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Der aus einer Schreinerei hervorgegangene Betrieb Josef Link wird schließen - Max Colin Heydenreich

Das Möbelhaus bot - nach Erweiterungen - 6.000 Quadratmeter Verkaufsfläche - Max Colin Heydenreich
08.11.02 - Fulda
"AUS" für noch ein Möbelhaus: die Josef LINK KG schließt
Ein zweites traditionsreiches und bekanntes Möbelhaus in Fulda - nach FINK + VOGEL - schließt ebenfalls am 7. Dezember 2002 endgültig seine Pforten: die JOSEF LINK KG in der Max-Reger-Straße, einer Querstraße der Pacelliallee. Stammkunden hatten schon vor zwei Tagen einen Brief mit der Nachricht bekommen: "Wir schließen nach über 40 Jahren unser, über die regionalen Grenzen hinaus bekanntes Möbel- und Einrichtungshaus". Inzwischen hat der offizielle "Total-Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe" begonnen.
"Es ist bedauerlich, aber man muss im Leben Weichen stellen", sagte Inhaber Günter Link am gestrigen Donnerstagabend zu "Osthessen-News". Der Grund für das Ende: Link möchte sich mit 64 Jahren aus dem Geschäftsleben zurückziehen und hat keine Nachfolger. Für die 8 bis 10 Angestellten will Link eine "geordnete Lösung" finden, wenn das Möbelhaus am 7. Dezember den letzten "Öffnungstag" hat. "Das ist reiner Zufall", sagte Link zu der fast zeitgleichen Ankündigung von FINK + VOGEL. Über den Rückzug der "Kollegen" war er selbst überrascht: "Während meiner mehrmonatigen Gespräche auch hier in der Region für eine eventuelle Übernahme gehörte Vogel schließlich auch zu den Interessenten".
Für das Gebäude gebe es derzeit verschiedenste Interessenten, denkbar wären neben einem Möbelunternehmen oder Firmengründern in diesem Handelszweig auch branchenfremde wie ein Babyhaus oder Elektronikgeschäft. Doch Entscheidungen sind noch nicht gefallen, auch nicht, ob die Immobilie nur vermietet oder verkauft wird. Der Schreinereibetrieb J. LINK in Künzell-Dirlos soll "vorläufig noch bleiben".
Alteingesessenen Fuldaern ist "Link" noch als "Markenname" für eine langjährige Konkurrenz unter entfernten Verwandten bekannt: im Gebäude schräg gegenüber an der Pacelliallee verkaufte früher die Firma Walter Link ebenfalls Möbel. "Die haben sich einen richtigen Wettbewerb geliefert - wenn einer angebaut hat, zog der andere bald nach", erinnert sich eine 81-jährige Fuldaerin.
Doch während "Walter Link" später nach Petersberg umzog, sich vergrößerte und dann an die Unternehmensgruppe "Sommerlad" verkaufte, orientierte sich das Möbelhaus "Josef Link" an seiner individuellen Stammkundschaft mit einem Angebot aus großen Markennamen und gehobener Wohnkultur auf über 6.000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Das Familienunternehmen in der 4. Generation errichtete in Künzell-Dirlos im Gewerbegebiet noch eine großzügige Schreinerei und fertigte anspruchsvolle Sonderanfertigungen, etwa maßgenaue Einbauten für Büros, Laden-Innenausbau oder Privathaushalte. Eine erste Reduzierung kam vor einigen Jahren mit der Aufgabe des Vollsortiments zugunsten der zwei Bereiche Küchen und Polstermöbel.
Dass das Familienunternehmen nun nicht weitergeführt wird, schreibt Günter Link auch einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung zu: "Jüngere Leute wollen heute nicht mehr täglich 10 bis 12 Stunden arbeiten, so wie wir das gemacht haben. Gestern Abend habe ich mich mit einem Schlosser unterhalten, dem gehts genauso - wenn er um 20 Uhr aus der Werkstatt geht, nimmt er noch Buchhaltungskram in die Wohnung mit." Jüngere Leute wollten ihre Freizeit haben und Hobbies nachgehen können. Sein Sohn, der früher die Schreinerei führte, sei bereits im vergangenen Jahr "ausgestiegen". Die Tochter Dagmar, die im Einrichtungshaus tätig war, arbeitet jetzt in München - in einer festen Stelle mit geregelter Arbeitszeit. Zu der permanenten Arbeitsüberforderung Selbständiger komme dann noch die "absolut nicht mittelstandsfreundliche Wirtschaftspolitik".
Und die momentane Wirtschaftslage mache auch nichts leichter, sagte Günter Link. Da schwang auch ein wenig Bitterkeit mit, als er am 1. Abend nach der großen "Räumungsverkauf-Anzeige" feststellte: "In den letzten 4 Wochen war kaum was los - heute ist der Laden voll". +++

Viel Betrieb - weil der Räumungsverkauf begonnen hat - Max Colin Heydenreich

Stammkunden zählten zu den ersten "Schnäppchenjägern" - Max Colin Heydenreich

Andrang beim Probesitzen - im "Normalbetrieb" sieht es bei allen Möbelhäusern derzeit anders aus - Max Colin Heydenreich

- Max Colin Heydenreich

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