliches Tattoo haben, das zu ihr passt.“ Fündig wurde Dome dann in einem Xavier Naidoo-Song, dem Lieblingslied seiner Bekannten. „Naidoo singt von einem Ritter mit rosarotem Visier. Das hat gut gepasst, weil meine Freundin trotz ihrer ganzen Schicksalsschläge ihr Lachen nie verloren hat. Damit habe ich dann ihren Arm verziert.“ Auch der 10-jährige Sohn habe dann mal die Nadel an der Haut seiner Mutter angesetzt.

Der Job des Tätowierers – Auf Tuchfühlung mit „nackter“ Kunst

Dome hantiert in seinem alltäglichen Beruf viel mit nackter Haut. „Natürlich kommt es da immer mal zu komischen Situationen. Einmal habe ich so einen FKK-Sportler aus Österreich tätowiert. Der wollte einen Pinocchio direkt über seinem Penis haben. Sowas macht man dann halt auch. Distanz kann ich aber gut durch die Handschuhe aufbauen, sobald ich die anhabe, fühle ich mich mehr wie ein Arzt, als wie ein perverser Spanner.“ Laut dem 29-Jährigen bringt der außergewöhnliche Job eine gewisse Intimität mit sich. Er hat gelernt damit umzugehen.

„Green Swan“ in der Löherstraße

Ein Schwanen-Tattoo befindet sich auf Dome’s Hals. Zudem ist er Tierfreund. Ebenso simpel wie nachvollziehbar ist nun der Findungsprozess des Namens seines Studios. „Wir haben hier einen hellen, freundlichen Laden. Nicht so ´ne Angeberhöhle. Wir hören hier kein Heavy-Metal und pöbeln auch keine Kunden an. (lacht) Bei uns ist jeder willkommen, der sich verschönern lassen möchte.“ Derzeit sucht Dome noch Mitarbeiter, einen Piercer wird es auch bald geben. Mehr Infos gibt’s auf der facebook-Seite: https://www.facebook.com/greenswantattoo (km)+++


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