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Despina (Ewelina Jurga), Fiordiligi (Ira Jung) und Dorabella (Antje Siefert) -

BAD HERSFELD Schule der Liebenden?

Mozarts COSÍ FAN TUTTE sorgte für kurzweiligen Abend in der Stiftsruine

09.08.14 - Der Donnerstagabend sollte in der Bad Hersfelder Stiftsruine ein großer Opernabend werden, bei dem auch das Publikum noch etwas lernen konnte. Eröffnet wurde die zweite Premiere der diesjährigen Opernfestspiele, wie schon die erste, von Martin Maria Krüger, dem Präsidenten des Deutschen Musikrats.

Vernunft und Leidenschaft, so heißen die beiden "Protagonisten" der Aufklärung. Mozarts 1790 uraufgeführte Oper Cosí fan tutte vereint diese nahezu gegensätzlichen Bestrebungen beispielhaft in sich. Neapel im 18. Jahrhundert – Die beiden jungen Offiziere Ferrando und Guglielmo wollen die Treue ihrer Herzensdamen, der beiden Schwestern Dorabella und Fiordiligi auf den Prüfstand setzen. Sie gehen eine Wette mit dem skeptischen Don Alfonso ein, dass ihnen die Herzen ihrer Liebsten sicher seien. Drahtzieher Don Alfonso und die beiden jungen Männer inszenieren deren Einberufung und kehren wenig später, verkleidet als Albaner zurück, um um das Herz der Partnerin des jeweils anderen zu werben. Das zu erwartende Szenario: Aus dem Spiel mit der Treue wird schließlich bitterer Ernst. Die beiden Männer, die sich anfangs der Treue ihrer Liebsten noch so sicher waren, sehen, getarnt unter ihren exotischen Gewändern ihre Felle davon schwimmen.

Die komische Oper, die mit Verlauf etwas an Ernst gewinnt, wurde inszeniert von Hugo Wieg. Dieser übernahm bereits in der letzten Spielzeit die Inszenierung der Mozart Oper, damals „Die Entführung aus dem Serail“. Das Bühnenbild wird dominiert von Elementen des Prunks und der Auflösung. Ein überdimensionaler goldener Rahmen, in mehrere Bruchstücke aufgeteilt bildet die Basis der Hauptspielfläche der Protagonisten. Im Hintergrund ein Bogen mit vier Säulen, den die Aufschrift „Vernunft“ ziert. Eine der Säulen steht nur noch zur Hälfte – im Bühnenbild wird visualisiert, dass in dieser Oper Werte und Erwartungen enttäuscht, gebrochen, widerlegt werden. Der schöne Schein hat am Ende kaum Bestand.

Ferrando (Markus Miesenberger), Despina als Notar verkleidet (Ewelina Jurga), Gugliemo ...

Die Darsteller, die Hugo Wieg für diese Inszenierung besetzt hat, sind allesamt überzeugend. Johannes Wollrab als Guglielmo und Markus Miesenberger als Ferrando stellen ein amüsantes Männerduo dar. In weiße Marineuniformen gekleidet eilen sie zu Beginn auf die Bühne – leichtfüßig, kess und irgendwie ein bisschen à la Traumschiff. Stimmlich und darstellerisch ist Wollrab in dieser Konstellation der Dominante. Der Bariton singt kraftvoll, hat deutlich mehr Feuer als sein Kompagnon. Seine Stimme ist kräftig, sein Gesang mit Nachdruck. Dabei mangelt es ihm nicht an Präszision in Intonation und Timing. Markus Miesenberger gibt den etwas drolligen Strahlemann. Dies wird ihm dann zum Verhängnis, wenn er wütend über das Verhalten seiner Liebsten ist – leider glaubt man ihm die Wut nicht. Stimmlich überzeugt er dafür umso mehr in den lyrischen Passagen. Seine wunderbar schwelgende Interpretation mit samtweicher Stimme und fließenden, unangestrengten Koloraturen, geht gut ins Ohr des Zuhörers.


Spaß vs. Ernst

Die beiden Schwestern auf dem Prüfstand werden dargestellt von Ira Jung (Fiordiligi) und Antje Seifert (Dorabella). Bereits in deren erster Szene, in der sie in mädchenhafter Manier kichernd und albernd Bilder ihrer Liebsten malen, tritt die komödiantische Ader vor allem Seiferts hervor. Die Mezzosopranistin ist es, die im weiteren Verlauf stimmlich wie darstellerisch ebenfalls das Gefühl der Verliebtheit wunderbar transportiert. Stimmlich hervorragend präsentierte sich am Premierenabend Ira Jung. Leicht und fast transparent erklingt ihre Stimme vor allem in großen Höhen. Koloraturen intoniert sie präzise und dennoch mit Gefühl und Leichtigkeit. Sie wirkt unangestrengt. Die Rolle der Fiordiligi, die dem Charme des vermeintlich Fremden länger widerstehen kann, ist die ernstere der beiden Frauenrollen, was sie sehr gut umzusetzen vermag. Manchmal jedoch scheint sie etwas steifer als unbedingt nötig.

v.l.n.r. : Marcus Weishaar (Don Alfonso), Fiordiligi (Ira Jung), Ferrando (Markus ...

Das wohl größte komödiantische Talent dieser Produktion besitzt vermutlich Nicole Meinhardt. Als quirlige Dienerin bringt sie während des gesamten Stückes Leben auf die Bühne. Herrlich schrullig zeichnet sie die Figur und amüsiert mit ihrem Augenrollen angesichts der Schwermut ihrer Herrinnen. Auch ist sie die große Fadenzieherin des Stückes. Ihre gesangliche Leistung steht hinter ihrem Spiel nicht zurück. Große Sprünge und Registerwechsel glücken ihr. Ebenso singt sie Koloraturen sauber. Bass Marcus Weishaar (Don Alfonso) war bereits in der letzten Spielzeit in der Mozart-Oper besetzt und hat sich als versierter Sänger und Darsteller bewährt. Sei Gesang ist voll und imposant und dabei technisch sauber.

Die Schule der Liebenden in der Inszenierung von Hugo Wieg ist großes Vergnügen für den Schaulustigen, den Liebenden, aber auch den einen oder anderen, der mit dem Operngenre noch etwas fremdeln mag. Das Publikum bedankte sich mit kräftigem Applaus. (Sabrina Ilona Teufel)+++


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